Rummenigge: „Keine Angst vor Real“

Bayern-Boss Rummenigge will mit Ribéry über einen neuen, verbesserten Vertrag verhandeln, plant ohne Schalke-Torwart Neuer – und fände es reizvoll, inder Champions League gegen Madrid zu spielen.
von  Abendzeitung
Freut sich auf Robben und Ribéry: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge.
Freut sich auf Robben und Ribéry: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. © firo/Augenklick

Bayern-Boss Rummenigge will mit Ribéry über einen neuen, verbesserten Vertrag verhandeln, plant ohne Schalke-Torwart Neuer – und fände es reizvoll, inder Champions League gegen Madrid zu spielen.

AZ: Die drängendste Frage zuerst: Was wird aus Franck Ribéry? Obwohl Sie erklärt haben, dass er nicht zum Verkauf steht, gibt es täglich neue Millionenangebote...

KARL-HEINZ RUMMENIGGE: Wir sind uns im Vorstand alle einig, dass wir Franck Ribéry, der zu den drei besten Spielern der Welt gehört, beim FC Bayern halten wollen.

Vielleicht, indem Sie ihm bereits jetzt einen finanziell verbesserten, längerfristigen Vertrag anbieten?

Wir wollen keine öffentlichen Vertragsverhandlungen führen. Ob wir eine Chance haben, ihn über seinen bis 30.Juni 2011 laufenden Vertrag zu binden, das werden wir zu gegebener Zeit, in aller Ruhe nach Schließung des Transferfensters, mit ihm und seinem Agenten besprechen.

Aber Real Madrid scheint hartnäckig zu sein. Wie lautet denn das aktuelle Angebot der freigiebigen Königlichen?

Dazu sage ich klipp und klar: Es gibt kein offizielles Angebot von Real für Franck Ribéry. Das ist alles Spekulation.

Aber Präsident Florentino Perez hat schon angerufen?

Kontakt gab es. Es gab auch die Bitte, ein Gespräch zu führen. Aber wir haben das abgelehnt, weil das nicht zielführend wäre. Wir haben keine Intention, Franck abzugeben.

Aber Ribérys Berater Alain Migliaccio sagte zuletzt: „Franck würde lieber für Real als für Barcelona spielen.“ Ärgern Sie sich darüber?

Er wurde ja gefragt, wie die Lage wäre, wenn Franck die Freigabe erhalten würde! Wir können uns weder über Franck, noch über Herrn Migliaccio beklagen. Die spielen ein offenes Spiel und haben nie mit Krach gedroht.

Dass Ribéry vor lauter Real Barca und Chelsea die Lust verliert beim FC Bayern...

...das befürchte ich nicht. Zudem hat sich Franck in den zwei Jahren, die er hier ist, vorbildlich verhalten. Er war fair, diszipliniert und immer ein fairer Partner. Außerdem wird es sein Ziel sein, bei der WM groß aufzutrumpfen – und dafür muss er auch bei Bayern die Voraussetzung schaffen.

Die nächste Personalie: Sie wollen weiter Schalkes Torwart Neuer verpflichten.

Wir waren an Manuel Neuer interessiert, weil wir einen deutschen Torhüter präferiert hätten.

Hätten? Schalke-Coach Felix Magath will ihn also tatsächlich nicht abgeben?

Auch wenn Herr Tönnies (Schalkes Aufsichtsratschef, d. Red.) von einer „kaufmännischen Schmerzgrenze“ spricht, da glaube ich doch mehr der Aussage von Felix Magath. Er betreibt das nicht als Preistreiberei. Dann sollten wir es auch dabei belassen. Der Spieler steht offensichtlich nicht zum Verkauf.

Und was ist mit Lucio, mit dem Trainer Louis van Gaal nicht mehr planen soll. Muss der Brasilianer gehen?

Das war eine reine Spekulation! Es wundert mich, dass Lucio, dem von Seiten des FC Bayern niemand nahegelegt hat, sich einen neuen Verein zu suchen, auf diesen Zug aufspringt. Da ist er schlecht beraten. Er hat einen Vertrag bis 30. Juni 2010. Das ist eine Phantomdiskussion.

Ihr letzter Transferkandidat ist Rechtsverteidiger José Bosingwa vom FC Chelsea. Wie ist der Stand der Dinge?

Man muss Geduld haben. Der Spieler hat Interesse. Wir haben die Auskunft, dass Chelsea zunächst seine Einkäufe bewerkstelligen will, und dann wird man sich mit dem Thema auseinandersetzen.

Es könnte somit eine in Sachen Transfers enorm kostspielige Saison werden.

Alles ist wohlüberlegt und kalkuliert. Wir gehen kein finanzielles Abenteuer ein. Auch kreditieren wir unsere Transfers nicht wie bei Real Madrid.

Ab Mittwoch beginnt mit Trainer Louis van Gaal ein neues Kapitel beim FC Bayern. Er hat zuletzt in Holland die Schulbank gedrückt. Wie gut spricht er denn Deutsch?

In den Gesprächen, die wir schon vor seinem Kurs geführt haben, haben wir exklusiv Deutsch gesprochen. Er hat alles verstanden und wir ihn. Sein Deutsch war schon vorher okay – und es wird auch die Amtssprache sein. Wenn er nun am 1. Juli seine erste Pressekonferenz gibt, wird er bestens vorbereitet sein. Das wird keine Pressekonferenz à la Giovanni Trapattoni werden.

Und wie ist Ihr Gefühl?

Louis wollte unbedingt Trainer des FC Bayern werden – und das ist er nun. Wir sind überzeugt, dass wir mit ihm einen Trainer haben, der der Mannschaft seinen Stempel aufdrücken kann, der Dinge entwickeln kann. Er hat unser totales Vertrauen.

Er hat im Leistungszentrum Türen einbauen lassen?

Das war ja vorher, auch für die Trainer, ein einziger großer Raum. Aber man will ja auch mal diskret Gespräche führen, deshalb ist das verändert worden – ohne großen Aufwand.

Und er wird auch weiter öffentlich trainieren lassen?

Davon gehe ich aus. Die Fans werden beim FC Bayern ohnehin bestens behandelt. Wir sind, und ich habe mich da informiert, der einzige europäische Klub der Topklasse, der noch seine Türen für die Fans aufmacht. In England, Spanien und Italien gibt es nur noch Geheimtraining bei den Topklubs. Das ist zum Teil abgeschottet wie Fort Knox. Da ist der FC Bayern der letzte Mohikaner.

Bleibt die Frage nach den Saisonzielen...

Unser Ziel ist die Deutsche Meisterschaft – und in den beiden anderen Wettbewerben eine gute Rolle zu spielen.

Etwas konkreter, bitte. Was ist denn in der Champions League möglich?

Ich würde sehr gerne gegen Real Madrid spielen, das wäre reizvoll. Dass sie so viel Geld investieren, kann ich nachvollziehen. Real ist fünfmal in Folge im Achtelfinale rausgeflogen. Und, nur am Rande, der FC Bayern ist bei der Auslosung als Achter in Topf eins, Real ist auf Rang 13...

...und könnte schon in der Vorrunde ein Gegner sein!

Das hatten wir auch schon – und davor ist mir nicht bange. Vor Real habe ich großen Respekt, aber sportlich keine Angst, auch wenn sie dank der großen Transfers (Kaka für 64,5 Millionen Euro, Cristiano Ronaldo für 94 Millionen Euro) natürlich mehr Qualität im Kader haben.

Interview: Jochen Schlosser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.