Ribéry droht Bayern mit Abschied

Franck Ribéry, le provocateur, dieser so geniale wie unverzichtbare Ball-Artist, kokettiert schon wieder mit seinem vorzeitigen Abschied - in einer Massivität, die die Bayern-Bosse beunruhigen muss
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MÜNCHEN - Franck Ribéry, le provocateur, dieser so geniale wie unverzichtbare Ball-Artist, kokettiert schon wieder mit seinem vorzeitigen Abschied - in einer Massivität, die die Bayern-Bosse beunruhigen muss

Der Mann kann es nicht lassen, er gibt einfach keine Ruhe. Wieder hat Franck Ribéry Forderungen gestellt. Besseres Personal, schnell her damit – inklusive einer sanften Drohung. Sonst würde er „Au revoir, FC Bayern“ sagen.

Möchte man es dem Franzosen rundum positiv auslegen, könnte man sagen: Er will eben das Bestmögliche erreichen, die Champions League, er will Fortschritt, stetige Verbesserung – alles zu Wohle des FC Bayern. Und nicht zuletzt ja auch zu seinem Wohle.

Das ist aber nur die eine Seite. Denn auch Franck Ribéry ist lediglich ein Angestellter des Vereins, ein ganz besonderer freilich, bien sur. Er macht den Unterschied, er ist der Filou, mal Zauberer, mal Clown – auf dem Platz darf er alles, na ja, er nimmt sich nahezu alles heraus: Spiele entscheiden oder einen Elfmeter arrogant verschnibbeln wie beim 5:1 in Stuttgart. Daraufhin wird er gerügt. Doch was kümmert es „le roi“, den König? Auf die Lupfelfmeterschelte-Schelte von Uli Hoeneß („Das hat mir gar nicht gefallen. Das ist Cirque du Soleil. Das muss er sich in Zukunft abgewöhnen, das ist nicht das, was wir wollen“) antwortete er einerseits einsichtig: „Er ist der Manager, er darf das sagen.“ Gab aber auch klar zu Protokoll: „Er hätte es mir besser direkt sagen sollen.“ Nicht mit ihm. So nicht.

Das Selbstverständnis von Ribéry touchiert zuweilen den Hang zur Hybris – kein Wunder, der 25-Jährige und seine Familie werden von den Bayern-Bossen umsorgt und betütelt wie kein anderer in der Vereinshistorie. Er glaubt: Ich kann mir hier alles herausnehmen, im schlimmsten Fall gehe ich eben. Zu Manchester United. Oder Real Madrid. Interessenten gibt es genug.

Also wiederholte er seine Forderungen nach Investitionen ins Personal – und das in „L'Équipe“, Sprachrohr des französischen Sports (Auflage rund 350.000 Exemplare), ein international anerkanntes Fachblatt, weltweit beachtet: „Ich weiß, dass die Mannschaft Verstärkungen braucht, um in allen Wettbewerben auf hohem Niveau mitzuspielen, vor allem in der Champions League“, sagte Ribéry. Und: „Die Bayern haben die Ambition, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Und wenn ich einige Namen lanciere, die geeignet wären, uns weiter zu bringen, mache ich das für das Wohl des Vereins.“ Keeper Frey aus Florenz sowie Gourcuff aus Bordeaux oder Lyons Toulalan schlug er zuletzt vor.

Schon vor und während des Trainingslagers in Dubai hatte er Personalpolitik betreiben wollen, sich dafür einen scharfen Rüffel von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge eingefahren. Das ficht ihn, den Provocateur, nicht an. Wenn sie nicht auf ihn hören (wollen), ist er eben weg.

„Es wird viel über meine Zukunft geredet. Viele Klubs haben Interesse geäußert und von riesigen Summen Geld war die Rede“, sagt er nonchalant und glaubt, dass auch die Bayern „etwas Druck verspüren. Aber das ist nicht mein Problem.“ Sein Vertrag läuft bis 2011, doch sein Bleiben macht er vom Abschneiden in der Champions League abhängig. Ribéry: „Das wird eine wichtige Rolle spielen, das ist klar. Mal sehen, was passieren wird. Ich hoffe, dass wir weit kommen werden und dass dieses Jahr ein gutes wird für die Bayern. Ich habe große Lust, diesen Wettbewerb zu gewinnen.“ Wenn nicht mit Bayern, dann bald mit Real oder einem anderen Verein – bei dem er ganz nebenbei noch mehr verdienen würde.

Ich rede immer wieder mit ihm“, sagt Trainer Jürgen Klinsmann, „er weiß, dass wir viel in die Wege leiten, siehe den Transfer von Olic. Franck weiß, dass wir viel vorhaben – ohne ihm was versprechen zu können, etwa dass wir Ende Mai in Rom sind.“ Dort wird das Champions-League-Finale gespielt.

Patrick Strasser

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