Rummenigge über Sammer: "Hat uns nicht gefallen"

Sammer zum Rapport! Nach Hoeneß rüffelt ihn auch Rummenigge wegen der Attacken aufs eigene Team. „Das können wir nicht gebrauchen“
München - Nur den Franz, den haben die Bayern-Bosse noch nicht eingefangen. Denn Ehrenpräsident Beckenbauer ist mittlerweile der einzige rund um den Verein, der noch pro Sammer ist nach dessen Wutanfall vom vergangenen Samstag. „Matthias Sammer hat in dieser Saison überhaupt noch nichts gesagt“, meinte Beckenbauer am Rande des Champions-League-Spiels des FC Bayern gegen ZSKA Moskau über den Sportvorstand, „er hat alles Guardiola machen lassen und jetzt sieht er halt den Zeitpunkt, was zu sagen, weil er meint, die Mannschaft versteckt sich hinter Guardiola. Das ist okay.“ Wirklich?
Nicht mit Präsident Hoeneß! Nicht mit Trainer Pep Guardiola! Letzterer ergriff am Dienstagabend deutlich Partei für die Anti-Sammer-Koalition: „Ich bewerte die Kritik als Phantom-Diskussion. Wir waren noch nie so erfolgreich wie in diesem Jahr“, meinte Rummenigge bei Sky und erklärte: „Es gibt zwar den berühmten Satz ,Wehret den Anfängen!', aber man kann auch damit Dinge anstoßen, die dann medial ausgeschlachtet werden. Das ist schön für die Medien, die holen sich da Honig raus.“ Rummenigge weiter: „Wir verlangen von den Spielern, dass sie sich in der Öffentlichkeit mit Kritik zurückhalten. Wir werden mit ihm reden.“
Noch einer, der Sammer zum Rapport bittet. Dürfte eine größere Runde beim Krisengipfel werden. „Der Mannschaft wird das nicht gefallen haben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das dem Trainer gefallen hat - und uns hat's auch nicht gefallen", meinte Rummenigge, „auf einmal heißt es: ,Was ist los bei den Bayern?' Sie gewinnen alles, aber es wird öffentliche Kritik geäußert – warum? Das können wir nicht gebrauchen." Die nächste Watschn für Sammer. Erst Hoeneß, nun Kalle.
Und dann auch noch, wenn auch sanft, Arjen Robben: „Wir haben so viele erfahrene Spieler, wir wissen ganz genau, wenn etwas gut war und wenn nicht. Samstag hat uns ein bisschen die Aggressivität gefehlt, aber trotzdem haben wir 2:0 gewonnen und müssen zufrieden sein. Heute war es ja schon anders“, sagte er.
Guardiola bemühte sich nach dem Spiel um Schadensbegrenzung. „Matthias ist immer zufrieden“, sagte der Coach lächelnd – und schickte hinterher: „Wir sprechen über alles. Über mein Leben hier, über Pasta, Fisch, Fleisch“. Demnächst wohl auch mal über Sammers Motzki-Anfälle. Mit den Bossen.
Dabei ist Hoeneß eigentlich einer, dem renitentes Auftreten gefällt. Einer wie Sammer, der polarisiert, widerspricht und nach einer Rüge auch noch insistiert. Einer, der nicht einknickt. Am Dienstag hatte Sammer nachgelegt. Dem ZDF sagte er über sein Verhältnis zu Hoeneß: „Wir haben sowieso keine Probleme, weil wir ein Super-Verhältnis haben. Ich sage immer, Uli ist der Papa von Bayern. Und Papa muss dann immer wieder aufs Gesamtbild auch ein bisschen achten“. Das sei „vollkommen in Ordnung". Was komisch rüberkam. Ironisch? Seltsam gegenüber dem, der ihn geholt hat, gegen Widerstände im Verein durchgesetzt hat. Hoeneß hat seine Attacken früher bewusster dosiert. Andererseits betonte er in der „SZ“, dass er „kein Problem mit Matthias“ habe. Er sei weiterhin „froh, dass wir ihn eingestellt haben“. Na dann.