Rotation: Wechselspiele beim FC Bayern
MÜNCHEN Als Fußballtrainer traut man Journalisten gemeinhin ja recht wenig zu. „Wenn ich Ihnen das genau erklären würde, würde ich Sie überfordern”, meinte Bayern–Coach Jupp Heynckes am Freitag auf die Frage, nach welchen Kriterien er bei aktuell 22 nahezu gleichwertigen Spielern denn über die Aufstellung entscheide. Allein das Bauchgefühl sei’s jedenfalls nicht, das den Trainer am Ende ein Urteil fällen lässt: Mandzukic oder Pizarro? Müller oder Shaqiri? Gustavo oder Martínez? Trainingsleistung, medizinische Daten, Eindrücke vom letzten Spiel – „es spielen unheimlich viele Faktoren eine Rolle”, sagt Heynckes.
Der Mittwoch, das 4:0 im DFB-Pokal gegen Lautern, war jedenfalls der ultimative Beweis, dass er sich auf alle Spieler verlassen kann. Ob Starke, Contento oder Can: Alle sind Teil des Plans, sitzen mit auf Heynckes’ Glücksrad und werden bei Bedarf herangezogen.
Wobei das Rotieren bei Heynckes freilich nicht viel mit Glück zu tun hat: Der 67-Jährige weiß ganz genau, wann er das Rad auf dem Weg zum Glück auch mal selbst anhalten muss – beispielsweise beim Champions-League-Spiel in Lille, bei dem er im Vergleich zum Ligaspiel nur eine Änderung vornahm (Gustavo statt Martínez).
Im Gegensatz zu anderen Vereinen gehen die Bayern-Spieler bislang sehr besonnen mit Heynckes’ Wechselspielchen um, negativ hat sich noch keiner geäußert. Der Grund: „Die Spieler kennen mich, sie wissen, wie ich handle und dass ich ihnen auch ungeschminkt meine Meinung sage. Und eines wissen sie auch: dass Leistung bei mir honoriert wird. Wer in Top-Form ist, der spielt auch.”
Doch wie genau stellt sich Heynckes’ Rotation dar? Was lässt sich daraus ablesen? Die AZ hat die markantesten Fakten zusammengetragen.
Die Dauerbrenner: 15 Pflichtspiele gab’s, durchgespielt hat nur Jerome Boateng. Manuel Neuer und Philipp Lahm setzten gegen Lautern aus.
Der Newcomer: Von allen Neuen durfte Verteidiger Dante am häufigsten ran: 13-mal 90 Minuten. Mario Mandzukic spielte 12-mal von Beginn an.
Der Gereifte: In der Offensive spielte Toni Kroos fast immer (1126 Minuten). Heynckes honoriert so dessen verbesserte Zielstrebigkeit (4 Tore).
Die Zeitarbeiter: Franck Ribéry und Arjen Robben plagten sich oft mit muskulären Problemen herum, kamen nur 734 bzw. 610 Minuten zum Einsatz. In Hamburg ist Robben gesetzt, Ribérys Einsatz dagegen fraglich.
Die Sechser: Bastian Schweinsteiger spielte erst fünf Partien durch, liegt in punkto Einsatzzeit intern nur auf Rang zehn. 40-Millionen-Mann Javi Martínez stand sogar weniger Minuten als Robben auf dem Feld (erst 549). Heynckes: „Er weiß ganz genau, dass er sich weiter steigern muss.” Luiz Gustavo hat dafür schon 905 Minuten auf der Stechuhr.
Die Bankangestellten: Xherdan Shaqiri ist der Super-Joker, wurde schon neunmal eingewechselt. Anatoliy Tymoshchuk stand auch immer im Kader, spielte mit Ausnahme des Pokalspiels aber nur 45 Minuten. Am wenigsten zum Einsatz kamen Weiser (12 Min.), Rafinha (89), Contento und Starke (je 90).
Die Nuller: Noch ohne Einsatz sind die Dauerverletzten Daniel Van Buyten und Mario Gomez. Heynckes über Gomez: „Er macht gute Fortschritte.” Die Rückkehr in den Kader wird aber wohl zwei bis drei Wochen dauern.