Rummenigge: Wehmut, Sehnsucht, Hunger

Nach dem „Drama dahoam” startet Bayern einen neuen Angriff auf Europas Krone. „Keiner kann Chelsea vergessen”, sagt Rummenigge. 1999 war es ähnlich, es folgte der Triumph 2001.
von  Patrick Strasser
Den schönsten Sieg gegen Valencia feierte man in Mailand: beim bislang letzten Champions-League-Sieg 2001. Im Elfmeterschießen wurde damals Oliver Kahn zum Helden. Den letzten Elfmeter für Bayern verwandelte Thomas Linke. Ein denkwürdiger Abend.
Den schönsten Sieg gegen Valencia feierte man in Mailand: beim bislang letzten Champions-League-Sieg 2001. Im Elfmeterschießen wurde damals Oliver Kahn zum Helden. Den letzten Elfmeter für Bayern verwandelte Thomas Linke. Ein denkwürdiger Abend. © dpa

Nach dem „Drama dahoam” startet Bayern einen neuen Angriff auf Europas Krone. „Keiner kann Chelsea vergessen”, sagt Rummenigge. 1999 war es ähnlich, es folgte der Triumph 2001. Ein Vergleich

MÜNCHEN Einmal tut es noch weh. Wenn am Mittwochabend um etwa 20.42 Uhr vor dem Spiel gegen Valencia (20.45 Uhr, ZDF und Sky live) die getragene Champions-League-Hymne in der Allianz Arena gespielt wird, sollten die Bayern-Stars an irgendetwas Schönes denken. Nicht an den FC Chelsea, auf keinen Fall, nicht an diesen 19. Mai. Besser an ihre Herzensdamen, einen Urlaub oder den baldigen Wiesnbesuch.

Es ist die vierte Etappe der Vergangenheitsbewältigung an Ort und Stelle eines der grausamsten Erlebnisse der Vereinsgeschichte, dem Elfmeter-Desaster gegen die Londoner. „Hier kann keiner dieses Spiel gegen Chelsea vergessen. Da ist uns zu viel Dramaturgie widerfahren”, sagte Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge am Montag, „wir machen uns alle den Vorwurf, dass wir diverse Male in dem Spiel die Chance hatten, den Sack zuzumachen.” Und den Pott in die Vitrine zu stellen.
 

Doch eine klitzekleine Entschädigung gab es bereits mit dem Prestige-Sieg im Supercup Mitte August gegen Dortmund – immerhin: ein Pokalchen. Es folgten zwei Heimsiege: Gegen Stuttgart (6:1) und Mainz (3:1), beide Male traf Bastian Schweinsteiger. Fehlt nur noch: ein verwandelter Elfmeter vor der Südkurve. Aber mittlerweile wurden sogar die Tore ausgetauscht, der verwunschene Pfosten ist in Rente. Alles auf Anfang. Neustart mit maximaler Motivation. „Jetzt müssen wir einen neuen Anlauf nehmen”, fordert Rummenigge und Torwart Manuel Neuer findet: „Ich denke, es ist aus den Köpfen raus. Wir beginnen wieder bei Null. So eine Niederlage etwas gehört zu jeder Karriere dazu.” Und ist der Weg zu jeder Krönung?

Heißt die Gleichung, zugleich die Hoffnung des Vereins: Aus 1999 entstand 2001, aus 2012 wächst 2013?

Die AZ vergleicht die Ausgangssituationen von damals und heute:




DIE MOTIVATION
Die Fraktion um Effenberg und Kahn hatte zwei Jahre gebraucht, um die Tragödie von Barcelona zu verarbeiten. „Wir haben uns geschworen, diesen Titel unbedingt zu holen”, erzählte
Stefan Effenberg , „ich wusste aber: diese Mannschaft war am Limit.” Es war höchste Zeit. Das ist diesmal nicht so. Die Achse Neuer, Lahm, Schweinsteiger, Gomez ist eine U30-Auswahl.




DIE EMOTION
Höher als 1999! Denn bitterer konnte man nicht scheitern. Rummenigge: „Die Sehnsucht nach dem Titel ist groß! Wenn man zweimal im Finale stand und speziell das letzte hier in München so bitter verloren hat, herrscht Wehmut. Aber es existiert zugleich der Hunger, diesen Pokal irgendwann zu holen.” Irgendwann? Das Finale steigt am 25. Mai 2013 in London.




DER KADER
Ähnlich wie damals ist die heutige Mannschaft – auf den Stammpositionen bis auf Neuzugang Martínez – eine gewachsene Einheit, spielt seit Jahren zusammen. Kapitän Philipp Lahm
sagte im „kicker”: „Ich weiß: Mit dieser Mannschaft, mit diesem Verein bekomme ich die Chance wieder. Mit unserem Kader sehe ich große Chancen. Wir haben riesengroße Ziele.”




DER TRAINER
Damals war es Ottmar Hitzfeld, der sein Team mit Ruhe und Entschlossenheit zum ersehnten Triumph führte. Auch Jupp Heynckes, der den Pott – wie einst Hitzfeld mit dem BVB – bereits zuvor mit Real Madrid gewann, arbeitet gezielt auf seine ganz persönliche Krönung der Karriere hin. Dann könnte er in Trainer-Rente gehen. Ganz ohne Wehmut. 

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