Robben und Ribéry: Friedenspfeife fürs Finale
Ribéry und Robben, FC Bayerns ungleiche Flügelstürmer, reißen sich vor dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid zusammen. Freunde werden sie nicht mehr.
MADRID - Der eine, Franck Ribéry, trug Schal bei der Ankunft am Dienstag in Madrid, einen Bayern-Schal. Der andere, Arjen Robben, ein Veilchen. Und das ist ihre Verbindung, das sichtbare Andenken an das 2:1 vom Hinspiel gegen Real Madrid, genauer gesagt, an die Pause vom Dienstag letzter Woche, als die beiden sich näher kamen. Per unerwünschter Zweikampfhärte.
Ribéry hatte Robben im Affekt eine verpasst, das wurde vom Verein nie dementiert. Die Aussprache, die Geldstrafe, die Entschuldigung, öffentlich zementiert durch die Faust-Geste von Bremen, Dokumente einer außergewöhnlichen Woche. Oberflächlich betrachtet ist alles wieder gut – das versicherte bisher Ribéry. Robben schweigt. Zum Wohle der Mannschaft, im Sinne des Erfolgs.
Sie müssen sich arrangieren, die beiden Superstars des FC Bayern. Zwei Solisten auf ihre Weise, Grenzgänger auf den Flanken des Feldes. Über Held oder Depp des Spiels entscheidet ein Dribbling, ein Torschuss. Gleiches Schicksal, nur auf der gegenüberliegenden Seite. Eine Flügelzange von Sieg bringender Power, unberechenbar für Gegenspieler, Mitspieler und Trainerstab. Eine Welt, zwei Typen. Fehlt einer, ist das Spiel zu leicht berechenbar, weil nur auf einen Flügel verlagert. Wirbeln beide, wirken die Angriffe wie eine Zweifronten-Attacke.
Sie müssen sich arrangieren, nicht lieben, nur respektieren. Ribéry kam 2007, er hat bis 2015 verlängert. Robben ist seit 2009 ein Bayer, er soll demnächst bis 2015 verlängern. Für immer Flügelzange? Für immer Reibung?
„Wir haben die Dinge unter Kontrolle”, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und fügte ein „schon lange” hinzu, als würde es sich um ein Kinderspiel handeln. Das ist es gewiss nicht, es geht um die Struktur der Mannschaft, um Zusammenhalt oder Unruhe. „Nach der Karriere zusammen Abend essen werden sie aber nicht”, meinte der ehemalige Bayern-Torjäger Giovane Elber. Es ist die Aufgabe von Trainer Jupp Heynckes, die Moderation zwischen den Alphatieren zu übernehmen.
Das Estadio Santiago Bernabéu ist für beide ein besonderer Ort. Ribéry musste hier das Finale der Champions League 2010 gegen Inter Mailand von der Tribüne aus verfolgen, er war rot-gesperrt. Robben blieb gegen Ex-Trainer José Mourinho wirkungslos. Im Bernabéu hatte er für Real gespielt, war jedoch öfter beim Arzt als auf dem Rasen. Die Fans erinnern sich nur an wenige lichte Momente, und so ließ man den Holländer 2009 zu Bayern ziehen.
Als er kam, war Ribéry schon Publikumsliebling. Ein Status, den Robben nie erreichte. Sprechchöre bekommt nur der Franzose, für Robben gibt es staunende Anerkennung oder fluchende Abneigung. Zwei Charakterköpfe, zwei Diven. Beide ausgestattet mit Extraklasse und dem Gefühl, dass es ohne sie nicht geht. Einst Robbéry, nun eine reine Zweckgemeinschaft? „Natürlich ist es immer gut, wenn wir als Einheit auftreten”, sagte Bastian Schweinsteiger auf das Duo angesprochen, „aber es gehört auch dazu, dass man seinem Mitspieler klar und ehrlich sagt, was man denkt und ihn nicht anlügt.” Oder schlägt.