Ribéry: Besser mit oder ohne?

Nicht nur Bayern-Trainer Louis van Gaal wird sich die Frage stellen, was die Rückkehr des Franzosen fürs Team bedeutet. Oder schiebt er sie gar hinaus? Die AZ debattiert das Für und Wider.
von  Abendzeitung
Zeigt im Bayern-Training wieder alte Klasse: Franck Ribéry (r.) umdribbelt Ersatztorhüter Thomas Kraft.
Zeigt im Bayern-Training wieder alte Klasse: Franck Ribéry (r.) umdribbelt Ersatztorhüter Thomas Kraft. © Rauchensteiner/Augenklick

Nicht nur Bayern-Trainer Louis van Gaal wird sich die Frage stellen, was die Rückkehr des Franzosen fürs Team bedeutet. Oder schiebt er sie gar hinaus? Die AZ debattiert das Für und Wider.

MÜNCHEN Immer wieder zieht Franck Ribéry seinen weißen Rolli, den er unter den Trainingssweater trägt, bis über die Nasenspitze nach oben. Den Franzosen fröstelt’s dieser Tage bei den Übungseinheiten an der Säbener Straße. Ribéry hat’s satt, ständig nur zu trainieren. Doch das Ziel ist nah: Endstation Sehnsucht, Endstation Comeback. Am Samstag bei Werder Bremen (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) soll es soweit sein: Ribéry ist retour. Die Patellasehne, der Rücken, die Zehen – okay. Die Kälte? Pah, wird weggesprintet.

Oder doch nicht? Friert Ribéry zunächst auf der Bank? Trainer Louis van Gaal hat dem Rückkehrer keinesfalls einen Platz in der Anfangself versprochen als wäre dies bei der Klasse Ribérys verständlich. Im Gegenteil. Nach dem erfolgreichen Start ins Jahr 2010 sagte der Holländer: „Ich muss Ribéry mitten im Spielbetrieb integrieren. Das wird schwierig.“ Ribéry toujours? Non, Monsieur

Van Gaal wird sich die Frage stellen: Besser mit oder lieber ohne? Die AZ zeigt auf, was für und was gegen das Startelf-Debüt des Franzosen in Bremen spricht.

Faktor Qualität

Ribéry ist der beste, weil kreativste und für die Gegner unberechenbarste Fußballer des Kaders – wenn er fit ist. „Franck hebt die Mannschaft auf ein anderes Level, durch ihn haben wir noch mehr Qualität auf dem Platz“, erklärt Lahm, „er zieht mehrere Spieler auf sich, dadurch entstehen für die anderen Spieler Freiräume.“ Mit Ribéry links und Arjen Robben rechts verfügt Bayern über die wohl stärkste Flügelbesetzung Europas – einmal schon trat das Duo unwiderstehlich auf: Beim 3:0 im August gegen Wolfsburg. Damals raunte das Publikum wie sonst nie in der Allianz Arena.

Faktor Teamspirit

Die Mitspieler Freude sich über das Comeback des 26-Jährigen. Alle? Einer nicht. Lässt van Gaal den Franzosen von Beginn an ran, muss entweder Thomas Müller oder Ivica Olic raus – trotz der konstant guten Leistungen, trotz der Siegesserie. Das kann Unruhe verursachen, die gute Stimmung im Team ist gefährdet. Bisher hat van Gaal einen Reha-Patienten zunächst auf die Bank gesetzt (siehe Klose, Robben, Demichelis) – nur Kapitän van Bommel spielte sofort wieder.

Faktor Offensive

Bei einem Mittelfeld van Bommel, Schweinsteiger, Robben und Ribéry würde nur ein – gelernter – defensiverer Spieler vor der Abwehr agieren. Drei Mal erst in dieser Saison (beim 3:0 in Haifa, beim 0:1 in Hamburg, beim 0:0 gegen Juventus) begannen Rib & Rob gemeinsam, doch dann ließ van Gaal nur einen Stürmer ran. Van Gaal hat sich mittlerweile aber auf ein 4-4-2 festgelegt. „Die letzten Monate haben gezeigt, dass dieses System zu unseren Spielern passt.“ Da war Ribéry noch außen vor.

Faktor Zukunft

Die Bayern-Bosse haben die Hoffnung nicht aufgegeben, den Vertrag mit Ribéry doch über 2011 hinaus zu verlängern. Ein erstes, kurzes Treffen gab es schon, weitere sollen folgen, wenn der Franzose ein paar Spiele absolviert hat. „Dann steigt seine Laune“, sagt Ex-Bayer und Ribéry-Kumpel Bixente Lizarazu der AZ, „zuletzt war er sehr frustriert, weil sich seine Rückkehr immer wieder verschoben hat. Ich weiß, dass er letzten Sommer zu Real Madrid wollte und dass die Spanier weiter interessiert sind.“ Lizarazu glaubt: „Mit einem gesunden, fröhlichen und dann erfolgreichen Ribéry steigen die Chancen, dass er verlängert.“

Patrick Strasser

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