Robben: Bayern bei 71 Prozent
Der FC Bayern zeigt beim grandiosen Auftritt gegen den HSV, welche Möglichkeiten im Team stecken. Robben sieht nach seinem Traumtor noch Steigerungspotenzial. Und Stürmer Gomez tönt: „Ab in die Champions League!“
München - Es waren schon weit über 70 Minuten gespielt, da versuchten die Bayern zu retten, was noch zu retten ist. Zu viel war kaputt gemacht worden, und nun dringend erste Hilfe von Nöten. Also kümmerten sich Philipp Lahm und der Brasilianer Rafinha um den Rasen. Zwei riesengroße Stücke hatten die herumstümpernden HSV-Spieler herausgegrätscht. Die beiden Greenkeeper, im Hauptberuf Außenverteidiger, rückten die Dinge gerade.
Da stand es längst 4:0, am Ende 5:0. Zwischen Schadenfreude und Mitleid lagen die Gefühle der Bayern-Profis und Zuschauer bei dieser öffentlichen Trainingseinheit. Einziges Manko: nur jeder fünfte Torschuss saß. Wer es nicht gesehen hat: Das 11:1 vom 27. November 1971 gegen Borussia Dortmund (Tatsache!) war akut gefährdet, ein zweistelliger Sieg wäre drin gewesen.
„Heute gibt es eigentlich nichts zu verbessern“, sagte Arjen Robben nach er Partie: „Wenn wir noch ein bisschen schärfer sind, schießen wir auch noch das 6:0, 7:0, 8:0.“ Scharf! Man erinnert sich, eine Van-Gaal-Vokabel.
Zum Durchklicken: Einzelkritik - Die Bayern gegen den HSV
Viel schärfer als zuletzt war die Offensive der Bayern. Nur ein Törchen in den ersten beiden Spielen, und jetzt diese Show. Wie befreit wirkte Franck Ribéry, gelöst und gerissen Arjen Robben. Der Holländer spielte wie beim 2:0 gegen Zürich wegen Rücken- und Adduktorenproblemen mit Schmerzen („Heute war’s okay. In der zweiten Halbzeit aber etwas schlimmer“) – für den HSV und ein Zauberlupfertor reicht es. 60, 70 Prozent könne er derzeit bringen, sagte Robben unter der Woche. Und nun? Ein Fortschritt? „Heute war es einen Tick besser – vielleicht 71 Prozent.“ Er grinste. Wie Robben, so der FC Bayern. Bei 100 Prozent hätte es einen Rekordsieg gegeben, Mario Gomez einen Hattrick erzielt und sogar Thomas Müller getroffen.
Die Beteiligten hatten gut lachen – trotz ihrer Fehlschüsse. Gomez, frisch evakuiert aus der Bonsai-Krise mit null Treffern in zwei Spielen, meinte: „Ich war nie nervös, habe nie den Kopf verloren.“ Und da war er schon wieder, der Vergleich mit den aktuellen Abgöttern dieses Sports: „Der FC Barcelona vergibt die meisten Chancen überhaupt. Warum? Weil sie die meisten haben!“ Treffende Logik. Und Gomez macht nur die komplizierten.
„Ein Guter macht ein, zwei Tore mehr“, sagte Müller. Er meinte sich selbst und konkretisierte: „Ich hätte drei, vier Tore machen können – Schrägstrich – müssen. Aber ich hebe mir die wichtigen Tore für andere Spiele auf. Und wenn das Stadion steht, haben wir wohl nicht viel falsch gemacht.“ Bingo.
Es war ein Fest. Auch für Jupp Heynckes. „Mich hat gefreut, dass wir zu Null gespielt haben“, sagte der Trainer. So sprach Gomez die Losung für das Play-off-Rückspiel zur Champions League am Dienstag (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) beim FC Zürich aus: „Hinfahren, zu null spielen, und ab in die Champions League. Wir müssen da keine Gala abliefern.“
Och, jetzt macht’s aber gerade richtig Spaß.