Robben: Onkel Arjen - der stolze Kapitän

Von wegen Ego-Player: Der Holländer zeugt als Vorbild, spielt mannschaftsdienlich, ist motiviert und reißt die Jungen mit. Und die Spielführerbinde nimmt er sogar mit ins Bett: „Die bleibt dran“
von  Patrick Strasser

Von wegen Ego-Player: Der Holländer zeugt als Vorbild, spielt mannschaftsdienlich, ist motiviert und reißt die Jungen mit. Und die Spielführerbinde nimmt er sogar mit ins Bett: „Die bleibt dran.“

München - Eine Kapitänsbinde ist unverdächtig, eine Doping-Kontrolle hätte keinen Sinn. Die Wirkung jedoch macht’s. Das Ding wirkt Wunder, verleiht Flügel. Im Grunde ist die Binde, so nennt sie der Volksmund, auch nur ein Stück Stoff, in diesem Fall unschuldig in weiß gehalten, mit dem Emblem des FC Bayern darauf.

Für Arjen Robben war das Insignum der Macht am Mittwoch beim 4:0 im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern mehr als Baumwolle: pures Doping. Der Test verlief positiv. Der Holländer bekam diese Motivation von Jupp Heynckes mit klarem Hintergedanken. So konnte der Trainer gegen den harmlosen Zweitligisten eine B-Elf mit allen Reservisten ins Rennen schicken. Weil er wusste: Wir sind zu zwölft. Mit Robben, dem Fußballer. Dem, der gegen Leverkusen (1:2) ein Kurzcomeback gegeben hatte. Und mit Robben, dem Gelegenheits-Kapitän. Dem, der seine Aufgabe so ernst nahm, als müsse er allen zeigen: Ich kann auch anders.

Die Vorurteile lauteten: Ein Einzelgänger, nicht nur beim Dribbling. Ein Solist im Team, angeblich wenig beliebt. Einer mit Ecken, Kanten, Ego. Der sich nicht scheute, auf dem Platz mit Mitspielern anzulegen und Unmut über fehlende Anspiele theatralisch zu dokumentieren.

Das war einmal. Der neue Arjen hat ein Helfer-Syndrom. Seine Rolle spielte er an Halloween perfekt. Für die Seinen Süßes, für die Gegner Saures: Das 1:0 von Claudio Pizarro (11.) bereitete er clever vor, das zweite und vierte erzielte er selbst (49./88.). Nur an Pizarros 3:0 (58.) war er nicht beteiligt. Ansonsten kümmerte sich der 28-Jährige rührend um die Jungen wie Can und Weiser, um die Wenig-Spieler wie Rafinha und Starke. Mal mit Worten, mal mit Streicheln. Eben ganz Onkel Robben – der stolze Kapitän. „Wenn man eine Binde am Arm hat, beflügelt das. Ich war sehr stolz, dass ich zum ersten Mal Kapitän war“, sagte er hinterher und meinte mit einem Augenzwinkern: „Vielleicht sollte ich öfter Kapitän sein. Ich muss mal mit Philipp reden.“ Lahm ist die Nummer eins, Schweinsteiger Stellvertreter, Beide wurden geschont.

So konnte Robben sich versöhnen. Mit seinem Körper, der ihn immer wieder zu Pausen und auf dumme Gedanken (hinwerfen?!) bringt. Und mit den Fans, die ihn noch im Mai nach seiner Elfmeter-Malaise des Frühjahrs ausgepfiffen hatten. Dass man ihn als Egozentriker, als Diva gar abgestempelt hatte, ging ihm gegen den Strich. Intern gibt er sich längst anders, nun hatte er Gelegenheit, sein Wesen nach außen zu demonstrieren. Ganz abstreiten wird er eine Wandlung hin zum Teamplayer nicht können. Er war es auch, der vor der Partie zum Team gesprochen hatte. Danach war er „sehr stolz auf die Jungs“, beinahe hätte er gesagt: meine Jungs. Er habe das Kapitänsamt „nicht nur auf dem Platz ausgeübt“, freute sich Sportvorstand Sammer, „vorher auch“.

Am Samstag beim Hamburger SV (18.30 Uhr) muss Robben wieder ohne Doping auskommen. „Wir sind bereit“, sagte er und richtete kapitänsartige Worte an die Seinen: „Wir müssen hellwach bleiben und dürfen nicht noch mal Punktverluste erleben.“ Und wenn einer was braucht: Arjen ist ständig erreichbar. Wenn er nicht gerade am Stoff hängt, aus dem seine Träume sind. „Die Binde“, sagte Robben am Mittwochabend stolz, „bleibt auch beim Schlafen dran!"

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