Rückkehr von Harry Kane nach England – jetzt geht es gegen Prügelknabe Harry Maguire

FC-Bayern-Stürmer Harry Kane kehrt erstmals auf die Insel zurück – die britische Presse schaut genau hin. Gegen ManUnited kommt es für ihn auch zum Duell mit dem englischen Defensiv-Prügelknaben Maguire.
von  Patrick Strasser
Kollegen in der Nationalmannschaft, Konkurrenten am Dienstagabend in Old Trafford: Bayern-Star Harry Kane (l.) und ManUnited-Verteidiger Harry Maguire.
Kollegen in der Nationalmannschaft, Konkurrenten am Dienstagabend in Old Trafford: Bayern-Star Harry Kane (l.) und ManUnited-Verteidiger Harry Maguire. © IMAGO/Shutterstock

Manchester - Die Begrüßung war freundschaftlich. Als Thomas Tuchel auf dem Weg durch die Katakomben des Frankfurter Stadions den britischen Reporter Andy Dillon vom Boulevard-Blatt "The Sun" begegnete, war keine Zeit für Smalltalk oder tiefere Gespräche.

Nach der 1:5-Klatsche bei der Eintracht hatte der Bayern-Trainer den Kopf voll mit anderen Problemen, fragte Dillon, den er von seinem Engagement beim FC Chelsea (Januar 2021 bis September 2022) kennt, jedoch auf Englisch: "Bist Du in dieser Saison zum ersten Mal bei einem unserer Spiele?" Der Reporter nickte. "Bitte tu' mir einen Gefallen, komm' nie wieder!" Dillon lachte herzhaft. Den schwarzen Humor der Briten hat Tuchel adaptiert.

FC-Bayern-Star Harry Kane im Visier der empörten britischen Presse

Dabei ging es dem auserkorenen Seuchenvogel von der Insel gar nicht um Tuchel, sondern um Harry Kane, den Kapitän der englischen Nationalelf. Und was macht der? Erzielte kein Tor beim 1:5, "schnüffelte nur einmal an einem Treffer", schrieb die "Sun". In seinen bisher 14 Bundesliga-Partien ging der Torjäger nur drei Mal leer aus, erzielte sagenhafte 18 Treffer – in allen 19 Pflichtspielen der Bayern bereits 22.

Doch in Frankfurt ging alles daneben, was Kane die erste Niederlage als Startelf-Spieler des FC Bayern bescherte seit seinem aufsehenerregenden Wechsel im August nach München. Beim mit 0:3 vergeigten Supercup gegen Leipzig wurde er am Tag nach seiner Landung lediglich als Joker gebracht, bei der 1:2-Pokalblamage in Saarbrücken – aus Münchner Sicht fatalerweise – geschont.

Kane ist immer ein großes Thema in den britischen Zeitungen, dieser Tage ganz besonders. Rund vier Monate nach dem Ü-100-Millionen-Euro-Transfer von seinem Herzensklub Tottenham Hotspur zum FC Bayern kehrt der 30-Jährige am Dienstag zurück, tritt mit den "Germans" in der Champions League bei Manchester United (21 Uhr, Prime Video) an.

Während es für Gruppensieger Bayern im Old Trafford rein tabellarisch um nichts mehr geht, will Kane seinen Landsleuten beweisen, dass er zum richtigen Klub gewechselt ist. Denn die Empörung in England war immens im Sommer. Unser Kapitän, der zweitbeste Torschütze der Premier-League-Historie verlässt die beste Liga der Welt, um in der Bundesliga anzuheuern?

Harry Kane will Titel mit dem FC Bayern – und trifft jetzt auf Prügelknabe Maguire

Yes, um mal einen Titel zu gewinnen. Abgesehen von zahlreichen persönlichen Auszeichnungen (je zwei Mal Spieler der Saison bei Tottenham und im Nationalteam) steht in seiner Vita lediglich der Gewinn eines internationalen U17-Turniers mit England, 2010 an der Algarve. "Ich bin hier, um mit Bayern die Champions League zu gewinnen", betont Kane immer wieder. Die Schale, so hatte er gehofft, ist ja eine FCB-Selbstverständlichkeit, aber selbst das Münchner Abo auf die Meisterschaft – an ihm liegt es nicht – ist erneut in akuter Gefahr. Im Old Trafford zu treffen und sich zu beweisen (beim 4:3 im Hinspiel verwandelte Kane einen Elfmeter), wäre eine Genugtuung.

Das will Manchesters Harry verhindern: Harry Maguire. Der 30 Jahre alte Innenverteidiger mit dem grimmigen Blick gilt in jeder Transferperiode als Verkaufskandidat. Ein kräftiges Stehauf-Männchen mit 1,94 m und über 90 kg Kampfgewicht, das aktuell bei den Red Devils in der Abwehr wieder gesetzt ist und nach stabilen Auftritten im November zum Spieler des Monats der Premier League gewählt wurde. Dennoch wird Maguire in England weiter wegen zahlreicher Slapstick-Patzer im Netz als "Tölpel" verspottet und verlacht. Einst lästerte der frühere HSV-Star Rafael van der Vaart als TV-Experte: "Ich glaube, Maguire geht jeden Tag nach Hause und erzählt seiner Frau: 'Ich bin so schlecht beim Fußball, aber ich verdiene so viel. Sie glauben wirklich, dass ich gut bin'."

All die Schmähungen ignoriert der Geschmähte, sagt cool: "Natürlich mag es niemand, kritisiert zu werden, aber ich denke, das ist Teil dieses Spiels. Ich habe einen großen Glauben an mich selbst." Mal sehen, wer wen düpiert am Dienstag beim Duell Harry gegen Harry. Der eine Harry fährt schon mal die Grätsche aus.

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