Ribery, Sagnol und Tolisso.: Die AZ erklärt die Franzosen beim FC Bayern München
München - Franzosen und der FC Bayern – das passte nicht immer. Einmal ging es sogar richtig schief. Als Jean-Pierre Papin 1994 nach München kam, Welt-Torjäger und Europas Fußballer des Jahres drei Jahre zuvor, erwartete man Wunderdinge vom kleinen Stürmerstar. Nach zwei Spielzeiten blieb von Papin nur eine einzige sportliche Glanzleistung in Erinnerung: sein Seitfallzieher-Tor gegen Uerdingen, das zum Tor des Jahres 1995 gewählt wurde.
Und sonst? Denkt man beim Namen Papin heute vor allem an sein Abschiedsdrängen ("Isch will weg") und die Aussage Franz Beckenbauers ("Der Schapapapa ist ein begnadeter Fußballer"). Ob begnadet oder nicht: Drei Tore in 27 Bundesliga-Spielen waren einfach zu wenig. Papin flüchtete nach Bordeaux. Quelle misère!
Nachhaltig gestört hat Papins wenig ruhmreicher Auftritt das Verhältnis der Bayern zu Frankreich nicht. Bixente Lizarazu, Willy Sagnol und Franck Ribéry avancierten zu Vereinslegenden. In dieser Saison ist der Klub sogar französisch wie nie – mit gleich vier wichtigen Protagonisten.
Die AZ erklärt die French Connection der Bayern.
Sagnol als Aufpasser
Willy Sagnol: Nach acht Jahren ist der frühere Flankengott und Publikumsliebling zurück bei seinem Verein, "wieder zuhause", wie Sagnol sagte. Der 40-Jährige ersetzt Hermann Gerland, der ins Nachwuchsleistungszentrum wechselte, und er ist mehr als ein normaler Assistent. Sagnol soll die Arbeit Carlo Ancelottis beobachten, er ist so etwas wie ein Aufpasser – mit direktem Draht zu Präsident Uli Hoeneß. Bayerns détective.
"Es ist wichtig, dass ehemalige Spieler auf strategischen Positionen da sind", sagt Valérien Ismael im Gespräch mit der AZ. Der Franzose spielte selbst von 2005 bis 2007 bei den Roten. "Willy verkörpert den FC Bayern", sagt Ismael: "Für ihn es eine richtig gute Sache, zurückzukommen und sich auf diesem Level weiterzuentwickeln. Eine Win-win-Situation."
Auch für Ancelotti? Sagnol hatte sich im Kicker kritisch über die Entwicklung der Bayern geäußert und das Team als zu alt bezeichnet. Man darf gespannt sein, wie er und Carlo harmonieren.
Franck Ribéry: 2007 kam der Außenstürmer zu den Bayern, nun geht er schon in seine elfte Saison. "Es ist eine unglaubliche Leistung, so lange bei einem Verein zu bleiben", sagt Ismael: "Franck hat ein Umfeld gefunden, das ihn akzeptiert, wie er ist. Uli Hoeneß war immer eine Vaterfigur für ihn." 2009 verhinderte Hoeneß Ribérys Abschied, als der heute 34-Jährige zu Real Madrid wechseln wollte. Es sollte sich für beide Seiten lohnen, 2013 gelang das Bayern-Triple. Mit einem herausragenden Ribéry. Ismael: "Ich traue Franck eine richtig große Saison zu. Die Frage ist, ob er von Verletzungen verschont bleibt."
Mit Tolisso wird Bayern variabler
Corentin Tolisso: Noch müssen sich die Fans gedulden, am 10. Juli soll Bayerns 41,5-Millionen-Euro-Neuzugang ins Training einsteigen. Laut Ismael ist der 22-Jährige ein "sehr guter Transfer, ein Riesentalent, sehr reif für sein Alter". Und einer mit Tordrang: 14 Treffer und sechs Assists gelangen Tolisso in der Vorsaison. "Er kommt über seine Power", sagt Ismael: "Das Bayern-Spiel wird sich ändern, sie werden variabler sein und schneller zum Abschluss kommen."
Kingsley Coman: Der 21-Jährige hatte Stress in der Heimat, wegen des Vorwurfs der häuslichen Gewalt wurde er kurzzeitig festgenommen. "Ich weiß, dass die Leute im Klub sich sehr um Coman kümmern", sagt Hoeneß. Die Bayern trauen ihrem Youngster eine große Karriere zu, deshalb haben sie Coman für 21 Millionen Euro fest verpflichtet. "Seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins sind unglaublich", sagt Ismael: "Ihm fehlt nur die Konstanz, sonst hat er alles." Coman soll’s kommende Saison besser machen. Viel besser als einst Jean-Pierre Papin.