Riskantes Torhüter-Roulette beim FC Bayern – alles auf Manuel Neuer

Der FC Bayern vertraut Sven Ulreich und will mit Daniel Peretz vorerst nur eine klare Nummer zwei holen, um den Kapitän nicht zu verärgern. Denn Manuel Neuers Einfluss beim Rekordmeister ist größer denn je.
von  Patrick Strasser
Gute Laune bei Bayerns Nummer eins – weil für Manuel Neuer endlich ein Licht am Ende des Reha-Tunnels zu erkennen ist – und mit Daniel Peretz und Sven Ulreich kein teaminterner Konkurrent in Sicht.
Gute Laune bei Bayerns Nummer eins – weil für Manuel Neuer endlich ein Licht am Ende des Reha-Tunnels zu erkennen ist – und mit Daniel Peretz und Sven Ulreich kein teaminterner Konkurrent in Sicht. © imago

München - Sven Ulreich ist 35 Jahre alt und schon lange beim FC Bayern. Der Schwabe hat vieles, Schönes wie Schauriges erlebt, ob mit der Mannschaft oder ganz persönlich auf der Torhüterposition. Von der Interims-Nummer eins bis zur designierten Nummer drei. Dass sich der Hüter des Tores nun plötzlich nicht als Geheimnishüter, sondern als News-Verkünder herausstellte, war auf keinen Fall böse Absicht.

Nach dem 4:0 in Bremen, seinem ersten Bundesliga-Spiel seit Ende Oktober 2022 (6:2 gegen Mainz), wurde Ulreich in der Mixed Zone darauf angesprochen, dass ja ein neuer Torhüter – um im Bild zu bleiben – ante portas stehe. Und "Ulle", wie ihn alle rufen, ließ ihn rein, den 23 Jahre alten Israeli Daniel Peretz von Maccabi Tel Aviv, der für rund sechs bis sieben Millionen Euro Ablöse (je nach Ausverhandlung der möglichen Bonuszahlungen) mit Vertrag bis 2027 verpflichtet werden soll.

Daniel Peretz soll Sven Ulreich beim FC Bayern Konkurrenz machen

"Er ist ein junger Keeper und natürlich habe ich ihn bei der U21-EM ein bisschen gesehen", berichtete Ulreich freimütig und befand: "Ein guter Fang auch für die Zukunft, der sich dann entwickeln kann bei uns. Da hat er mit Manu und mir dann auch gute Leute um sich, um da ein bisschen was zu lernen. Wir freuen uns, wenn er dann da ist."

Womit Cleverle Ulle dem Jungspund schon mal mitgab: Lernen musst du, Junge! Von uns, dem Manu und mir! Also schön einreihen als dritter Torhüter, bitteschön. Peretz soll sich allerdings nach der Eingewöhnungszeit im Training beweisen und eventuell Ulreich, dessen Vertrag lediglich bis Saisonende läuft, Konkurrenz machen.

"Entwicklung ist sehr positiv:" Manuel Neuer wieder im individuellen Training

Doch der setzt auf die Hausmacht der Gruppe um Neuer, Anfang des Jahres geschwächt durch die Entlassung von Torhüter-Trainer und Kumpel Toni Tapalovic – also damals, unter Ex-Chefcoach Julian Nagelsmann.

Am Freitag war Kapitän Neuer (37) wieder ins individuelle Training eingestiegen, nachdem vor rund zwei Wochen eine geplante Metallentfernung im verletzten Bein (Schien- und Wadenbeinbruch im Dezember) vorgenommen worden war. Die Prognose für den Wiedereinstieg ins Teamtraining habe sich, so Trainer Thomas Tuchel, "deutlich verkürzt. Die Entwicklung ist sehr positiv. Was ich gesehen habe, ist sehr beeindruckend." In den "nächsten Wochen" (Tuchel) soll es soweit sein. Noch im September – so der Plan.

Bosse des FC Bayern setzen voll auf Manuel Neuer

Und dann könne alles ganz schnell gehen mit dem Pflichtspiel-Comeback des ehemaligen Welttorhüters. Ulreich wird sich artig wieder einreihen hinter seinem Buddy. Und dass mit Peretz ein Talent kommt, kein echter Rivale, der Neuer auf Dauer attackieren könnte, ist erstens auf die positive Diagnose der Ärzte zurückzuführen und spricht zweitens dafür, dass der Einfluss des Platzhirsches größer denn je ist.

Das unautorisierte Interview, welches im Februar den Verein erschütterte, weil Neuer seiner seelischen Verletzung Luft ("Mir wurde das Herz rausgerissen!") machte, scheint vergessen. Im spannenden Torhüter-Roulette der Bayern setzen die Verantwortlichen: Alles auf Neuer! Und das wegen Neuer.

De Gea, Arrizabalaga und Ortega kommen nicht zum FC Bayern

Wer nicht kam: Die zwischendurch gehandelten David de Gea (bis zur letzten Saison bei Manchester United, nun vereinslos), Kepa Arrizabalaga (nun vom FC Chelsea an Real Madrid ausgeliehen) sowie Stefan Ortega (Nummer zwei bei Manchester City) sollten, wollten oder durften – in dieser Reihenfolge – nicht kommen.

Und wer schon wieder weg ist: Yann Sommer (34), nach nur einem halben Jahr als Neuer-Vertreter weitergezogen zu Inter Mailand, um eine echte Nummer eins (nicht nur eine auf Zeit) zu sein. Alexander Nübel (26) wurde nach zwei Jahren Leihe bei der AS Monaco noch einmal auf die Umlaufbahn geschickt, hält nun eine Saison beim VfB Stuttgart. Manuel Neuer gefällt das. Alles. Nun muss er nur noch fit werden.

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