Salihamidzic: "Vidal ist Juves Herz"

Hasan Salihamidzic hat für beide Klubs gespielt. In der AZ analysiert Brazzo das Duell vorab – und spricht über Bierduschen
AZ: Herr Salihamidzic, wie gut ist Ihr Draht noch nach Turin?
HASAN SALIHAMIDZIC: Mein Kontakt ist noch sehr gut! Gigi Buffon habe ich erst kürzlich in Turin in der Juve-Kabine für „Sky” interviewt. Und mit Giorgio Chiellini habe ich oft per SMS Kontakt. Er freut sich auf das Spiel!
Gibt's besondere Vorkehrungen bei Juve?
Juventus ist nach dem 2:1 bei Inter am Samstag beisammen geblieben und schon sonntags nach München geflogen. Es ist ein besonderes Zeichen, wie ernst Juventus die Bayern nimmt.
Auf wen muss Bayern besonders aufpassen?
Andrea Pirlos Pässe sind absolut genial. Und dann ist da noch der Ex-Leverkusener Arturo Vidal, den Bayern auch mal haben wollte. Im Juve-Mittelfeld gibt er die Kommandos. Er entscheidet, wann Pressing gespielt wird. Er ist das Herz. Wenn er gut drauf ist, ist Juventus gleich eine Klasse besser. Dann wird's schwer für Bayern.
Was für ein Spiel erwarten Sie?
Der Respekt voreinander ist riesengroß. Im ersten Spiel werden sich beide ein bisschen ran tasten. Ich bin gespannt, wie es sich entwickelt – wer als erstes sein Visier fallen lässt. Es kommt zweimal auf die Tagesform an.
2009 schoss Bayern Juventus mit 4:1 aus der Champions League. Spielt das noch mit rein?
Erinnern Sie mich nicht daran! Ich saß damals auf der Juve-Bank, das war nicht schön anzusehen. Wir haben 1:0 geführt – und dann eine schöne Klatsche bekommen. Aber glauben Sie mir: Das spielt heute gar keine Rolle mehr. Juventus ist jetzt eine ganz andere Mannschaft.
Der FC Bayern hat am Samstag den HSV mit 9:2 abgeschossen. Man stelle sich vor, das hätte zur Meisterschaft gereicht und danach hätte man nicht feiern dürfen…
Bayern ist doch schon gefühlt seit sechs Wochen Meister! Dann ist es doch okay, dass jetzt, in der heißen Phase der Champions League, keine große Party stattfindet. Ich glaube nicht mal, dass man das den Spielern groß klar machen muss. Die hätten sich zusammengerissen.
Wie bitte? Solche Töne von Ihnen, der personifizierten Weißbierdusche?
Na hören Sie mal: Das ist ein Champions-League-Viertelfinale – das sind doch die Spiele, für die ein Profi lebt! Jetzt geht's um alles – es ist das wichtigste Spiel der Saison! Da ist es normal, dass man sich professionell drauf vorbereitet.
Jetzt mal im Ernst: Macht denn ein Meister-Bier so viel aus?
Bei einem Bier bleibt's ja nie! (lacht) Das wäre auch Schwachsinn. Entweder man feiert richtig – oder man lässt es bleiben.
Wie war's denn früher?
Wir sind 2001 direkt vor dem Champions-League-Finale Meister geworden - das Wahnsinnsding mit dem Tor von Patrik Andersson in Hamburg damals. Sicher ist danach auch Bier geflossen, es war ein sehr emotionaler Titel. Groß gefeiert haben wir aber nicht.
Dafür aber dann nach dem Champions-League-Sieg.
Wir haben damals jeden Titel gut gefeiert – aber zur richtigen Zeit! Nach dem Champions-League-Titel 2001, puh, da haben wir wirklich zwei Wochen lang Gas gegeben. Da sagt ja dann auch keiner was – die Saison war ja vorbei.
Noch eine nette Anekdote: 2006 war Felix Magath zu betrunken für die Meister-Feier am Abend.
Daran kann ich mich noch erinnern . Aber wenn man zweimal hintereinander das Double gewinnt, dann ist das auch okay. Danach stand auch kein Champions-League-Spiel an. (lacht)