Ribery: In München König - und in Frankreich?
Beim FC Bayern ist Franck Ribéry Liebling der Fans. „München ist eine zweite Heimat”, sagt der Dribbler, der seinen Vertrag eben erst bis 2017 verlängert hat.
In Frankreich sieht das anders aus – immer noch
München - Ri-bé-ry: drei Silben. Kann man prima schreien als Fan. Und was zwischen Franck Ribéry und den Bayern-Fans passiert, ist mehr als eine wunderbare Freundschaft. Das ist die große Fußballliebe, vom Franzosen erwidert mit einer fantastischen Saisonleistung und der Vertragsverlängerung bis 2017.
„Ich bin glücklich, weiterhin hier zu bleiben”, sagt Ribéry, „für meine Familie und mich sind der FC Bayern und München eine zweite Heimat geworden. Und ich bin sicher, dass es mit unserer Mannschaft in den nächsten Jahren noch den einen oder anderen Titel zu holen und zu verteidigen gibt.”
Zu befürchten ist, dass der Gaudi-Bursche sich auf dem Rathausbalkon wieder das Mikrofon schnappt und zu gar fürchterlichen Gesängen ansetzt. Doch wahre Fan-Liebe verzeiht manch falschen Ton. Lichtjahre entfernt die Zeiten, als der Ex-Wandervogel mit Real Madrid flirtete und den damaligen Manager Uli Hoeneß ins Schwitzen brachte. Heute haben die beiden fast ein Vater-Sohn-Verhältnis. Derweil ist der gereifte Ribéry selbst in die Vater-Rolle geschlüpft: als Patron von David Alaba, mit dem er nicht nur auf der linken Seite eine prima Einheit bildet.
Erkundigt man sich jedoch nach Ribérys Beliebtheit bei seinen Landsleuten, sind die Reaktionen eher einsilbig. Immer noch. Viele Franzosen nehmen dem Münchner Publikumsliebling die Ereignisse bei der WM 2010 in Südafrika übel (Ribéry und Co. hatten einen Aufstand angezettelt) sowie die angebliche Affäre mit einer minderjährigen Prostituierten.
Die französische Tageszeitung „Le soir” ließ unlängst ermitteln, welche Sportler den Leuten am meisten auf die Nerven gehen. Wenig überraschend lagen die Fußballer vorn, angeführt von Ribéry (69 Prozent) vor Nicolas Anelka (60 Prozent).
Frankreichs Ex-Nationaltrainer Raymond Domenech goss mit seinem Buch „Tout Seul” (Ganz Allein) reichlich Öl ins Feuer, bezeichnete Ribéry als „empfindliche Diva” und verstieg sich sogar zu folgendem Satz: „Für all das, wofür Ribéry stand, hätte ich ihn gerne aufgehängt.” Mon dieu! Immerhin forderte Domenech nicht die Wiedereinführung der Guillotine, sondern warf Ribéry fehlende Kollegialität vor: „Als ich ihm danken wollte, zeigte er mir die kalte Schulter, zog seinen Arm weg: ,Fass mich nicht an’”, schreibt Domenech.
Trotz einer sensationellen Saison, auch im Nationaldress, gibt es immer noch Vorbehalte gegen Ribéry und sein Standing im internationalen Fußball. Während man sich hierzulande fragt, ob Ribéry bei der Wahl zum Fußballer des Jahres den Dauersieger Lionel Messi ablösen kann, stellt die französische Sportzeitung „L’Equipe” die ketzerische Frage, ob der Bayern-Kicker überhaupt nominiert werden sollte und kommt ihm dabei mit der Statistik: In der Bundesliga habe Ribéry mit zehn Treffern und 14 Vorlagen zwar ordentliche Werte aufzuweisen, aber in der Champions League sei die Ausbeute doch dünn gewesen. Nur ein Treffer und fünf Vorlagen.
In den Diskussionsforen gibt es jedoch Häme: Ribéry, ein Kandidat für den Ballon d'Or? „Ein Witz”, schreibt ein „L’Equipe”-User. Differenzierter formuliert es ein anderer: „Er ist ein Super-Spieler, bewundert in Bayern, aber nicht wirklich ein Leader wie Schweinsteiger oder Lahm.” Nur gut, dass „L’Equipe” auch mal bei einem Experten nachfragte. Dante antwortete auf die Frage, ob Ribéry Anspruch auf den „Ballon d'Or” erheben könne: „Da bin ich der Erste, der Ja sagt. Ich sehe ja schließlich jeden Tag im Training, was er so macht. Und ich bin wirklich überrascht, dass sich die Leute diese Frage überhaupt stellen.”