Riedle über Lewandowski: "Ein perfekter Stürmer"
München - Karl-Heinz Riedle (51) begann seine Profi-Karriere beim FC Augsburg, später stürmte er unter anderem für Werder Bremen, Lazio Rom, den BVB und Liverpool. Mit der AZ sprach der Allgäuer unter anderem über das bevorstehende Pokalspiel der Augsburger gegen Bayern München am Mittwochabend (20.45 Uhr, ARD, Sky und im AZ-Liveticker).
AZ: Herr Riedle, der FC Bayern trifft am Mittwoch im Pokal und dann am Samstag in der Liga auswärts auf den FC Augsburg. Schauen Sie da besonders genau hin?
KARL-HEINZ RIEDLE: Am meisten schaue ich natürlich bei Borussia Dortmund hin. Aber klar habe ich zum FCA, bei dem ich angefangen habe, Fußball zu spielen, immer noch eine gewisse Verbindung. Ich würde es vor allem meinem Ex-Teamkollegen Stefan Reuter wünschen, dass Augsburg die Woche positiv abschließt.
Was trauen Sie dem FCA zu?
Ich denke, dass Augsburg eher etwas im Pokal reißen kann. Aber das wird, wie für jede Mannschaft in Europa, schon schwer, gegen Bayern zu bestehen.
Weil Augsburg den richtigen Zeitpunkt, gegen die Bayern zu spielen, verpasst hat? Deren Mini-Krise scheint überwunden, oder?
Wenn Bayern mal ein Spiel verliert, wird immer gleich von einer Riesen-Krise geredet. Sie haben zuletzt nicht so hochkonzentriert gespielt wie in den vergangenen Jahren. Auch Bayern schwächelt in gewissen Phasen eben mal. Vor zwei Wochen wäre es vielleicht einfacher gewesen, gegen sie zu spielen. Jetzt sind sie aber wieder voll in der Spur.
FC Augsburg vor kaum lösbarer Pokal-Aufgabe
Hätten Sie es für möglich gehalten, dass sich der FCA mal so entwickeln würde?
Absehbar war das sicher nicht. Der Verein hatte ja auch viele Skandale hinter sich. Es wäre schön, wenn der FCA sich weiter auf viele Jahre in der Bundesliga etablieren könnte.
In der vergangenen Saison spielte der FCA in der Europa League gegen Ihren Ex-Klub FC Liverpool mit dem einstigen BVB-Trainer Jürgen Klopp.
Das war eine echte Riesengeschichte. Ich war sogar in Liverpool mit dabei, weil Stefan Reuter mich eingeladen hatte. Das war für jeden Spieler gigantisch, mal an der Anfield Road aufzulaufen.
Klopps Name wird auch häufig genannt, wenn es um zukünftige Bayern-Trainer geht. Würde das passen?
Für jeden BVB-Fan wäre das alles andere als witzig, wenn er mal bei Bayern landen würde. Aber im Fußball geht immer alles. Bei Ottmar Hitzfeld hätte man das auch nicht unbedingt erwartet. Und er hatte nach seiner sehr erfolgreichen Zeit beim BVB noch viele gute Jahre bei Bayern. Ich persönlich würde Klopp natürlich lieber in Schwarz-Gelb sehen. Das sind seine Farben, auch wenn er aktuell in Liverpool bei einem roten Verein arbeitet. (lacht)
Robert Lewandowski: Einigung mit dem FC Bayern?
In der vergangenen Saison haben sich Robert Lewandowski und Aubameyang ein Duell um die Torjägerkanone geliefert. Wird es darauf auch in diesem Jahr hinauslaufen?
Robert Lewandowski war schon in Dortmund ein überragender Stürmer und hat sich auch bei Bayern jetzt durchgesetzt. Er und auch Aubameyang sind wieder in Topform. Ich glaube schon, dass es am Ende nur über die Zwei geht. Sie spielen auch in den beiden stärksten und offensivsten Mannschaften, wo es die meisten Torchancen gibt.
Wer ist für Sie der stärkere Stürmer, auf Augenhöhe?
Auba ist eine Rakete. So schnell wie er ist in Europa sonst niemand. Er hat mittlerweile auch eine super Torquote. Die beiden tun sich nicht viel. Robert ist in allen Belangen ein perfekter Stürmer.
In der Nationalmannschaft ist das die Problemposition. Es scheint keiner so richtig nachzurücken. Ist die Stürmer-Nation Deutschland plötzlich eine stürmerlose Nation?
Auf lange Sicht brauchen wir schon wieder einen Stürmer, von dem man weiß, dass er eine gewisse Anzahl an Treffern im Jahr erzielt – auch in der Nationalmannschaft. Nur eine falsche Neun spielen zu lassen, kann nicht die Lösung sein und ist sicher auch nicht in Joachim Löws Sinne. Da müssen wir schauen, dass wir irgendwie schnell etwas produzieren können. Nicht einfach.