Ribéry: Was ist da nur in ihn gefahren?
Der Franzose gibt sich nach seinem gemeinen Tritt gegen Vidal uneinsichtig: „So ist Fußball.“ In der AZ bekommt der Bayern-Star jetzt Rückendeckung von Paul Breitner. Ein Verfahren gibt es wohl nicht
München - Der Ball war weg, die Wade nicht: Franck Ribérys Foul an Arturo Vidal in der 83. Spielminute war neben der Verletzung von Toni Kroos das große Aber beim 2:0-Sieg des FC Bayern gegen Juventus Turin. Ein Revanchefoul der Marke hinterfotzig.
Ribéry hatte seine Nerven wieder mal nicht im Griff – und mächtig Glück, dass Mark Clattenburg mit der Nachsicht eines britischen Unparteiischen die Szene einfach laufen ließ, nicht mal auf Freistoß entschied. „So ist Fußball, so ist Champions League“, meinte der Franzose hinterher frech: „Ich habe mich nicht entschuldigt, er sich auch nicht. Bei der Szene wollte ich zum Ball, treffe aber seinen Fuß. “
90 Minuten lang gaben es sich beide ordentlich – meist zum Nachteil von Ribéry, der mehrfach vom Chilenen niedergestreckt wurde, ständig dessen Atem im Nacken spürte. „Franck muss in jedem Spiel einstecken, weil er eben gerne ins Dribbling geht“, meinte Kapitän Philipp Lahm. „So kriegt er einiges auf die Knochen.“
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge sah’s positiv: „Ein hochinteressantes Duell zwischen zwei Top-Spielern!“ Mit einem klaren Sieger: „Franck Ribéry hat einen großen Tag gehabt.“ Weil der Schiedsrichter ihn leben ließ. „Der Mann ist nicht umsonst Engländer“, sagte Bayerns Markenbotschafter Paul Breitner gestern zur AZ. Ihm gefiel Clattenburgs Linie: „Weil endlich einmal einer nicht wie im Kindergarten gepfiffen hat.“ Stichwort: internationale Härte.
Clattenburgs laxe Linie habe dem FC Bayern so geholfen. „Die Spieler haben gemerkt: Hey, wir können genauso austeilen und zurückzahlen, uns kann keiner mehr den Schneid abkaufen.“ Das Duell Ribéry gegen Vidal bewertete Breitner positiv: „Da war wirklich alles drin!“
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Was Vidal angeht: „Es wird so oft davon gesprochen, dass man in einer Mannschaft auch einen Drecksack braucht. Er hat mit allem, was er hat, demonstriert, was das bedeutet. Klasse!“
Ribérys Tritt sah Breitner so: „Wer Kindergarten-Tacklings mit Gelb bestraft, schickt Ribéry dafür vom Platz, ganz klar.“ Doch Clattenburg ließ laufen. Breitner: „Er hat gesehen, wie Ribéry 80 Minuten lang nach Strich und Faden zugenagelt wurde. So hat er halt ein Auge zugedrückt. Ich habe mit Freude zur Kenntnis genommen, dass der Schiedsrichter Ribéry mit ruhigem Gewissen die Möglichkeit gegeben hat, auch mal auszuteilen.“
Doch kann der Franzose dafür nachträglich bestraft werden? Unwahrscheinlich, auch wenn Ribéry nach insgesamt vier Platzverweisen in seiner Bayern-Zeit wegen Unbeherrschtheiten nicht gerade als Zufallstäter gilt. Doch um ein Verfahren einzuleiten, müsste Clattenburg erstens angeben, dass er die Szene gar nicht gesehen und damit auch nicht bewertet hat. Zweitens müsste die Uefa den Tritt nach Sicht der Videobilder klar als Tätlichkeit werten.
Zum Rückkampf Vidal vs. Ribéry kommt es am Mittwoch nicht – der Juve-Spieler sah seine dritte Gelbe (für ein Handspiel), fehlt gesperrt. Ribéry: „Dass er nicht spielt, ist gut für uns.“ Und für Ribérys Nerven.