Robben und Lewandowski: Die Doppelpacker
MÜNCHEN Zwei Minuten erst sind gegen Hannover gespielt. Ein langer Diagonalball von David Alaba in den Lauf von Arjen Robben, der auf dem rechten Flügel lossprintet.
Der Holländer bekommt die Kugel nicht unter Kontrolle, ein Stockfehler. Er schimpft und flucht, schlägt sich vor Wut auf den Oberschenkel. Der 30-Jährige schien mit Anpfiff auf einem Adrenalin- und Motivationslevel als handele es sich um ein WM-Finale.
In diesem Moment haben sich wohl einige der 96-Abteilung gedacht: Okay, wird’s ein 0:3, 0:4, 0:5 oder gar schlimmer? Robben war so richtig heiß auf dieses vierte Heimspiel. Zuvor war ihm in dieser Saison erst ein Trefferchen gelungen, Ende August zum Liga-Start gegen Wolfsburg (2:1).
Nun die Arjen-Explosion, der Knalleffekt beim 4:0 gegen die hoffnungslos unterlegenen Niedersachsen. „Er ist in einer unglaublichen Verfassung – wie schon bei der WM in Brasilien“, lobte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge, „Arjen ist einfach nicht zu halten, das hat auch Sergio Ramos bei der WM erleben müssen.“
Als die Niederländer in der Vorrunde Spanien mit 5:1 abfieselten. Schade für Bayern, dass Robben dies nicht im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid (0:1, 0:4) gelang.
Am Samstag erzielte er einen Doppelpack, ist damit in 110 Liga-Spielen an sagenhaften 101 Toren beteiligt (59 Treffer, 42 Assists).
Sauber eing’schenkt zum Wiesn-Ausklang! Zehn Torschüsse gab allein der rasende Holländer ab, mehr als Hannovers Team (6). „Wir haben aggressiven Angriffsfußball gespielt“, freute sich Robben, „wir entwickeln uns in die richtige Richtung.“ Was auch an seinem neuen Partner im Angriffszentrum lag – an Robert Lewandowski (26).
Auch dem Polen gelang gegen Hannover ein Doppelpack, er benötigte dafür nur sieben Torschüsse. „Robert ist nicht nur ein Stürmer, der vorne drin steht und Tore macht. Er spielt auch super mit“, lobte Robben.
Und wenn Lewandowski mal nicht da ist, dann spielt er mit dem Gegner Bande – wie vorm 4:0. Robben & Robert – Bayerns neuer Ro-Ro-Sturm. Lewandowski war seit zwei Jahren der Wunschstürmer der Bayern. Weil er sich viel bewegt und rochiert, mehr ins Kombinationsspiel mit eingebunden ist.
All das hatte man in den letzten beiden Jahren seinem Vorgänger als Stoßstürmer, dem Kroaten Mario Mandzukic, abgesprochen. „Robert Lewandowski hat seine zwei Treffer heute im Stile eines Weltklasse-Stürmers gemacht“, lobte Ex-Weltklasse-Stürmer Rummenigge.
Man ist erleichtert, dass der ehemalige Dortmunder nach einer kleinen Leistungsdelle im September (nur ein Treffer in sechs Partien) nun mehr und mehr im roten Modus läuft – mit 21 Sprints und 61 intensiven Läufe. „Jeder Spieler braucht Zeit, wenn er zu einem neuen Verein kommt“, entschuldigte sich der zurückhaltende Lewandowski, „es ist normal, dass es nicht vom ersten Spiel an so funktioniert wie in den letzten Jahren.“
Zum Abschluss kommt er nun immer besser dank langer Bälle von Rafinha wie vor dem 1:0 oder Shaqiri (3:0). Unnachahmlich, und ganz im früheren Dortmund-Stil, wie er vor dem 3:0 den Ball aus der Luft mit der Sohle stoppte, vorantrieb, nochmal mit der Sohle zart streichelte als Eigenvorlage und dann einschob – der typische Lewy-Treffer.
„Wir wissen alle, dass er ein begnadeter Fußballer ist“, sagte Shaqiri, „man kann ihn in der Tiefe anspielen, und ich bin mir sicher, dass noch viele weitere Tore folgen.“
Auch kommenden Samstag? In Warschau? Da empfängt Lewandowski mit den Polen die DFB-Weltmeister (von denen bei den Bayern gegen Hannover Boateng, Götze und Müller nur auf der Bank saßen und geschont wurden) in der EM-Qualifikation. „Robert ist einer der besten Stürmer der Welt“, sagte Torhüter Neuer, „es ist schwer, ihn in Griff zu bekommen. Aber uns wird schon etwas einfallen.“ Eine Aufgabe für Boateng & Co.