Rice kommt nicht, Hernández will weg: Thomas Tuchel erlebt beim FC Bayern schwarze Woche

München - Hochbetrieb herrscht derzeit im zweiten Stock der Geschäftsstelle des FC Bayern an der Säbener Straße. Der exklusive Klub mit dem schönen, weil so technokratisch-bürokratischen Namen "Ausschuss Sport" tagt regelmäßig – ein bis zweimal pro Woche. Je nach Dringlichkeit und Brisanz.
Die sieben Mitglieder, die sich zu den Sitzungen mit dem Tagesordnungspunkt Kaderplanung treffen, heißen: Thomas Tuchel, als Trainer mit der weitreichenden Kompetenz eines Teammanagers der Premier League ausgestattet, dazu Kaderplaner Marco Neppe, der engste Mitarbeiter des entlassenen Sportvorstands Hasan Salihamidzic. Dazu kommen der neue Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen und Präsident Herbert Hainer – das neue, operative Führungsduo samt Finanzvorstand Michael Diederich – und die Retro-Kombo Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die eigentlichen Entscheider.
Lucas Hernández will FC Bayern verlassen
Auch Einzelgespräche werden geführt, etwa mit Lucas Hernández (27), dem abtrünnigen Verteidiger, den es zu Paris St.-Germain zieht. Man traf sich am Dienstag, die Atmosphäre war gut. Doch der Franzose will unbedingt weg. Erstens, weil ihm PSG ein dickeres Gehalt bietet und zweitens – anders als Bayern – mit fünf Jahren einen längerfristigen Vertrag. Hernández möchte das Angebot, noch ausgearbeitet von Salihamidzic, seinen bis 2024 laufenden Vertrag um drei Jahre zu verlängern, nicht annehmen.
Wie im Fall seines Landsmanns Benjamin Pavard (27). Dessen Arbeitspapier endet ebenfalls 2024 und der ebenso das Weite (die Optionen lauten Liverpool, Barcelona, Real Madrid) sucht, möchten die Bayern-Bosse angesichts der nun absehbaren Trennung eine schnelle Scheidung herbeiführen – und diesen Sommer ordentlich Ablöse kassieren. Bei Pavard rund 30 Millionen Euro plus X, bei Hernández 60 plus X – schließlich hat man es mit PSG, gesponsert vom Staate Katar, zu tun.
FC Bayern: Trainer Thomas Tuchel braucht dringend Leute
Eine schlechte Nachricht, ein schwarzer Tag für Tuchel, unter dem Links- beziehungweise Innenverteidiger Hernández nie gespielt hat, nachdem er sich bei der WM in Katar im November einen Kreuzbandriss zugezogen und das Frühjahr in der Reha verbracht hat.
Tuchel warb um den Linksfuß, titulierte ihn als "absoluten Führungsspieler" der Zukunft – aber: rien ne va plus, nichts geht mehr. Als eine erste Reaktion auf die beiden drohenden Abgänge wird der Verein dem 18-jährigen Verteidiger Tarek Buchmann, der 2019 vom FC Augsburg zum Bayern-Campus wechselte, einen Profivertrag geben.
Zuletzt war Buchmann Kapitän der A-Jugend. Künftig soll er bei den Profis trainieren und der zweiten Mannschaft (Regionalliga Bayern) zum Einsatz kommen.
FC-Bayern-Wunschspieler Declan Rice geht zum FC Arsenal
Klar ist aber auch: Gehen Pavard und Hernández diesen Sommer, wird Bayern einen gestandenen Innenverteidiger verpflichten. Die Fahndung hat begonnen. Diese heißen Sommertage geraten also zur schwarzen Woche für Tuchel, da auf der Transferseite aus seinem Wunschzugang Declan Rice (24) nichts wird. Der Sechser von West Ham United soll sich laut des "Guardian" für einen Wechsel zu Stadtrivale FC Arsenal entschieden haben.
Was nun, TT? Was nun, Bayern? Marokkos WM-Star Sofyan Amrabat (26) vom AC Florenz wird vom Bayern-Gremium für nicht gut genug befunden. Neu auf der Liste soll laut "Sky" Moises Caicedo (21) von Brighton & Hove Albion stehen. Für den ecuadorianischen Nationalspieler, an dem auch Chelsea und Liverpool interessiert sein sollen, wären rund 50 Millionen Ablöse fällig – zu viel für einen Kandidaten, der (noch?) nicht der Kategorie Weltklasse zugeordnet wird.