Rummenigge: "Ich habe mit Uli gelitten"

München - Am Donnerstag vor zehn Tagen wurde Uli Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt. Am nächsten Morgen war der 62-Jährige als Präsident des Vereins und Vorsitzender des Aufsichtsrats der FC Bayern München AG zurückgetreten.
In einem Interview mit "WamS" sprach Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge über:
den künftigen Umgang mit Hoeneß:
"In den vergangenen Tagen habe ich viele Anrufe erhalten. Wir alle sind uns einig, dass wir ihn in dieser schwierigen Zeit moralisch unterstützen müssen. Es wird ihm helfen zu wissen, dass er Freunde hat."
seine Emotionen im Fall Hoeneß:
"Ich kenne Uli seit fast 40 Jahren, ich habe zuletzt mit ihm natürlich gelitten. Wenn man so lange befreundet ist, sind das schwere Momente. Von denen kann man sich nicht befreien. Wir wären doch unmenschlich, wenn wir nach so einer Geschichte direkt business as usual machen würden. Ich kenne Uli. Das Wichtigste für ihn ist, dass wir die Geschäfte hier weiterhin gut führen und erfolgreich bleiben."
den Moment, als Hoeneß ins Büro an der Säbener Straße kam:
"Er hatte mich am Donnerstag telefonisch darauf vorbereitet. Dennoch war es ein sehr emotionaler Moment. Es war ein Schritt, der große Veränderungen herbeigeführt hat. Wir haben an diesem Tag umgehend für zehn Uhr eine Telefonkonferenz mit den Aufsichtsräten organisiert. Wir mussten ja für Ruhe und Funktionalität im Klub sorgen."
einen möglichen Präsidenten Rummenigge:
"Nein. Ich mache das jetzt seit 13 Jahren und bleibe auch im operativen Bereich. Wir haben die beste Lösung gefunden. Karl Hopfner weiß genau, wie der FC Bayern tickt. Die beiden Personalien garantieren, dass unser Verein in ruhigen Fahrwassern und erfolgreich bleibt."
andere Kandiaten bei der Präsidentenwahl durch die Mitglieder am 2. Mai abgesehen von Karl Hopfner:
"Mir ist nicht bekannt, dass jemand anderes seinen Hut in den Ring schmeißt. Und ich bin mir sicher, dass auch unsere Mitglieder Karl Hopfner das Vertrauen aussprechen werden."
Spieler aus der Mannschaft, die in der Führungsetage des FC Bayern arbeiten könnten:
"Philipp Lahm ist erst 30, er kann noch mindestens vier, fünf Jahre spielen. Er ist auf Weltklasse-Niveau. Danach könnte er sicherlich im Management arbeiten – sofern er das will. Ich traue das übrigens noch mehr Spielern aus unserer Mannschaft zu. Manuel Neuer. Bastian Schweinsteiger. Und irgendwann könnte auch Thomas Müller jemand für einen solchen Posten sein, seine Entwicklung gefällt mir. Sie alle haben dieses FC-Bayern-Gen. Das sind gute, intelligente Charaktere. Dennoch müssten sie zunächst einiges lernen. Fußballspielen ist das eine, Management etwas ganz anderes."