Rückzieher von Uli Hoeneß: Wie der FC Bayern wieder zum FC Bayern wird

Der FC Bayern kehrt mit dem Trainingslager am Tegernsee unverkennbar zu sein Wurzeln zurück. Es gibt weitere Hinweise, dass der Rekordmeister künftig wieder mehr das Bayern in seinem Namen leben will.
Rottach-Egern - "Es wäre geradezu fatal." Wenn Uli Hoeneß zu gleichlautenden Sätzen ansetzt, zucken Zuhörer in der ersten Reihe auch mal zusammen. Diesmal haute der Präsident des FC Bayern aber nicht verbal drauf. Er nahm sich auch niemanden vor. Und schon gar nicht brüskierte er jemanden.
Klare Tendenz beim FC Bayern
Hoeneß schwärmte einfach nur: vom Trainingslager am Tegernsee; und von seiner Sportlichen Führungsriege Hasan Salihamidzic und Niko Kovac, die dieses Trainingslager initiiert hatte. Die Tendenz beim FC Bayern ist in diesen Tagen eindeutig. Sie lautet: zurück zu den Wurzeln. Mehr Bayerisches für den bayerischen Giganten, der in vergangenen Jahren aus PR-Gründen weit, weit weg zu regrelrechten Marketingrundreisen in die USA, nach Asien oder nach Abu Dhabi aufgebrochen war.
Wo der Rekordmeister zwar auch Trainingseinheiten absolviert, während aber die ursprüngliche und historisch gewachsene Basis des Vereins in Bayern ausharrte. Die Momentaufnahme: 2018 gehen die Superstars wieder unters bayerische Volk, Mats Hummels, Thomas Müller, Sandro Wagner - bayerische Jungs Zuhause zum Anfassen.
"Es gibt eine Bewegung zurück zu den Wurzeln. Wir waren eine Woche in Amerika, eine ziemlich anstrengende Geschichte mit Zeitumstellung und bei fast 40 Grad. Es wäre geradezu fatal, wieder auf Reisen zu gehen", erklärte der Bayern-Präsident auf einer CSU-Veranstaltung im nahen Bad Wiessee zu den Gründen für die Rückbesinnung.
Uli Hoeneß hatte Internationalisierung vorangetrieben
Dabei war es gerade Hoeneß, der gemeinsam mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge die Internationalisierung unter Hochdruck vorangetrieben hatte, und dabei so manches mal die Basis zu vergessen schien.
Dass es wieder an den Tegernsee, knapp 50 Kilometer südlich von München geht, schrieb der Präsident seinen beiden sportlichen Bossen zu: Sportdirektor Salihamidzic und Neu-Trainer Kovac.
"Das war die Idee von Hasan Salihamidzic, unserem sehr, sehr tüchtigen Sportdirektor, der seinen Job fantastisch macht. Er hat früher bei uns gespielt. Niko Kovac hat auch bei uns gespielt. Sie haben sich immer daran erinnert, dass es eine tolle Zeit war, in Rottach-Egern ein Trainingslager zu machen", erzählte der 66-Jährige emotional: "Dann haben sie kurzfristig vor ein, zwei Monaten beschlossen: 'Wenn wir aus Amerika kommen, gehen wir eine Woche nach Rottach-Egern. Wenn was passiert, sind wir mit den Ärzten in einer Dreiviertelstunde in München'."
Im Video: In dieser Idylle bereitet sich der FC Bayern vor
Hoeneß holte dann doch noch aus, zu eben jenen emotional pathetischen Sätzen, die den Zuhörer zusammenzucken lassen: "Und Sie können sich sicher sein: Unter Niko Kovac wird bei uns wieder richtig gearbeitet." Er sprach es, als sei er noch immer der, der alles überblickt. Ohnehin soll Hoeneß' Einfluss auf die Entscheidung nicht so gering gewesen sein, wie er es umschreibt.
So wohnt der einstige Bundesligaspieler und -manager im benachbarten Bad Wiesssee, nur sieben Kiloemter vom Sportgelände im engen Tal vor dem Wallberg entfernt. Er geht regelmäßig ins Restaurant des Nobel-Hotels "Seehotel Überfahrt", wo die Bayern residieren - und soll dabei dem Vernehmen nach den Trip ins Voralpenland mitorganisiert haben.
Hasan Salihamidzic: "Wollen deutsche Tugenden"
Auch die "Back-to-the-roots-Mentalität" hat er seinen Angestellten und Verantwortlichen offenbar schon bestens eingebläut. "Wir haben dort sensationelle Möglichkeiten, wollen natürlich aber auch unseren Fans in Bayern nahe sein, uns zeigen, unseren Fans am Tegernsee die Trainingseinheiten zeigen", hatte Salihamidzic vor der Abreise an der Säbener Straße erklärt.
Und dann eine weitere Tendenz beschrieben: "Der FC Bayern hatte immer die Strategie, den Großteil der Nationalmannschaft zu stellen. Wir wollen Topspieler hier haben, aber natürlich wollen wir den Kern unserer Kabine und unserer Mannschaft deutsch haben. Wir wollen die deutschen Tugenden haben und den deutschen Fußball in der Welt repräsentieren."
Diese Ausrichtung passt ins malerische Idyll am Tegernsee, wo quasi an jeder Ecke das Bayerische schier greifbar ist. In diesen Tagen gibt es so keine Zweifel: Der FC Bayern besinnt sich wieder seiner Herkunft. Hoeneß schiebt aus dem Hintergrund an. Und alle rund um den Rekordmeister ziehen mit.