Robert Lewandowski unter der Lupe: Die traurige Rückkehr des Weltfußballers

München - Die Auszeichnung als "Man of the Match" erhielt verdientermaßen Jamal Musiala, der die bestimmende Figur im Mittelfeld des FC Bayern war beim 2:0-Erfolg im zweiten Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Barcelona.
Hätte jedoch der Mann, auf den an diesem herrlichen Spätsommerabend in der Allianz Arena alle Augen gerichtet waren, seine beiden Großchancen in der ersten Halbzeit verwertet, dieser silberne Ball wäre an Robert Lewandowski, den Ex-Bayern, gegangen. Hätte, hätte, Fahrradkette. Die Partie in München war nicht der Abend des 34-Jährigen – dabei stand der Mittelstürmer im Fokus wie kein anderer.
Nur acht Wochen nach seiner Verabschiedung von der Säbener Straße traf Lewandowski seine ehemaligen, teils langjährigen Mitspieler um Kapitän Manuel Neuer & Co. wieder. Die Auslosung hatte es so gewollt, Lewandowski nicht. In den Katakomben des Stadions, auf der Treppe im Spielertunnel, begrüßte er der Pole einen Ex-Kollegen nach dem anderen, Umarmung inklusive. Dann reihte er sich als letzter (macht er aus Aberglauben immer) in die Reihe der Barça-Spieler ein, auf der anderen, der linken Seite der Treppe. Und raus ging's zur brisanten Rückkehr.
Der Abend des 34-Jährigen unter der Lupe der Abendzeitung:
Wie war die Stimmung ihm gegenüber?
Sehr positiv und wohlwollend. Beim Aufwärmen klatschte Lewandowski dem Publikum zu, erhielt freundlichen Applaus, kassierte nur wenig Pfiffe nach dem wochenlangen Wechsel-Theater im Sommer, das er durch bestimmte Aussagen („Meine Zeit beim FC Bayern ist Geschichte“) selbst angeheizt hatte. "Die Fans haben ein gutes Gespür für das, was Robert geleistet hat", sagte Bayerns Sportvorstand Hasan Salihamidzic vor Anpfiff, während Trainer Julian Nagelsmann meinte: "Robert war Teil der Bayernfamilie, hat Großartiges geleistet." Nur kurz in Zahlen: in acht Spielzeiten und 375 Pflichtspielen traf er 345 Mal für die Münchner, gewann alle denkbaren Trophäen.
Welche Chancen hatte Lewandowski?
In der 18. Minute zielte er etwa vom Elfmeterpunkt aus drüber, drei Minuten später köpfte er Bayern-Torwart Manuel Neuer an, der jedoch stark parierte. Matthias Sammer, Experte bei Prime Video, meinte: "Lewy hat heute seine menschliche Seite gezeigt." Bayern-Präsident Herbert Hainer sagte mit einem (Sieges-) Schmunzeln im Gesicht: "Man konnte heute sehen, dass Robert ein Herz für den FC Bayern hat."
Salihamidzic war erleichtert: "Es hat mich gewundert, dass er daraus kein Tor gemacht hat. Wir sind froh, dass wir da nicht in Rückstand geraten sind." Nach der Pause baute Lewandowski ab – auch, weil Bayerns starke Innenverteidiger Lucas Hernández und Dayot Upamecano dem Ex-Kollegen wenig Möglichkeiten ließen.
Was sagte er selbst zu seiner Rückkehr?
Nach der Partie eilte der Fifa-Weltfußballer aus der Kabine durch die Mixed Zone an den Reportern vorbei zum Barça-Bus und sagte nur kurz angebunden: "Es war nicht so leicht." Die Erwartungen an den 45-Millionen-Euro-Einkauf (plus eventuelle Bonuszahlungen) sind in Barcelona hoch, vor der Partie in München hatte Lewandowski bereits neun Mal in sechs Pflichtspielen getroffen. Diesmal ging der Mittelstürmer leer aus.
Was sagten die ehemaligen Mitspieler über ihn?
Neuer erklärte: „Ich glaube, es war ein emotionales Spiel für ihn. Er hatte sich viel vorgenommen, aber wir, die Defensive und ich als Torwart, kennen ihn natürlich aus dem Training. Man kann nicht immer alles wegverteidigen, daher kam Barça in der ersten Halbzeit zu den Chancen. Heute war das Glück auf unserer Seite. Wir hoffen, das wird im Rückspiel genauso sein.“
Am 26. Oktober haben Barcelona und speziell Robert Lewandowski beim Rückspiel gegen die Bayern im Camp Nou die Chance, ein anderes Gesicht zu zeigen.