"Ribéry verkaufen? Auch nicht für 100 Millionen"

Jupp Heynckes: Nach dem Bayern-Engagement freute er sich "auf meine Familie, meinen Hund, den Hardter Wald." - Der 64-Jährige hatte am 28. April von Jürgen Klinsmann übernommen und die Bayern auf Platz zwei geführt. Was Heynckes im AZ-Interview sagt.
von  Abendzeitung
"Franck will Erfolg": Trainer Jupp Heynckes (r.) über Ribéry.
"Franck will Erfolg": Trainer Jupp Heynckes (r.) über Ribéry. © Rauchensteiner/Augenklick

Jupp Heynckes: Nach dem Bayern-Engagement Freude er sich "auf meine Familie, meinen Hund, den Hardter Wald." - Der 64-Jährige hatte am 28. April von Jürgen Klinsmann übernommen und die Bayern auf Platz zwei geführt. Was Heynckes im AZ-Interview sagt.

AZ: Herr Heynckes, am Sonntag endet Ihr Teilzeit-Job beim FC Bayern nach rund fünf Wochen – gehen Sie mit Wehmut oder mit Freude?

JUPP HEYNCKES: Nein, Wehmut kommt nicht auf. Mir hat das ungeheuren Spaß gemacht. Der FC Bayern hat überall hochqualifizierte Leute. Es hat von Anfang an funktioniert, das ist ja nicht so einfach. So kurzfristig eine Mannschaft für die letzten vier Wochen der Saison zu übernehmen, geht nur, wenn man den Verein in- und auswendig kennt. Das ging ja alles von Null auf Hundert. Andere springen ja heutzutage noch kurzfristiger ein.

Sie spielen auf Jörg Berger und sein 90-Minuten-Engagement bei Arminia Bielefeld an, der den Verein nicht vor dem Abstieg retten konnte.

Ja. Solch ein Trainerwechsel ein Spieltag vor Ende der Saison spiegelt den Zeitgeist im Fußball wider – in knapp einer Woche kann man doch mit einer Mannschaft nicht viel machen. Aber wir leben in einer rasant schnellen Zeit, wir müssen wieder zurück zum normalen Tempo. Meine Maxime ist: Man muss bei sich selbst bleiben, authentisch sein. Nicht einfach nur für die Öffentlichkeit und die Medien ein perfektes Bild spielen.

Die Spieler haben in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen. Was haben Sie gemacht in der kurzen Zeit?

Meine höchste Priorität ist: Man muss den Spielern Respekt entgegenbringen, dann geht vieles von alleine.

Besonders Kapitän Mark van Bommel war von Ihrer Art und Arbeit angetan.

Und ich von seiner. Er ist ein Super-Fußballer und der verlängerte Arm eines Trainers auf dem Spielfeld. Einer, der vorne weggeht, der Flagge zeigt, der aber auch Missstände innerhalb einer Mannschaft anzeigt. Als ich Trainer bei Schalke war, wollte ich ihn verpflichten. Wir saßen fünf Stunden in meinem Wohnzimmer zusammen – leider kam der Transfer damals nicht zustande. Mark ist ein Spieler vom alten Schlag, so wie wir es früher waren. Das gefällt mir.

Ihr Vorgänger Jürgen Klinsmann hatte zwischenzeitlich ihn auf die Bank gesetzt.

Mark denkt nicht nur für sich, sondern immer an den Klub, an die Mannschaft. Solche Spieler wie ihn oder Miro Klose muss man stark machen. Wissen Sie, was mich am meisten freut?

Nein. Bitte!

In den fünf Wochen als ich da war, hat er nur ein Foul gemacht. Zuvor waren doch sehr viele Frustfouls dabei.

Auch Franck Ribéry war frustriert. In Klinsmanns letztem Spiel handelte er sich eine unnötige Gelb-Rote Karte ein.

Zu Beginn meiner Tätigkeit hier hatte ich eine leichte Konfrontation mit ihm. Ich habe ihm vermittelt: Ich möchte, dass er genauso arbeitet wie alle anderen auch im Verein. Es gab ein längeres Gespräch am Abend vor dem Cottbus-Spiel. Er hatte verstanden und setzte sich trotz einer Blessur auf die Bank, kam rein und gewann uns das Spiel.

Jeden Tag gibt es neue Meldungen über Angebote und angebliche Einigungen. Chelsea, Manchester United, am Freitag Real Madrid. Kann man Ribéry ziehen lassen?

Ich weiß, dass Uli Hoeneß ihn auf keinen Fall abgeben will. Und ich habe vor versammelter Mannschaft gesagt: Solch einen Spieler würde ich nie hergeben. Nie! Nicht für 100 Millionen Euro! Franck will Erfolg, der Junge möchte Titel gewinnen, einmal Europas Fußballer des Jahres werden. Das hat er drauf, das kann er. Und wenn er eine starke Mannschaft um sich herum hat, wird er selbst noch stärker.

Für Sie ist am Sonntag mit dem Test in Sittard Schluss.

Ja, ich Freude mich sehr. Auf meine Familie, meinen Hund, den Hardter Wald.

Wer hat Ihren Schäferhund Cando zuletzt betreut?

Mein Bruder, der hat auch den Rasen gemäht. Ich Freude mich auf die langen Spaziergänge zuhause.

War Uli Hoeneß schon mal bei Ihnen zu Besuch?

Nein, aber er ist natürlich herzlich eingeladen. Wir gehen dann zur Pferdekoppel, das ist eine Oase der Ruhe – er wird es mögen.

Interview: Patrick Strasser

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