Salihamidzic: Bilanz nach hundert Tagen als Sportdirektor beim FC Bayern

Der Sportdirektor des FC Bayern spricht über sein Jubiläum und lobt Trainer Heynckes: "Ich kann von ihm lernen und von seiner Erfahrung profitieren." Was er verändert hat und was er nun anpacken muss.
München - Hasan Salihamidzic hat von seinem Jubiläum noch nichts mitbekommen, als ihn die AZ am Dienstag erreicht. "100 Tage? Ist es wirklich schon so lange her?", fragt Brazzo und lacht.
Für den Sportdirektor des FC Bayern verging die Zeit rasend schnell, seit er am 31. Juli überraschend als neuer starker Mann in der sportlichen Führung vorgestellt wurde. Kein Wunder: Salihamidzic wurde in seiner Anfangszeit mit Problemen konfrontiert, die wohl auch jeden erfahrenen Bundesliga-Manager extrem gefordert hätten: misslungener Saisonstart, Trainer-Entlassung, unzufriedene Stars, zerstrittene Vereinsbosse, dazu das Erbe als Nachfolger von Matthias Sammer – es gibt leichtere Jobeinstiege.
Doch beschweren will sich Salihamidzic freilich nicht. "Meine Arbeit macht mir großen Spaß", sagt er: "Besonders freue ich mich darüber, dass die Mannschaft unter Jupp Heynckes so gut funktioniert. Wir sind auf dem richtigen Weg, das haben die vergangenen Wochen gezeigt."
Bilanz nach 100 Tagen
Die AZ zieht nach 100 Tagen Bilanz: Was Brazzo erreicht hat, welche Aufgaben jetzt vor ihm liegen.
Der schwierige Start: Salihamidzic übernimmt als Novize den Sportchef-Job – ein Amt, dessen öffentliche Wahrnehmung sehr groß ist. Der Sportdirektor gibt bei Medienauftritten kein glückliches Bild ab, ein Rhetorik-Talent wie Vorgänger Matthias Sammer ist er nicht. Doch die Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge lassen Salihamidzic am Tag nach der Entlassung von Carlo Ancelotti vor die Presse treten. Ein Fehler. Brazzo kann inhaltlich nicht überzeugen. Ebenso negativ: Eine Kicker-Geschichte, in der peinliche Details erwähnt werden, etwa, dass Salihamidzic Monacos Topspieler Thomas Lemar nicht gekannt habe. Brazzo dementiert später. Die Frage aber bleibt, wer aus dem Bayern-Umfeld die Info gestreut hat.
Brazzos Veränderungen: Der Bosnier führt noch während Ancelottis Amtszeit ein Rauchverbot im Profibereich ein, aktuell tüftelt er an einem neuen Scouting-System, wie er der Sport Bild verriet. Mit Michael Reschke verloren die Bayern einen weltweit vernetzten Top-Mann. Neben dem Scouting kümmert sich Salihamidzic um die Nachwuchsakademie, die medizinische Betreuuung der Stars, wirkt als Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand. Viel zu tun also. Positiv für den Neuling: Seit Jupp Heynckes Trainer ist, kann er mehr im Hintergrund wirken, der Coach steht im Fokus. "Die Zusammenarbeit ist überragend", sagt Heynckes nach einem gemeinsamen Monat und erklärt: "Jeder braucht in einer neuen Position Zeit, um sich einzuarbeiten, um die ganzen Abläufe und den Klub vom Innenleben kennenzulernen. Ich denke, dass er ein gutes Standing in der Gruppe hat und bei Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sowieso."
Salihamidzic gibt die Komplimente zurück, sagt zur AZ: "Ich arbeite mit Jupp Heynckes sehr eng und vertraulich zusammen. Wir tauschen uns täglich aus. Ich kann von ihm lernen, von seiner Erfahrung profitieren. Ich versuche, ihm den Rücken freizuhalten."
Seine Herausforderungen: Sportlich sind die Bayern dank Heynckes wieder top. "Jupp führt viele Gespräche mit den Spielern, ich schätze seine Methoden", sagt Salihamidzic: "Wie schnell er die Mannschaft in die richtige Spur gebracht hat, ist wirklich beeindruckend. Ich habe in diesen 100 Tagen eine Menge mitgenommen." Für den Sportdirektor gibt es aktuell trotzdem eine Menge Arbeit. Nach dem Aus von Volker Braun muss ein neuer Mannschaftsarzt her. Die Spur führt zu Legende Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.
Außerdem soll im Winter ein neuer Stürmer kommen, im Sommer ein neuer Trainer – und einen Nachfolger für Franck Ribéry und Arjen Robben braucht es demnächst ja auch. Eines ist gewiss: Die nächsten 100 Tage werden für Brazzo alles, aber nicht langweilig.
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