Rummenigge hat Kritik „ausgesprochen gut gefallen“

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern hat die Kritk vom Matthias Sammer "ausgesprochen gut gefallen" und freut sich auf die Reise nach Weißrussland.
dapd |
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Minsk - Matthias Sammer hatte ein befreites Grinsen auf den Lippen, als er am Montagmorgen das Terminal 2 des Münchner Flughafens betrat. Hier ein Gruß, dort ein kurzer Handschlag – aber sagen wollte Bayern Münchens Sportdirektor nichts mehr. Warum auch? Seine Generalkritik vom Wochenende schallte ohnehin noch allen in den Ohren.

„Was Matthias gesagt hat, hat mir ausgesprochen gut gefallen“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, kurz bevor die Sondermaschine LH 2570 in Richtung Weißrussland abhob. Kapitän Philipp Lahm bestätigte, dass der 45-Jährige die mit Trainer Jupp Heynckes abgesprochenen Worte „auch intern geäußert hat. Und wir
wissen alle, dass wir besser spielen können“. Trotz neun Pflichtspielsiegen in Folge drückt beim deutschen Rekordmeister vor dem Champions-League-Gruppenspiel am Dienstagabend (20.45 Uhr) bei BATE Borissow jeder Einzelne auf die Euphoriebremse – aus gutem Grund.

Die Bayern haben zwar Sammer nicht grundsätzlich als bösen Onkel geholt, der immer dann schimpft, wenn es am Schönsten ist. Aber sie erhofften sich genau das, was nun passiert ist. Dass er früh, sehr früh spürt, wenn Spiellust und Bissigkeit nur ein wenig schwinden, und dazwischen geht. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns einlullen zu lassen. Und Matthias ist einer, der die Gefahr erkennt“, führte Rummenigge fort. Der 57-Jährige kennt diesen schleichenden Prozess nur allzu gut,
nicht zuletzt aus dem vergangenen, titellosen Jahr. Damals hatte man sich blenden lassen und erste kleine Indizien für einen Abschwung einfach ignoriert. „Wehret den Anfängen, auch wenn es nur kleine Anfänge sind“, sagte Sammer daher trotz des 2:0 am Samstag bei Werder Bremen.

Reibungspunkte setzen, das haben die Münchener schon immer als probates Mittel gesehen, wenn die Zahl der Schulterklopfer steigt und die Selbstzufriedenheit zu groß wird. Ein zehnter Sieg wäre schön und gleichbedeutend mit dem Startrekord in eine Saison. „Dann wären wir auch Tabellenführer. Das ist das, was wir wollen“, sagte Rummenigge. Aber zu viel Harmonie, das fand zuletzt auch Arjen Robben, gefährde den Erfolg.

Der Niederländer muss sich wegen anhaltender muskulärer Beschwerden allerdings vom Sofa in München aus anschauen, ob kleine Meinungsverschiedenheiten tatsächlich leistungsfördernd sind. In den kommenden Tagen soll er individuell trainieren, in Minsk wird er wie schon in Bremen auf dem rechten Flügel von Thomas Müller ersetzt. „Wir müssen einander die Wahrheit sagen können – und das muss nicht immer eine positive sein. Wir müssen einander auch wach halten“, hatte Robben zuletzt gesagt – und genau das hat Sammer mit seinen Worten („zu lätschert“) getan. Früher hat den Part gerne einmal Uli Hoeneß übernommen, jetzt scheint der FC Bayern in Sammer einen neuen Zündler gefunden zu haben.

Den Zeitpunkt der Schelte hat Sammer ganz bewusst vor dem zweiten Gruppenspiel in der Champions League gewählt. Gegner Borissow ist in Europa zwar kein ganz unbeschriebenes Blatt mehr, immerhin qualifizierten sie sich schon zum dritten Mal für die Königsklasse. Aber der überraschende Sieg des Klubs aus der weißrussischen Provinz bei OSC Lille zum Auftakt taugt genauso wenig wie nunmehr 16 Pflichtspielsiege hintereinander, um den großen Bayern Ehrfurcht einzuflößen. Zumindest Rummenigge aber mahnte im gewohnten Stil, dem Landesmeister „mit genügend Respekt gegenüber zu stehen.“  So richtig wusste am Montag niemand, was ihn erwartet. Die Bayern sind beruflich schon viel herumgekommen in Europa. Früher, als die Champions League noch Europapokal der Landesmeister hieß und die Vertreter aus Fußball-Entwicklungsländern noch nicht durch mehrere Qualifikationsrunden geschickt wurden, waren sie etwa nach Eriwan in Armenien oder die albanische Hauptstadt Tirana geflogen. Aber ein Klub aus Weißrussland war bisher nie dabei.

„Ich bin sehr neugierig“, gab sogar der erfahrene Weltenbummler Rummenigge zu. In Minsk, wo der Verein aus dem knapp 100 Kilometer entfernten Borissow seine Heimspiele in der Königsklasse austrägt, könnte Heynckes seine Spieler sogar zum Fuß zum wenige Meter neben dem Mannschaftshotel befindlichen Stadion schicken. Aber so viel Einsatz würde nicht einmal Sammer von den Bayern-Profis verlangen

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