"Rummenigge hat ein anderes Gefühl als ich"

Van Gaal wundert sich, dass der Vorstand „die Ziele gefährdet” sieht. Zur Debatte vor dem Hoffenheim-Spiel sagt er: „Das ist Wahnsinn”
von  Filippo Cataldo
Louis van Gaal sieht die Situation beim FC Bayern als nicht so bedrohlich an wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Louis van Gaal sieht die Situation beim FC Bayern als nicht so bedrohlich an wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. © dpa

München -  Es hätte auch mächtig schief gehen können. Dass Louis van Gaal bisweilen zu Wutausbrüchen neigt, wenn er sich provoziert fühlt, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Aber die Frage musste sein. Am Mittwoch hatte „Sport Bild" berichtet, dass die Stars den Coach wegen dessen zu Spielerzeiten gebrochenen und seitdem schiefen Riechorgans hinter vorgehaltener Hand „Die Nase“ nennen. Ob der Coach deswegen seine Autorität in Gefahr sähe? Weit gefehlt! „Ich habe ja auch keine schöne Nase", sagte er, „ich hätte auch lieber eine so schöne Nase wie Sie. Aber ich habe meinen Spielern oft gesagt, dass diese Nase das Ergebnis von Leidenschaft ist." Thema beendet.

Es gibt ja auch wichtigere derzeit. Bayern steht vor dem Spiel gegen Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker auf abendzeitung.de) mal wieder unter Druck. Nach der fahrlässigen Pleite letztes Wochenende in Köln, als aus einer 2:0-Führung in der zweiten Halbzeit noch ein 2:3 wurde und Bayern wieder auf Rang fünf zurück fiel, „sind unsere Ziele gefährdet", wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Vorwort des Stadionheftes geschrieben hat. Das lautet: Platz 2, die direkte Qualifikation für die Champions League.

"Was hat sich geändert?"

Normalerweise sollte ein Bayern-Coach sich langsam Sorgen machen, wenn die Bosse nervös werden. Frag nach bei Felix Magath oder bei Jürgen Klinsmann, die beide gefeuert wurden, als der Vorstand das Gefühl hatte, die Ziele aus den Augen zu verlieren. Van Gaal kennt die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts, groß berühren scheinen sie ihn aber noch nicht. Beziehungsweise: Noch sieht er sich nicht in der Bredouille:„Ich finde das Wahnsinn! Was ist denn passiert letzte Woche?“, fragte er am Freitag, „es sind immer noch nur drei Punkte Rückstand auf Rang zwei. Was hat sich geändert? Es ist nur ein Spieltag weniger und es haben sich wieder zwei Mannschaften vor uns geschoben. Rummenigge hat da ein anderes Gefühl als ich. Ich habe diese Sorgen nicht. Ich finde nicht, dass unsere Ziele gefährdet sind.“

Dies ist freilich noch kein Konflikt zwischen van Gaal und dem Vorstandsboss – zumal der Coach am Freitag erst von den Reportern von Rummenigges Vorwort erfuhr und vielleicht auch deswegen ziemlich verwundert reagierte. Und auch, wenn er die Sorgen des Vorstands nicht teilt – verstehen kann sie der selbstbewusste van Gaal schon auch irgendwie. Die Pleite gegen Köln hat auch ihm zugesetzt. „Es dauert seine Zeit, bis man so ein Spiel verarbeitet hat“, sagte er. Nach der Rückkehr der Nationalspieler von ihren Länderspielen hat van Gaal Einzelgespräche geführt, um die rätselhaften und wiederholten Leistungseinbrüche nach der Pause aufzuarbeiten. „Das ist ein Thema, dass die ganze Mannschaft betrifft“, so van Gaal, „der eine macht nach der Pause Fehler, bei dem anderen ist etwas an der Einstellung falsch.“ Das sei ganz klar ein „Kopfproblem“, das es dringend zu lösen gelte.

Damit liegt er auf einer Linie mit Rummenigge, der den <WC1>hochbezahlten Stars Dampf<WC> macht<WC1>: In der jetzt beginnenden „heißen Phase der Saison“ müsse die Mannschaft „mehr in die Pflicht und damit in die Verantwortung genommen werden“, betonte Rummenigge: „90 Minuten und nicht wie in Köln nur 45 Minuten Konzentration, Leidenschaft und Engagement sind gefordert.“

Zuversichtlich stimmen vor dem Duell gegen den Tabellensiebten dürfte die Bayern-Verantwortlichen aber, dass sich in Arjen Robben und Franck Ribéry die Kreativabteilung wieder fit zurückgemeldet hat – und Bastian Schweinsteiger endlich wieder in die Schaltzentrale im defensiven Mittelfeld rücken darf. Dorthin also, wo er laut van Gaal „Weltklasse“ ist.
 

 

 

 

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