Rummenigge warnt vor Zürich-Spiel

Ohne Olic, mit breiter Brust, aber wenig Euphorie reist der FC Bayern zum wichtigsten Spiel der Saison - Rummenigge warnt: durch arrogantes Spiel könne es noch knapp werden.
von  dapd

München - Bevor der Lufthansa-Sonderflug 2570 in Richtung Zürich abhob, schwor Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge seine Truppe noch mal auf das wichtigste Spiel des Jahres ein. „Die Mannschaft darf nicht den Fehler machen, zu denken, dass wir schon weiter sind“, sagte der 55-Jährige am Münchner Flughafen trotz des komfortablen 2:0-Puffers aus dem Hinspiel im Champions-League-Playoff gegen den FC Zürich.

Zumal die bei Erreichen der Königsklasse garantierten Einnahmen von mindestens 25 Millionen Euro aufgrund des wochenlangen Ausfalls von Stürmer Ivica Olic noch wichtiger sein dürften. „Es ist tragisch und macht uns Sorgen“, sagte Rummenigge – und kündigte bereits die Suche nach einem Ersatzmann an.

Trotz Olic-Ausfall: „Haben eine breite Brust“

„Wir haben nur drei Stürmer. Wir werden darüber nachdenken, ob wir was tun“, sagte der 55-Jährige, für den die Botschaft der Zwangspause des eben erst rehabilitierten Olic ebenso überraschend kam wie für den Rest der Mannschaft. Bei seinem Tor zum 5:0 gegen den Hamburger SV hatte sich der kroatische Pechvogel einen Hüftsehneneinriss zugezogen und fällt wohl acht Wochen aus. Mit nunmehr zwei Stürmern reiste die Mannschaft in die Schweiz, was dem Selbstvertrauen nach der Galavorstellung vom Samstag aber zunächst keinen Abbruch tat:

„Wir haben eine breite Brust“, sagte Vizekapitän Bastian Schweinsteiger wenige Minuten vor dem Abflug. Vier Siege aus fünf Pflichtspielen, 11:1 Tore und drei Spiele ohne Gegentor – der Bayern-Express kommt langsam, aber genau pünktlich zum „Spiel der Saison“ ins Rollen. Immerhin geht es gegen den Schweizer Vizemeister am Dienstagabend (20.45 Uhr) im Züricher Stadion Letzigrund um viel mehr als diese 25 Millionen. Der Traum bleibt das Finale am 19. Mai 2012 im eigenen Stadion, auf dem Weg dahin dürften die Bayern wie Vorjahres-Sieger FC Barcelona über 50 Millionen Euro kassieren.

„Verlierer“-Liga oder Königsklasse: „Sehr wichtige Woche“

Zweimal war der FC Bayern bisher in der Qualifikation dabei, zweimal kam man souverän weiter. „Es wäre für uns alle im Kader das Schlimmste, wenn wir da nicht dabei sein können“, sagte Thomas Müller. Neben dem monetären Verlust beängstigt vor allem der drohende Imageschaden die Bayern-Bosse. Bei einem Aus folgt der Abstieg in die Europa League, die „Verlierer-Liga“, wie sie Ehrenpräsident Franz Beckenbauer einmal bezeichnet hat.

Letztmals nicht in der Königsklasse dabei war der FC Bayern vor vier Jahren. Rummenigge habe vor der milde gesprochen „sehr wichtigen Woche“ für den deutschen Rekordmeister „weder süße Träume noch Albträume. Natürlich bleibt der Traum bestehen, aber ich möchte erstmal auf die Bremse treten“, sagte er und warnte die Mannschaft davor, abzuheben: „Wenn wir den Fehler machen, arrogant zu spielen, kann es noch knapp werden.“

Zuletzt war das einer Bayern-Mannschaft aber vor 42 Jahren im Pokal der Landesmeister passiert, als man nach dem 2:0 im Hinspiel gegen AS Saint Etienne noch aus dem Wettbewerb flog.

 Bloß nicht zu viel Euphorie: „Müssen uns alles erarbeiten“

Auch für Schweinsteiger kommen die öffentlichen Jubelchöre nach nur einem glanzvollen Sieg „zu früh, wir müssen erst mal abwarten“, sagte der Vize-Kapitän. Zwar habe die für rund 42 Millionen Euro verstärkte Mannschaft „großes Potenzial“, dennoch erwarte er gegen die Züricher Mannschaft von Trainer Urs Fischer trotz der harmlosen Vorstellung im Hinspiel „ein hartes Stück Arbeit“.

Torjäger Mario Gomez wünscht sich zwar ein „schnelles Tor“, wäre aber auch mit einem 0:0 zufrieden: „Wir wollen zu null spielen, dann sind wir in der Champions League. Wir müssen keine Gala hinlegen.“ Rummenigge sieht die Mannschaft als beinahe unschlagbar, „wenn wir in Führung gehen“.

Fischer glaubt trotz misslungener Generalprobe an „Wunder von Zürich“

Zwar hat der FC Zürich die Generalprobe am Samstagabend beim 0:2 gegen den bisher Tabellenletzten Xamax Neuchatel gehörig vergeigt, hofft aber dennoch auf das „Wunder von Zürich“. „Wir haben noch eine Chance und daran glauben wir“, sagte Fischer, selbst bekennender Bayern-Fan.

Sportdirektor Freddy Bickel, der beim zwölfmaligen Schweizer Meister auf einen Etat blickt, der wohl ein Fünftel von den geschätzten 100 Millionen der Bayern beträgt, hatte jüngst erklärt: „Als FC Zürich gewinnst du von 100 Partien eine gegen die Bayern. Die Chance, den FC Bayern zu besiegen, besteht höchstens auf dem Papier.“ Aber immerhin da.

 

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