Rummenigge: "Ein cooler Hund“

Beim Heimspiel am Samstag machten, trotz Toleranzaufruf des Vereins, viele Fans ihrer Abneigung gegen den Schalker Keeper Luft. Doch das Lager ist gespalten: Die Mehrheit der FC Bayern Fans und allen voran Karl-Heinz Rummenigge stärkt Manuel Neuer den Rücken.
München - War es nun ein guter Tag für Manuel Neuer, dieser zweite – und zugleich wohl letzte Auftritt des Schalker Nationaltorhüters in seinem künftigen Stadion am Samstagabend? Oder eher doch nicht?
Beginnen wir mit den Fakten: Schon vor Anpfiff muss der Keeper schlechte Laune gehabt haben als Ur-Schalker, denn es war der Tag, an dem Ruhrpott-Rivale Borussia Dortmund Deutscher Meister 2011 geworden war. Es gibt wenig Schlimmeres für Königsblaue.
Und dann die Partie beim FC Bayern: Vier Tore hat Neuer kassiert. In zwei Spielen und 180 Minuten zwischen Schalke und dem FC Bayern (ein 2:0 in der Hinrunde, ein 1:0 im Pokal aus Sicht der Schalker) fing der 25-Jährige kein Gegentor, dann in 14 Minuten gleich zwei, ach was, in 19 Minuten drei. 0:1 durch Robben, 1:2 durch Müller – da hatte Neuer noch keine Parade zeigen können.
Vor dem 1:3 durch Gomez auch nicht. Eine ganz bittere erste Hälfte. Das 1:4 durch Müller (84.) war schon geschenkt, zwischendurch konnte er ein paar Paraden zeigen – immerhin. Und das direkt vor der Südkurve.
Da war die Stimmung in der Allianz Arena allerdings schon lange gekippt: Von Anti-Neuer zu Pro-Neuer. Pfiffe, hauptsächlich von den Schickeria-Fans in der Südkurve, und Rufe nach Thomas Kraft empfingen den Keeper, dazu Transparente wie „Neuer – nur zu Besuch“ oder „Sepp Maiers Rat bedenken statt 25 Mio für Neuer zu versenken“.
Allerdings waren wohl doch viele der „Koan Neuer!“-Plakate im Altpapier gelandet, die das Bild der Kurve im Pokal-Halbfinale Anfang März noch geprägt hatten. Neuer selbst blieb cool - sowieso. Nicht mit seinen Vorderleuten. „Ich war verärgert, frustriert. Aber ich habe mich auf mein Spiel konzentriert, habe mich auf meinen Job konzentriert“, sagte Neuer nach dem Spiel bei „Liga!total“ und meinte zu seinem Empfang: „Es gibt solche und solche Meinungen, das ist im Fußball normal.“
Die zweite Meinung ging diesmal vom Mittel- und Oberrang der Südkurve aus, der die Pfiffe und Proteste der Schickeria mit wütenden „Schickeria raus!“-Rufen bedachte. Die Mehrheit emanzipierte sich. „Das war eine sehr interessante und deutliche Aussage“, bemerkte Sportdirektor Christian Nerlinger, „wir müssen zurück zur Normalität.“ Normal? Halbzeit zwei war eher ein Freundschaftsspiel auf dem Rasen, auf den Rängen duellierten sich die Fangruppen.
Während die Hardcore-Fans hinter dem Tor „Schießbude Neuer“ höhnten, mit Ironie meinten „Juhu, wir bekommen 'nen klasse Torwart und 'nen Weltklasse-Heuchler. Danke!“ und drohten „Du hast hier niemals ein Heimspiel!“, feierten die Oberrang-Fans den Verhöhnten mit Sprechchören „Manuel Neuer“. Immerhin: Ein versöhnlicher Abschluss.
„Es hat sich heute im Rahmen gehalten“, urteilte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hinterher, „ich habe in letzter Zeit viele Briefe erhalten, bei den Fans ist die Zustimmung für Neuer bei 100 Prozent, es gibt halt einige, die nicht für ihn sind – damit muss man wohl leben. Wie er damit umgeht in so jungen Jahren, das verdient allen Respekt, er ist schon ein cooler Hund.“
Er, der das wöchentliche Löchern der Journalisten nach seinem bevorstehenden Wechsel im Sommer tatsächlich – er darf es ja noch nicht sagen! - elegant-lässig meistert. Auf Rummenigges Aussage („Fakt eins ist, dass Manuel erklärt hat, er wird seinen am 30.6.2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern und Fakt zwei ist, er wird nicht ins Ausland wechseln“) antwortete Neuer bei „Liga total!“: „Mein Ziel ist es, innerhalb Deutschlands zu wechseln.“
Aha. Wir kommen der Sache näher – aber doch nicht etwa zu Meister Dortmund? Nein, nein, nein. Wohin bloß? Das Schlusswort erhält Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, er meinte bei „sky“: "Ich glaube, der FC Bayern ist auf einem guten Weg, den besten Torhüter der Welt zu bekommen. Die gegenseitigen Sympathien sind da. Ich würde alles Geld, das der FC Bayern zur Verfügung hat, in diesem Transfer stecken.“
Alles? Das ganze Festgeld? Da dürfte Uli Hoeneß einem Herzinfarkt nahe sein. Herr Hopfner, bitte melden!