Ribéry: Drei Millionen Strafe – und ein Spiel Sperre
MÜNCHEN - Er ist der eifrigste Bayern-Spieler, der aktivste, mutigste, fleißigste in der Anfangsphase am Freitagabend im Spiel gegen den 1. FC Köln. Und dann tickt Franck Ribéry plötzlich aus. Eine Szene aus heiterem Himmel. Eine halbe Stunde war gespielt, als er nach einer mit Kölns Henrique Sereno aneinander gerät. Erst ein Wortgefecht. Dann Auge in Auge, Kopfnuss an Kopfnuss. Zwei Männer voller Adrenalin, Sekunden voller Hormone. Ribéry mit einem Wischer in Richtung des Portugiesen. Wie zwei Straßenkämpfer stehen sich die beiden gegenüber. Gelb für beide – völlig okay.
Die Situation scheint entschärft. Franck Ribéry zupft sich Trikot und Stutzen zurecht, plaudert locker mit Kölns Kevin McKenna. Doch Sereno hat er immer im Auge. Als der Kölner an ihm vorbei geht, schnappt ihn sich Ribéry, greift ihm mit der Hand an Hals und Kinn. Schiedsrichter Winkmann zeigt Ribery Gelb-Rot. War der Franzose wie einst Zinedine Zidane im WM-Finale 2006, damals von Marco Materazzi, provoziert, gar beschimpft worden? Es war der zweite Platzverweis für Ribéry im 114. Bundesligaspiel. „Bis zu dieser Szene hat er ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte Ex-Weltmeister Andreas Brehme in der Pause, „aber ein Weltklassespieler darf sich nicht so provozieren lassen.“
Zum Rückrundenauftakt in Gladbach (20. Januar) fehlt Ribéry nun gesperrt. Ein schwarzer Tag für Ribéry, der nicht erst mit dieser Dummheit begann. Möglich, dass der Franzose ziemlich aufgewühlt in das Spiel ging. Am Freitag, unmittelbar in der Spielvorbereitung, erreichte den 27-Jährigen eine bittere Nachricht: Laut einem erstinstanzlichem Urteil der 17. Zivilkammer des Bezirksgerichts in Luxemburg muss Ribéry seinem ehemaligen Agenten Bruno Heiderscheid drei Millionen Euro zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Ribéry dem Luxemburger Spielervermittler zustehende Provisionszahlungen nicht geleistet habe, die für den Wechsel des Franzosen 2005 von Galatasaray Istanbul zu Olympique Marseille fällig geworden seien.
Heiderscheid war von 2005 bis 2007 Ribérys Berater. „Ich bin zufrieden, denn ich bin gegen Personen vorgegangen, die sich gegen das Gesetz gestellt haben. Ribéry dachte immer, er steht über allem, jetzt sieht er mal, dass am Ende die Justiz siegt“, sagte Heiderscheid in einer ersten Erklärung nach dem Urteilsspruch. In „Bild“ sagte er: „Das ist der Anfang einer Schlacht. Das war der erste Sieg. Ich bin sehr froh über dieses Urteil.“ Heiderscheid verlangt weitere 3,5 Millionen Euro von Ribéry für dessen Wechsel im Sommer 2007 von Marseille zu Bayern. Allerdings hatte Ribéry wenige Wochen zuvor die Zusammenarbeit mit Heiderscheid beendet.
Die Entscheidung des Gerichts steht noch aus. Im aktuellen Fall muss Ribéry muss erst dann zahlen, wenn das Urteil rechtskräftig ist. Die Ribéry-Seite hat bereits angekündigt, in Berufung zu gehen. Bei der Spielsperre wegen Gelb-Rot gibt es diese Möglichkeit nicht, das wusste auch Ribéry, als er Mitte der zweiten Halbzeit mit zwei Spezln im VIP-Raum verschwand. „Ich habe einen Fehler gemacht. Ich bin froh, dass die Mannschaft trotzdem gewonnen hat“, sagte er noch zur AZ – während Torschütze Mario Gomez nach dem Spiel moserte: „Dafür habe ich kein Verständnis. Das darf einem Weltklassespieler nicht passieren. Das war dumm von ihm. Aber das weiß er selbst am besten.“
Stimmt. Ribéry sagte: „Die erste Karte kann ich verstehen. Wenn er mir die zweite gibt, muss er auch dem anderen Spieler die zweite geben. Während der Situation war ich ein bisschen nervös.“ Und danach doch einsichtig: „Ich habe noch nicht sorry gesagt zum Trainer, aber das muss ich noch machen.“ Die Antwort gab Jupp Heynckes schon bei „Sky“: „Franck wird oft gefoult, aber hier darf er sich nicht provozieren lassen. Er muss da disziplinierter reagieren.“