Robbens Dilemma: Die Zeit läuft gegen ihn
München - Schalke. Die Arena. Dieses Tor. Es könnte gut sein, dass sich Arjen Robben am Freitagabend, während er das Spiel seiner Kollegen in Gelsenkirchen daheim am Fernseher anschaute, erinnerte. An jenen Abend im März 2010, als der Niederländer seine Bayern ins Pokalfinale schoss. Nach einem Wahnsinnsdribbling übers halbe Spielfeld und einem Linksknaller in den Winkel. Gegen Manuel Neuer. Eines der schönsten Robben-Tore überhaupt im Bayern-Dress.
Mehr als sechs Jahre ist dieser Abend nun her, und wenn man an die spektakulären Momente des Außenstürmers denkt, die es freilich nicht nur auf Schalke gab, fragt man sich inzwischen immer auch: Wie oft wird man einen Arjen Robben in dieser Form noch sehen?
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Im Kader gegen Ingolstadt?
Vor dem Spiel in Gelsenkirchen verkündete Bayern-Trainer Carlo Ancelotti, dass Robben am Sonntag ins Mannschaftstraining zurückkehre. Genauso wie Abwehrchef Jérôme Boateng. "Sie trainieren gut individuell“, sagte Ancelotti. Das Reha-Programm ist für Robben damit abgeschlossen. Mal wieder. In einer Woche im Heimspiel gegen Ingolstadt könnte er erstmals im Kader stehen. Hält sein Körper diesmal?
Sein letztes Spiel hat Robben am 5. März bestritten, beim 0:0 in Dortmund. Danach verpasste er den Saisonendspurt mit Adduktorenproblemen. Zum Start der Vorbereitung stoppte ihn ein Muskelfaserriss im Adduktorenbereich – als Robben gerade wieder fit geworden war.
Seine jüngsten, vorsichtigen Aussagen waren deshalb schlüssig. "Es geht mir nicht darum, gesund zu werden – sondern darum, gesund zu bleiben“, sagte er. "Egal, ob das jetzt noch zwei, drei, vier oder fünf Wochen dauert.“ Robbens Dilemma: Eigentlich hat er die Zeit gar nicht. Er muss um seine Zukunft bei den Bayern kämpfen, sein Vertrag läuft am Saisonende aus. Robben wird im Januar 33 Jahre alt.
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Rummenigges "Dann"-Bedingung
"Wir haben großes Vertrauen zueinander, und ich wünsche ihm, dass er jetzt eine Saison erlebt, mit der er zufrieden ist, mit der der FC Bayern zufrieden ist und in der er hoffentlich wenige Verletzungen hat“, sagte Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei Sport1: "Dann spricht auch nichts dagegen, dass man die Dinge auch über 2017 hinaus verlängert.“
Rummenigges "Dann“ war gleichzeitig auch so etwas wie eine Bedingung. Entweder Robben bleibt endlich mal gesund – oder er bekommt keinen langfristigen Vertrag mehr. Ähnlich abwartend agieren die Bayern im Fall Franck Ribéry (33), dessen Kontrakt ebenfalls nach dieser Saison endet. Der Franzose ist auch sehr häufig verletzt.
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Robben braucht Tore und Spiele
Robben braucht also Argumente: Tore und Spiele. Doch seine Bilanz ist in den vergangenen Jahren immer schwächer geworden. In der Saison 2013/14 absolvierte er noch 45 Pflichtspiele, ein Jahr später dann nur noch 30 – und vergangene Saison lediglich 22. Die Gesamtbilanz ist zwar immer noch beeindruckend (115 Tore, 73 Vorlagen in 219 Bayern-Spielen), aber die Quote ist schwächer geworden.
Und die Konkurrenz stärker. Kingsley Coman hat Robben schon in der vergangenen Spielzeit exzellent vertreten, Douglas Costa kann dort auch spielen. Robben, der Champions-League-Held von 2013, braucht nun ein starkes Comeback. Dann sind ein paar Momente wie damals auf Schalke vielleicht noch möglich.