Robbens Muskelspiele

Der Rückkehrer bereitet dem FC Bayern den Weg zum 5:1-Triumph über Kaiserslautern – und macht Hoffnung auf mehr. Sportchef Nerlinger lobt den selbstkritischen Star: „Weltklasse“.
von  Abendzeitung
Arjen Robben
Arjen Robben © dpa

MÜNCHEN - Der Rückkehrer bereitet dem FC Bayern den Weg zum 5:1-Triumph über Kaiserslautern – und macht Hoffnung auf mehr. Sportchef Nerlinger lobt den selbstkritischen Star: „Weltklasse“.

Es ist nicht die Sache der Bayern-Bosse zu untertreiben oder gar bescheiden zu sein. Doch die Schätzung des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge kann man getrost als zurückhaltend einstufen. „Ich bin überzeugt, dass wir mindestens zehn Punkte mehr hätten, wenn er in der Hinrunde mitgewirkt hätte.“ Nur zehn?

Wer Arjen Robben am Samstag beim 5:1 gegen Kaiserslautern gesehen hat, muss zur Schlussfolgerung kommen, dass es ohne ihn sogar gegen die biederen Pfälzer eng geworden wäre. Ohne Esprit, ohne Ideen war die erste Hälfte dahin geplätschert. Erst der zentimetergenaue, die Abwehr aufschneidende Pass von Thomas Müller und der artistische Slalomlauf von Arjen Robben brachen den Bann. „Von der ersten Halbzeit kann man nur die letzte Minute gut finden“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger.

Wie die erste nach der Pause. Da fädelte Robben das 2:0 durch Mario Gomez via Schweinsteiger ein. Spätestens jetzt war klar: Arjen ist zurück, das Lautern-Spiel war der Auftakt zu Robbens Muskelspielen – auch wenn kaum Muskeln sichtbar waren. Nur Lach- und Nackenmuskeln, den Rest hatte er in rot-weiß gepackt: Handschuhe und feuerrote Unterhose.

„Die Leistung war Weltklasse, dies ist nach einer so langen Pause ungewöhnlich und beeindruckend“, lobte Nerlinger. Für Robben war der Auftritt – nun ja – nicht wirklich der Rede wert. Er rüffelte sich sogar selbst. „In der ersten Halbzeit habe ich zu viel gewollt. Ich wollte gleich alles zeigen. Die zweite Halbzeit war besser, da habe ich es mehr dosiert“, sagte er. Sein Tor sei dennoch „ein Super-Gefühl“ gewesen: „Das erste Tor zu schießen, davon kann man nur träumen. Man denkt an die sechs Monate harte Arbeit.“ Zuletzt hatte er am 8. Mai 2010 (3:1 gegen Hertha BSC Berlin) in der Liga getroffen, sein letztes Spiel von Beginn im Bayern-Trikot war das Champions League-Finale gegen Inter (0:2).

Am liebsten hätte er das Startelf-Comeback in vollen Zügen genossen und komplett ausgekostet. Doch wie verabredet nahm ihn Coach Louis van Gaal nach 74 Minuten vom Platz, ersetzte ihn durch Hamit Altintop. „Es macht so viel Spaß, wieder auf dem Platz zu stehen, da will ich immer weiterspielen“, meinte Robben nach der Partie, „ich habe hart gearbeitet, um zurückzukommen, und ich will gleich wieder wichtig sein für die Mannschaft.“ Den Bayern jedoch ist seine Gesundheit am wichtigsten. Die Muskeln.

Deswegen fuhr Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am Sonntag an die Säbener Straße, er musste Hand anlegen – wie jeden Tag, auch wenn es Robbens 27. Geburtstag ist. Der „Mull“ tastet den im Sommer gerissenen Muskel und das mittlerweile wieder verheilte Loch tagtäglich ab. „Ich prüfe den Muskelstrang mit meinen Händen jeden Tag und sehe, ob er zu stark kontrahiert oder übersäuert ist“, erklärte der Arzt der AZ, „insgesamt liegt Arjen super im Zeitplan. Ich bin sehr zufrieden und glücklich, dass alles bis dato so gut läuft.“ Für Müller-Wohlfahrt war der Reha-Patient Robben nach dem Streit mit dem niederländischen Verband über Ursache und Behandlung der Verletzung eine Prestige-Angelegenheit. Nun sagt er: „Ich hoffe, dass Arjen jetzt die gesamte Rückrunde verletzungsfrei bleibt.“

Dafür allerdings muss Robben womöglich einmal pausieren – was ihm sicher nicht recht sein wird. „Vielleicht müssen wir Robben mit Blick auf den Spielplan einmal rausnehmen, falls er die Belastung einer englischen Woche noch nicht verkraftet“, sagte Müller-Wohlfahrt, „mit dem Trainer kann ich alles absprechen, was sehr wertvoll für mich ist.“

Es liegt in Mulls Händen. Am Mittwoch im DFB-Pokalviertelfinale in Aachen (20.30 Uhr, ARD live) soll Robben wieder an ran.

Schließlich ist der Pokal der kürzeste Weg zum Titel, in der Liga verzeichnete man „einen optimalen Spieltag“, so Nerlinger. Mit der Aussicht auf weitere Robben-Muskelspiele meinte van Gaal angesichts des 1:1 der Dortmunder gegen Stuttgart: „Sie haben die Fans gehört: Da ist immer Hoffnung! Und jetzt haben wir Punkte geholt und Dortmund weniger.“

P.Strasser

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