Rummenigge kämpft gegen die Preistreiber
MÜNCHEN - ECA-Sitzung in der Schweiz: Uefa-Chef Michel Platini und Bayerns Boss Karl-Heinz Rummenigge kontra Reals Transferwahnsinn.
Eigentlich wäre es für Bayerns Boss Karl-Heinz Rummenigge die ideale Gelegenheit gewesen, über Franck Ribéry zu sprechen. Und zwar über dessen Millionentransfer zum FC Chelsea. Schließlich hatten nicht nur Real Madrid und Barcelona Interesse am Franzosen bekundet, sondern auch die Londoner. Und genau wie Chelseas Geschäftsführer Peter Kenyon war Rummenigge gestern in der Uefa-Zentrale in Nyon bei Uefa-Boss Michel Platini zu Gast.
Vielleicht haben die beiden Kluboberen auch über den Franzosen oder den von Bayern umworbenen Chelsea-Star José Bosingwa gesprochen, doch Sinn des Gespräches war ein anderer. Rummenigge und Kenyon gehören zur so genannten „Working Group Financial Fairplay“ der der ECA, der Vereinigung der europäischen Profiklubs. Und diese Gruppe traf sich, wie ECA-Sprecherin Thérèse Courvoisier der AZ bestätigte, gestern in Nyon mit Platini zu einer außerplanmäßigen Sitzung – aus gegebenem Anlass.
Thema war der aktuelle Transferwahnsinn, der sowohl Rummenigge als auch Platini gegen den Strich geht. Der Uefa-Boss hatte vor dem Abschluss von Reals 94-Millionen-Euro-Deal mit Cristiano Ronaldo und kurz nach dem 64,5-Millionen-Transfer Kakas nach Madrid geschimpft: „Jeden Tag passieren neue, exzessive Transfers. Sie sind eine ernsthafte Bedrohung für das Fairplay und das Konzept der Chancengleichheit in Europas Klubwettbewerben.“
Auch Bayerns Vorstandsvorsitzender hatte im Vorfeld des Treffens in der Schweiz seinen Unmut über die gigantischen Transfers kund getan. „Nicht nur Real ist der Preistreiber“, befand Rummenigge, auch italienische und englische Klubs. Letztere eben auch im Fall Ribéry. Und so bleibt die Frage: Kann der FC Bayern es sich leisten, auf die bis zu 76 Millionen Euro für den Franzosen zu verzichten? Die soll nämlich Chelsea für Ribéry zu zahlen bereit sein. Aber vielleicht hat Kollege Kenyon das Angebot ja im Rahmen des neuen Fairplay zurückgezogen.
Jochen Schlosser / Reinhard Keck