Das große AZ-Interview mit dem Star des FC Bayern München über die Weltfußballer-Wahl. Ribéry: "Diesen Titel hätte ich verdient gehabt!"
München - Die erste Frage stellt Franck Ribéry selbst. „Was ist das, ein Goldjunge?“ In den Händen hält er eine Sportseite, die ihm die AZ überreicht hat. Sie zeigt den Franzosen als Gold-Statue, daneben steht groß: „Unser Goldjunge“. Erschienen ist sie am Tag der Weltfußballer-Wahl, bei der Ribéry (nur) Dritter wurde.
„Ein Goldjunge ist jemand, auf den alle stolz sind.“ Ribéry strahlt. „Vielen, vielen Dank.“ Und dann bekommt er tatsächlich noch einen Titel... Zwischen Weihnachten und Neujahr hatte die AZ wieder aufgerufen, Münchens herausragende Sportlerinnen und Sportler zu wählen. Vergangenes Jahr wurde Ribéry Münchens „Sportler des Jahres“. In diesem Jahr hat die AZ unterteilt und zwischen „Fußballer“ und „Sportler“ unterschieden. Der Titel „Fußballer des Jahres“ geht mit großem Abstand an: Franck Ribéry.
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AZ: Herr Ribéry, die AZ-Leser haben Sie zu Münchens Fußballer des Jahres gewählt.
FRANCK RIBÉRY: Super! 2013 war das beste Jahr meiner Karriere. Danke, dass mich die Fans zum zweiten Mal in Folge gewählt haben. Eine große Ehre. Merci!
Ein anderer Titel ist Ihnen verwehrt geblieben. Weltfußballer ist Cristiano Ronaldo. Warum?
Ich weiß es nicht.
Vielleicht, weil er mehr Tore geschossen hat?
Für den besten Torschützen gibt es doch jedes Jahr den Goldenen Schuh, oder nicht? Ich habe alles gewonnen, mit der Mannschaft und individuell. Ronaldo hat nichts gewonnen 2013. Ich bin nicht traurig, aber es tut weh im Herzen. Nicht falsch verstehen: Ich bin stolz, dabei gewesen zu sein. Aber ich fühle: Diesen Titel hätte ich verdient gehabt. Alle sagen mir, ich hätte gewinnen müssen. Aber gut, jetzt muss ich den Kopf oben halten.
Schwierig, oder?
Natürlich! Aber nicht nur für mich. Wenn ich die Top-Elf sehe, die gewählt wurde – da sind nur drei Bayern dabei. Das ist Wahnsinn! Müller muss dabei sein, Alaba, Schweinsteiger, Robben.
Wir haben fünf Titel geholt, haben Geschichte geschrieben. Wer hat das vorher gemacht?
Und auch Dortmunder fehlen in dieser Elf: Was ist mit Götze, Lewandowski? Das geht doch nicht! Ich bin mir sicher: Hätten Barcelona und Madrid im Champions-League-Endspiel gestanden, würde die Elf nur aus Spielern von Real und Barça bestehen.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ronaldo auf die Bühne gerufen wurde?
Ich wusste es vorher schon.
Aber Sie hatten Resthoffnung.
Nein. Ich habe vorher schon zu meiner Frau gesagt: „Ich gewinne nicht. Wir fahren hin, das gehört sich so.“ Jeder wusste, dass Ronaldo gewinnt. Die Frist wurde ja extra um zwei Wochen verlängert. Das gab’s noch nie! Das ist nicht Fußball, das ist so viel Politik. Es tat weh für meine Familie, meine Frau, meine Kinder, ihnen allen hätte ich diesen Titel gegönnt. Auch für Bayern ist es schade.
Sie hatten vorher schon einen Platz für den Preis auf Ihrem Kamin freigeräumt.
Das habe ich aus Spaß gesagt. Ich habe nicht jeden Tag nur an diesen Pokal gedacht.
Ich bin ja nicht verrückt. (lacht)
Wie ist Ihr Verhältnis zu Ronaldo und Messi?
Mit Messi verstehe ich mich besser. Er ist ein ruhiger, netter Typ. Ronaldo hat eine andere Mentalität, aber okay, ich habe ihm per Handschlag gratuliert.
C’est la vie, so ist das Leben.
Wenn Sie nächstes Jahr wieder nominiert werden...
Ich konzentriere mich jetzt auf den Klub, ich bin richtig glücklich bei Bayern, freue mich auf die WM. Der Goldene Ball interessiert mich nicht mehr! Das musste jetzt einfach mal raus – damit ist das Thema für mich abgehakt. Erfolg mit Bayern zu haben und mit der Mannschaft Titel zu gewinnen, ist wichtiger.
Teil 2 des Interviews lesen Sie morgen in der Printausgabe der Abendzeitung.
Interview: Marco Fenske, Florian Bogner