Roca, Sarr und Co.: Wie geht es mit den Dauer-Reservisten des FC Bayern weiter?

Unter Julian Nagelsmann spielen mehrere Stars im Kader des FC Bayern überhaupt keine Rolle. Eine langfristige Perspektive hat kaum einer davon - wer könnte den Klub im Winter verlassen?
von  Bernhard Lackner
Einige Spieler kommen unter Julian Nagelsmann überhaupt nicht zum Zug.
Einige Spieler kommen unter Julian Nagelsmann überhaupt nicht zum Zug. © imago images /Lackovic

München - Was wurde im Sommer noch geunkt. Der Kader des FC Bayern werde von Jahr zu Jahr schwächer, hieß es. Um international ernsthaft wettbewerbsfähig zu sein, fehle es außerdem an der Breite, hieß es.

Julian Nagelsmann reagierte schon bei seiner Ankunft gelassen auf die Debatte um sein Team. Dank der Analyse von Statistiken wisse er, "dass in den europäischen Top-Ligen 14 bis 16 Spieler 90 Prozent der Spielzeit bekamen", erklärte der Bayern-Coach im Juli bei seiner Vorstellung in der Allianz Arena. Ihm würden "15, 16 gestandene Spieler" reichen. Der Erfolg gibt ihm bislang recht.

Die Schattenseite: Wer nicht zu dieser Runde zählt, kommt kaum zum Zug. In dieser Situation finden sich aktuell Marc Roca, Bouna Sarr, Michael Cuisance und zum Teil auch Defensiv-Juwel Tanguy Nianzou wieder. So mancher dürfte sich angesichts der geringen Einsatzzeiten langsam Gedanken um seine Zukunft machen. Die AZ zeigt ihre Perspektiven auf:

Marc Roca

Marc Roca wartet noch auf seinen Durchbruch beim FC Bayern.
Marc Roca wartet noch auf seinen Durchbruch beim FC Bayern. © IMAGO / Sven Simon

Der spanische Mittelfeldspieler ist auch mehr als ein Jahr nach seiner Verpflichtung überhaupt nicht beim FC Bayern angekommen. Nach einer schwierigen Debütsaison unter Hansi Flick (13 Pflichtspiele, nur zwei über 90 Minuten) arbeitete er im Sommer für seinen Durchbruch und verzichtete sogar freiwillig auf eine Teilnahme bei Olympia.

Doch schon zu Beginn der Vorbereitung zog sich der 24-Jährige einen Außenbandriss im Sprunggelenk zu und fiel bis Mitte September aus. Unter Julian Nagelsmann stand er seitdem nicht eine Sekunde auf dem Platz und pendelt zwischen Bank und Tribüne.

Wie es nun weitergeht? Er selbst habe "nie daran gedacht, Bayern zu verlassen. Aber am Ende kommt eine Zeit, in der alle Spieler spielen wollen. Ich weiß nicht, was im Januar oder Sommer passieren wird", sagte der spanische U21-Europameister von 2019 gegenüber "Radio Marca". In der Hierarchie im zentralen Mittelfeld hat er hinter Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Marcel Sabitzer und Corentin Tolisso klar das Nachsehen. Dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert, scheint äußerst unwahrscheinlich.

Bouna Sarr

Möchte wohl in München bleiben: Bouna Sarr.
Möchte wohl in München bleiben: Bouna Sarr. © IMAGO / Revierfoto

Wie Roca kam auch Bouna Sarr im Sommer vergangenen Jahres erst kurz vor Ende der Transferperiode. Wie schon unter Flick hat der senegalesische Nationalspieler auch unter Nagelsmann einen extrem schweren Stand. In dieser Saison stand er wettbewerbsübergreifend gerade einmal 153 Minuten auf dem Platz, einzig beim Kantersieg gegen den Bremer SV im DFB-Pokal durfte er von Beginn an ran.

Auf der Rechtsverteidigerposition werden ihm regelmäßig der zuletzt eher formschwache Benjamin Pavard und der gelernte Innenverteidiger Niklas Süle vorgezogen, auch Youngster Josip Stanisic liegt in der Hackordnung vor ihm.

Der Vertrag von Sarr läuft noch bis 2024. Wie die "Bild" berichtet, gab es im Sommer Interesse aus Frankreich und England. Da er bei einem Wechsel allerdings deutliche Gehaltseinbußen hätte hinnehmen müssen, soll er einen Transfer allerdings verweigert haben. Wie es mit ihm weitergeht, ist unklar. Den großen Sarr-Durchbruch wird es beim FC Bayern aber sehr wahrscheinlich nicht mehr geben.

Michael Cuisance

Bislang noch kein Bundesliga-Einsatz in dieser Saison: Michael Cuisance.
Bislang noch kein Bundesliga-Einsatz in dieser Saison: Michael Cuisance. © IMAGO / Eibner

Auch bei Michael Cuisance sieht die Perspektive ziemlich düster aus. Der 22-jährige Franzose kam vor zwei Jahren von Borussia Mönchengladbach zu den Bayern und wurde von Hasan Salihamidzic ("In seinem linken Fuß ist richtig Musik drin") mit großen Vorschusslorbeeren vorgestellt. Den Erwartungen konnte der elf Millionen Euro schwere Neuzugang bis dato aber nicht im Ansatz gerecht werden.

Nachdem er in seinen ersten eineinhalb Jahren bei Bayern zwischen erster und zweiter Mannschaft pendelte, folgte im Winter der Vorsaison eine erfolglose Leihe zu Olympique Marseille. Seit seiner Rückkehr spielt er unter Julian Nagelsmann überhaupt keine Rolle. In dieser Saison stand er einzig beim 12:0-Sieg gegen den Bremer SV für eine Halbzeit auf dem Platz, sonst sitzt er in aller Regel auf der Tribüne.

Eine langfristige Zukunft wird Cuisance in München wohl nicht haben. Das Problem: Einen Abnehmer zu finden, gestaltet sich wohl schwierig. Der 22-Jährige gilt als komplizierter Charakter und sorgte mit seiner Einstellung schon bei Ex-Klub Borussia Mönchengladbach für Ärger. Auch in München wird seine Berufsauffassung dem Vernehmen nach eher kritisch gesehen.

Tanguy Nianzou

Gilt als hochveranlagtes Defensiv-Talent: Tanguy Nianzou vom FC Bayern
Gilt als hochveranlagtes Defensiv-Talent: Tanguy Nianzou vom FC Bayern © imago images / Revierfoto

Einen Sonderfall stellt Tanguy Nianzou dar. Der 19-Jährige gilt als hochveranlagtes Defensiv-Talent, insbesondere Salihamidzic traut dem gebürtigen Pariser eine große Zukunft zu. Seit seiner Ankunft in München hatte Nianzou allerdings immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und kam bislang noch nicht wirklich in Tritt.

Unter Nagelsmann verzeichnete er in dieser Saison wettbewerbsübergreifend sechs (Teil-)Einsätze. "Tanguy ist ein großes Talent mit viel Potenzial, aber er muss seine Fehlerquote reduzieren. In den Trainingseinheiten oder auch in den Testspielen war es einfach so, dass er noch den ein oder anderen Fehler zu viel drin hatte", begründete der Bayern-Coach die geringen Einsatzzeiten seines Defensiv-Allrounders.

Ein Abgang ist allerdings kein Thema, da die Verantwortlichen vom Potenzial des 19-Jährigen überzeugt sind und insbesondere seine Konkurrenten Lucas Hernández und Niklas Süle immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen haben. Nianzou wird aller Voraussicht nach bei den Bayern bleiben.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.