Robben bleibt: „Ein Abschied ist kein Thema”

Bei Bayern gilt er als Eigenbrötler – und ist dennoch unverzichtbar. „Ein Abschied ist kein Thema”, sagt jetzt Boss Rummenigge.
von  Florian Bogner
Auch Arjen Robben darf sie anfassen, die Meisterschale.
Auch Arjen Robben darf sie anfassen, die Meisterschale. © firo/augenklick

Bei Bayern gilt er als Eigenbrötler – und ist dennoch unverzichtbar. „Ein Abschied ist kein Thema”, sagt jetzt Boss Rummenigge

MÜNCHEN Der Rasensprenger auf dem Nebenplatz ist angegangen, spritzt durch den Zaun auf den Hauptplatz. Die Kollegen schreiben längst Autogramme oder stehen schon unter der Dusche. Arjen Robben ist als Einziger übrig geblieben und stemmt wütend Liegestütze in den Rasen. Danach macht er Sit-ups und Stabilitätsübungen, bevor er sich erschöpft längs legt.


Aus der Distanz betrachtet, ist dort ein Bekloppter am Werk; ein Masochist. Man könnte meinen, Robben bestrafe seinen Körper dafür, dass er zuvor im Trainingsspiel die beste Chance verballerte. Vor dem leeren Tor schoss er gestern an die Latte. Robben gilt bei Bayern als Eigenbrötler, als Einsamer unter einsamen Profis. Der Niederländer pflegt dieses Image – als letzter Mohikaner auf dem Trainingsplatz oder als Letzter im Spielertunnel. Er hat keine echten Bezugspunkte im Team, sucht sie aber auch nicht. „Er war immer ein Individualist und wird nie jeden Ball zum Mitspieler geben. Das ist seine Stärke”, sagt Präsident Uli Hoeneß. Halten wollen sie ihn dennoch: „Wir sind sehr zufrieden mit Arjen”, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der „Sport Bild”. 20 Millionen Euro soll Manchester City bieten. Robben sagt aber: „Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, warum soll ich gehen?” Rummenigge: „Da wird nichts infrage gestellt. Ein Abschied ist kein Thema.” Pep Guardiola mag auf ein Kollektiv schwören, in Mario Götze mag ein weiterer Offensivspieler kommen – Robben bleibt.


Für Noch-Trainer Jupp Heynckes ist Robben das Abbild eines Vollprofis – wenn er nicht so oft nerven würde. Spielt er nicht, leidet der 29-Jährige wie Jesus Christus Jesus Christus am Kreuz. Wird er ausgewechselt, will er die Welt nicht mehr verstehen. Und doch ist dieser Robben wieder so wichtig wie 2009/2010 – ein X-Faktor für das Champions-League-Finale in London, eine Waffe.


Am Dienstag saß er in der Allianz Arena neben Thomas Müller auf dem Podium. Beide feixten. Robben versuchte, Müller dazu zu drängen, Fragen auf Englisch zu beantworten: „Sein Englisch ist ganz hervorragend!”, lachte er. „Wrong information!”, konterte Müller hastig: „I speak only Bavarian.” Allen Alleingängen zum Trotz: Robben in Beinahe-Topform wird von den Kollegen respektiert, weil er das Team stärker macht. Nichts mehr mit Außenseiter.


Wie in fast jeder Saison hat er verletzungsbedingt Anlauf gebraucht. „Unser Masseur Fredi Binder sagt: Komm’ erst im Oktober oder November, dann hast du keine Probleme”, erzählt Robben. Nur zwölf Pflichtspiele hat er über 90 Minuten absolviert (Philipp Lahm: 38), insgesamt nur 43 Prozent aller Minuten gespielt (Lahm: 84 %) – und vor allem von der Verletzung von Toni Kroos profitiert. Elf Tore und zwölf Vorlagen sind für 28 Einsätze dennoch stark. Sein 1:0-Siegtor im Pokalviertelfinale gegen Dortmund wurde zum Tor des Monats gewählt. Gegen Barcelona traf er im Hin- und Rückspiel. „Da hat er seine Qualitäten wunderbar unter Beweis gestellt”, sagt Rummenigge. Beim 4:0 gegen Barça sangen die Fans seinen Namen. Elf Monate zuvor wurde er in der Allianz Arena noch ausgepfiffen.


Jetzt Wembley. Robben ist der einzige Bayer, der dort schon ein Finale gewann. 2007, FA Cup mit Chelsea gegen Manchester United. „Finals sind super – am Ende müssen wir aber auch mal eins gewinnen”, sagt er. Prognose: „Das Spiel wird von kleinen Details entschieden werden.” Wer einen Sprint mehr anziehen kann, wer am Ende noch Power hat. Dafür arbeitet Robben jeden Tag. Sogar, wenn der Rasensprenger schon an ist. 

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