Rummenigge: Müller muss jetzt den Robben geben

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im zweiten Teil des großen AZ-Interviews über einen Plan B, Transfers und Coach van Gaal.
von  Abendzeitung
Abklatschen: WM-Shootingstar Thomas Müller (l.) soll zu Saisonbeginn den verletzten Flügelflitzer Arjen Robben auf der rechten Seite vertreten.
Abklatschen: WM-Shootingstar Thomas Müller (l.) soll zu Saisonbeginn den verletzten Flügelflitzer Arjen Robben auf der rechten Seite vertreten. © firo/Augenklick

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im zweiten Teil des großen AZ-Interviews über einen Plan B, Transfers und Coach van Gaal.

AZ: Der FC Bayern geht erstmals seit Jahren mit einem unveränderten Kader in die neue Saison.Ist das kein Risiko, Herr Rummenigge?

KARL-HEINZ RUMMENIGGE: Das sehe ich nicht so. Wir bekommen mit Breno und Toni Kroos zwei Spieler zurück, die unseren Kader verstärken werden.

Sie selbst hatten gesagt, dass man auf der Außenverteidigerposition über eine Verstärkung nachdenken müsse.

Das ist die Position, mit der wir uns befasst haben. Wir hatten ja auch Alternativen, über die wir intern diskutiert haben. Am Ende war unser Trainer aber der Meinung, dass er – angesichts der hohen Forderungen der Vereine – lieber mit Diego Contento in die Saison gehen wird. Das ist auch ein Teil der Philosophie, die der Klub im letzten Jahr mit Erfolg verfolgt hat.

Aber Neuzugänge sorgen doch auch immer für neue Reizpunkte, für einen erhöhten Konkurrenzkampf.

Wo sollen wir denn noch Leistungsdruck entfachen? Wir haben vier Stürmer, von denen einer spielt. Wir haben vier Innenverteidiger, von denen zwei spielen. Leistungsdruck ist doch beim FC Bayern automatisch gegeben! Wir brauchen keinen zusätzlichen Druck von außen. Wir dürfen nicht immer nur denken: Neue Spieler, neue Spieler, neue Spieler. In der letzten Saison waren doch auch unsere jungen Spieler die größten Shooting-Stars.

Das kann man im Voraus aber nicht wissen!

Natürlich ist man hinterher immer schlauer, aber wenn man einen Trainer wie Louis van Gaal hat, der die Philosophie hat, die jungen Spieler zu unterstützen, dann kann man auf diese Philosophie bauen. Und die jungen Spieler zahlen mit Leistung zurück. Das hat man übrigens nicht nur beim FC Bayern gesehen, sondern auch bei der WM.

Die Konkurrenz setzt eher auf Routine: Leverkusen holt Ballack (33), Schalke den Spanier Raul (33). Wird die Bundesliga zum Austragsstüberl für alternde Stars?

Das will ich gar nicht kommentieren. Jeder Verein hat da seine eigene Philosophie.

Stattdessen haben Sie den Vertrag von Thomas Müller verlängert und aufgebessert. Er kann nun ja zwischenzeitlich den schwer verletzten Arjen Robben ersetzen...

In der Tat, dieses Problem können wir glücklicherweise mit der Personalie Müller bestens lösen.

Das spricht eigentlich dafür, die vier Stürmer - Olic, Klose, Gomez, und Müller - alle zu behalten.

Alle haben erklärt, auch Miro Klose und Mario Gomez, dass sie beim FC Bayern bleiben und sich hier durchsetzen wollen. Jetzt werden die Karten neu gemischt und sie können das unter Beweis stellen. Damit habe ich kein Problem. Der Trainer hätte zwar sicherlich einen Stürmer abgegeben, aber es gibt da Verträge – und die sind zu respektieren. Wenn ein Spieler bleiben will, dann ist das kein Thema.

Und was ist mit der angeblichen Anfrage von Real Madrid für Mario Gomez?

Es gab nie eine Anfrage.

Allerdings wirkt der Kader nicht wirklich ausgewogen: Es sind Spieler dabei, die kaum Chancen haben zu spielen: Ottl, Sosa, Braafheid, Timoschtschuk...

Wir haben ja noch Zeit bis Ende August. Aber es ist richtig, dass die Perspektive für einen Sosa oder einen Braafheid nicht so gut ist. Da kann ich mir vorstellen, dass noch Gespräche geführt werden. Ich glaube, dass sich da noch etwas tun wird.

Und Timoschtschuk?

Den habe ich absichtlich nicht genannt. Er ist nicht zufrieden, dass er Ersatzspieler ist, aber das ist ein Ersatzspieler der Güteklasse eins. Wenn man hohe Ziele hat, dann braucht man eben auch eine qualitativ hochwertige Bank - und da ist Anatolij Timoschtschuk ein wichtiger Spieler.

Wie wollen Sie eigentlich Louis van Gaal seinen Wunsch ausreden, 2011 oder 2012 Nationaltrainer zu werden?

Noch weiß ich nicht konkret, was er vorhat. Sein Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus. Vor einer Woche hatten wir ein Abendessen, da hat mir seine Frau gesagt, dass er beim FC Bayern höchst professionelle Verhältnisse vorgefunden hat, sich beim FC Bayern total wohlfühlt und sie sich vorstellen kann, dass er noch sechs Jahre bleibt. Aber natürlich hat er auch schon damit kokettiert, irgendwann noch eine Nationalmannschaft betreuen zu wollen.

Und wie geht es jetzt weiter?

Ich habe ihm gesagt, dass er mir ein Zeichen geben soll, wenn er das Gespräch führen möchte. Da bin ich völlig entspannt – und so sollten wir auch damit umgehen. Wir sind jedenfalls mit seiner Arbeit total zufrieden. Dass er sich Gedanken über seine Zukunft macht, das ist doch völlig legitim. Jetzt sollten wir erstmal den Erfolg des Vorjahres bestätigen.

Viel mehr geht ja da nicht: der Champions-League-Sieg!

Es geht nicht nur um höher, schneller, weiter. Es geht um eine Bestätigung und auch um Entwicklung. Der ehrlichste Titel ist immer noch die Meisterschaft. Und natürlich wollen wir auch in der Champions League wieder eine gute Rolle spielen, aber, das wissen wir alle, da gehört eben auch immer eine gehörige Portion Glück dazu.

Bleibt abschließend die Frage nach Ihrem Stadionmieter TSV 1860. Haben Sie mit dem neuen Geschäftsführer Robert Niemann schon Gespräche geführt?

Nein, und das ist auch nicht notwendig. Aber zwischen Karl Hopfner und Herrn Beeck (der 1860-Präsident, d. Red.) gibt es Gespräche. Aber wir sind bereit, da seriös mitzuarbeiten – unter der Bedingung, dass die Dinge von Seiten des TSV 1860 fair und glaubhaft abgehandelt werden. Wir müssen jetzt abwarten, wozu 1860 tendiert: Wollen sie tatsächlich zurück ins Olympiastadion? Oder wollen sie doch in der viel schöneren Allianz Arena bleiben?

Interview: Jochen Schlosser

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