Ribéry gegen Guardiola: Die Abrechnung

München - Der Gurt hatte sich irgendwie verheddert, Franck Ribéry fuchtelte mit den Armen herum, aber das Problem ließ sich nicht beheben. Zum Glück für den Franzosen war sein Kumpel gerade in der Nähe: David Alaba half Ribéry durch die Schlaufen des „GPS-BHs“, beide lachten, und dann konnte das Testspiel in Landshut am Samstag endlich beginnen. Es sind solche Kleinigkeiten, die Ribéry in der Frühphase dieser Vorbereitung stören. Beim Spiel gegen Manchester City war ja schon sein Trikot gerissen. Doch abgesehen davon erlebt der 33-Jährige aktuell eine sportliche Hochphase. Er scheint seine Energie, seine Lust am Fußball wiedergefunden zu haben. Und das liegt vor allem am neuen Bayern-Trainer Carlo Ancelotti.
„Unter Ancelotti spüre ich endlich wieder Vertrauen“, sagte Ribéry nun dem „Kicker“. Der Italiener sei ein „großartiger Trainer. Ich brauche Menschen wie ihn, Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld.“ Es gehört nicht viel Fantasie dazu, um zwischen den Zeilen auch eine andere Botschaft zu lesen: Dieses Vertrauen hat Ribéry unter Pep Guardiola gefehlt. Der Katalane pflegte zu seinen Spielern ein professionelles, aber distanziertes Verhältnis. Gegen Ende der dreijährigen Beziehung mit Guardiola hatten einige Bayern-Stars betont, nichts Privates über ihren Coach zu wissen. Bei einem Gefühlskicker Ribéry kommt diese Art der Mannschaftsführung nicht gut an. „So bin ich“, sagte er: „Man muss mir das Fußballspielen nicht mehr beibringen. Es kommt auf Dinge wie Vertrauen, Respekt und Nähe an, dann kann ich nicht nur 100 Prozent geben, sondern 150 Prozent.“
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Ancelotti habe gleich zu Beginn seiner Bayern-Zeit ein intensives Gespräch mit ihm geführt, verriet Ribéry, ihm genau erklärt, was er mit ihm vorhabe. Er fühle sich deshalb nun „frei, voll motiviert“, der Trainer sei „ein Geschenk für den Verein.“ Großes Lob für Carlo, eine zumindest
kleine Abrechnung mit Pep: Ribérys Worte lassen durchblicken, wie schwer die Zeit unter dem Ex-Coach für ihn gewesen sein muss. Ein solches Vertrauensgespräch wie nun mit Ancelotti hätte sich Ribéry auch mit Guardiola gewünscht. „Ich brauche dieses Vertrauen, um meine Stärken auszuspielen. Dann fresse ich Gras für den Trainer“, sagte er: „Ancelotti ist ein großer Trainer. Er weiß, wie man mit Spielern umgeht. Ich bin froh, dass er da ist, denn er ist genau der richtige Trainer für uns.“
Wie befreiend sich der Trainerwechsel auf Ribéry auswirkt, zeigt sich aktuell in jedem Training und jedem Spiel. Der Außenstürmer weist schon eine beachtliche Fitness vor, in drei Partien schoss er zwei Tore, bereitete etliche Großchancen vor. Sein Zusammenspiel mit David Alaba klappt wie zu besten Zeiten. Kein Wunder, dass auch Ancelotti von seinem Star begeistert ist. Ribéry sei ein „fantastischer Spieler“, sagte der Coach jüngst nach dem Sieg gegen Pep und Manchester City: „Ich mag seinen Stil, ich mag es, wie fokussiert er ist. Er ist sehr wichtig für uns, er hat große Qualität und Erfahrung.“ Es sei für ihn ein Glück, Ribéry trainieren zu dürfen, schwärmte Ancelotti.
2009 wollte er den Franzosen bereits zum FC Chelsea holen, die Bayern sagten ab. Nun, sieben Jahre später, ist das Duo endlich vereint. „Mit Ancelotti können wir Großes schaffen“, sagte Ribéry.