Rummenigge tritt gegen Tuchel nach: Was der Bayern-Boss sagt

München - Irgendwie können sie beim FC Bayern einfach nicht ablassen von Thomas Tuchel. Nachdem in der vergangenen Woche durch einen Bericht in der "Sport Bild" publik wurde, dass Uli Hoeneß den Ex-Coach im Rahmen einer internen Veranstaltung als "Katastrophe" für den Klub bezeichnet haben soll, legt in Karl-Heinz Rummenigge nun der nächste Grande nach. Etwas subtiler zwar als der Patron vom Tegernsee, aber mitnichten weniger deutlich.
"Er lebt die Gemeinschaft"
Im Interview mit DAZN zog der ehemalige Vorstandsboss und heutige Aufsichtsrat einen Vergleich zwischen Tuchel und dessen Nachfolger Vincent Kompany - und bei dem kommt der Ex-Coach überhaupt nicht gut weg.
"Er lebt die Gemeinschaft, er steht nicht über der Gemeinschaft, wie das leider im letzten Jahr unter Thomas Tuchel der Fall war", sagt der 69-Jährige über den Belgier Kompany: "Er lebt die Gemeinschaft, indem er sagt, ich bin Teil dieser Truppe und ich trage meinen Teil dazu bei, dass wir am Ende des Tages hoffentlich erfolgreich vom Platz gehen." Deutliche Worte von Rummenigge, der sich nach längerer Funkstille zuletzt wieder häufiger öffentlich zu Wort meldete.
Rummenigge: Unter Tuchel war die Stimmung bei Bayern nicht gut
Doch damit noch längst nicht genug: Seit dem Abgang von Tuchel habe sich die Atmosphäre innerhalb des Vereins deutlich gebessert. "Die Stimmung beim FC Bayern ist viel besser geworden", konstatiert Rummenigge: "Man muss korrekterweise sagen: Im letzten Jahr war sie nicht gut. Mit dem neuen Trainer ist eine wirklich gute Stimmung zurückgekehrt, weil er einen guten Job macht."
Dies lasse sich nicht nur an der Tabellenposition ablesen, auch die Spielweise des Rekordmeisters sei wieder deutlich ansehnlicher als noch in den vergangenen Jahren. Als Beispiel nannte Rummenigge die Partie in Frankfurt vor der Länderspielpause, die 3:3 endete.
"Das gefällt mir total. Was ich da in Frankfurt gesehen habe, das war Spitzenklasse von der Spielqualität her", sagt das Aufsichtsratsmitglied der Münchner - um Tuchel daraufhin den nächsten indirekten Seitenhieb zu verpassen.
"Letztes Jahr haben wir gegen Frankfurt fünf Gegentore bekommen und jetzt haben wir dort eine Fußballdemonstration auf höchstem Niveau geliefert." Eigentlich, so Rummenigge weiter, hätten die Bayern das Spiel auch gewinnen müssen.
Kein Vertrauensverhältnis zwischen Tuchel und der Mannschaft?
Auch das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer sei unter Kompany wieder deutlich besser als noch unter Tuchel. "Wenn ich eins gelernt habe im Fußball, dann das: Zwischen Trainer und Mannschaft darf zwar ein ehrliches und auch durchaus kritisches Verhältnis herrschen, aber es muss auch ein loyales Vertrauensverhältnis aufgebaut sein", erklärt der einstige Weltklasse-Stürmer: "Das hatten wir im letzten Jahr nicht. Aber das haben wir jetzt wieder."
Eine Reaktion des gescholtenen Tuchel auf das erneute Nachtreten aus München gab es bisher noch nicht. Der 51-Jährige, der ab Januar die englische Nationalmannschaft trainiert, hatte sich schon nach Bekanntwerden der Hoeneß-Attacke in der vergangenen Woche eine Replik gespart.
Rummenigge freut sich über Kompany: "Vielleicht hat es das Schicksal gut mit uns gemeint"
Im Interview mit DAZN äußerte sich der ehemalige Vorstandsboss des Rekordmeisters auch zur schwierigen Trainersuche, bei der Max Eberl gleich mehrere, teils äußerst bittere Absagen erhalten hat. "Was da zum Teil geschrieben wurde, war natürlich nicht lustig und das haben wir auch nicht so empfunden", sagt der 69-Jährige rückblickend. Dass die Wahl am Ende auf den als Trainer noch eher unerfahrenen Kompany fiel (auf Idee von Eberl und auf eingeholter Empfehlung von Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola), könnte sich laut ihm aber als Glücksfall entpuppen.
"Jetzt habe ich den Eindruck, vielleicht hat es das Schicksal mit uns gut gemeint und hat uns Vincent geschickt, der möglicherweise anfangs nicht die erste Wahl gewesen ist - aber nun offenbar eine, die den FC Bayern sehr glücklich macht."
Etwas, wozu Tuchel offenkundig nicht in der Lage war. Die Granden werden jedenfalls nicht müde, das stets zu betonen.