Rummenigge irritiert über Götzes Bekenntnis
München - Als Uli Hoeneß noch beim FC Bayern reagierte und nicht Karl-Heinz Rummenigge, gab es eine klare Regel: „Wir haben noch nie einen Spieler vom Hof gejagt“, sagte Hoeneß einst 2009. Es ging damals um einen möglichen Abschied von Luca Toni, der Stürmer hatte Angst um seinen Platz im Team, weil gerade Mario Gomez verpflichtet worden war. Doch deshalb den italienischen Fanliebling wegschicken? Das wollte Hoeneß nicht. Und selbst wenn: Öffentlich hätte er sich nie so geäußert.
Sieben Jahre später haben sich beim FC Bayern ein paar wichtige Sachen geändert. Die Führung zum Beispiel, Rummenigge hat inzwischen den Posten als Vorstandsboss und oberster Entscheider eingenommen. Und auch der Führungsstil des Klubs ist ein anderer als 2009: Die Regel, dass Spieler vom Hof gejagt werden, hat Rummenigge außer Kraft gesetzt. Das zeigt der Fall Mario Götze.
Kalle watscht Götze ab
Denn was der Vorstandschef nun dem „Kicker“ sagte, war nichts anderes als eine Abfuhr an Götze, ein Wechselauftrag, ein Zeichen, dass der Weltmeister bei den Bayern nicht mehr gebraucht wird. „Mario wurde alles klar und seriös kundgetan. Er weiß Bescheid, wie der Klub denkt, und er weiß, wie der künftige Trainer denkt“, sagte Rummenigge. Die zuletzt getätigten Aussagen des 23-Jährigen, sich bei Bayern durchsetzen zu wollen, seien für ihn „schwierig einzuschätzen“ erklärte Rummenigge weiter. „Ich hatte Gespräche mit ihm, auch Ancelotti. Mario kennt die Gedanken des FC Bayern. Vielleicht möchte er jetzt einfach in Ruhe die EM spielen.“ Götze müsse nun die Frage beantworten: „Will ich kontinuierlich spielen?“
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Rummenigges Botschaft, die offenbar auf den Plänen des neuen Trainers Carlo Ancelotti beruht, ist unmissverständlich: Beim FC Bayern wird Götze diese Chance nicht mehr bekommen. Rummenigges Aussage ist deshalb vor allem eine Einladung an interessierte Klubs. Götze steht zum Verkauf. Jetzt. Denn nur bei einem Verkauf in dieser Wechselpriode kann der Klub noch eine Ablöse für Götze einstreichen. Dessen Vertrag läuft 2017 aus. Kalles kalter Konter.
Wie unterschiedlich kann ein Telefonat interpretiert werden?
Dabei hatte sich Götze erst kürzlich klar zu den Bayern bekannt. „Ich Freude mich auf die neue Saison in München und werde alles daran setzen, bei meinem ersten Training unter Carlo Ancelotti topfit anzutreten“, sagte er der „Bild“: „Mit Ancelotti hatte ich – entgegen anderslautender Meldungen – ein sehr gutes Telefongespräch. Und ich Freude mich auf die Zusammenarbeit mit ihm.“ Zuvor hatte Götze „einvernehmlich“ die Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Berater Volker Struth und der Agentur Sports Total beendet. Er werde das Management „in die Hände meiner Familie geben“.
Nach dem Rummenigge-Vorpreschen ist nun klar, dass das Götze-Ancelotti-Telefonat unterschiedlich interpretiert wurde. Man könnte auch sagen: Eine von beiden Seiten erzählt nicht die Wahrheit. Bundestrainer Joachim Löw, der sich mit Götze gerade in Ascona auf die EM vorbereitet, hatte sich zuletzt positiv über einen möglichen Verbleib Götzes geäußert. Er habe den Eindruck „dass Mario an München hängt“. Für die Bayern gilt das umgekehrt wohl nicht. Maximilian Koch