Ribéry: Bayern, mon Amour

Franck Ribéry, von Präsident Hoeneß unter Druck gesetzt, spricht plötzlich deutsch, dankt seinem Arbeitgeber für die Hilfe während seiner Krisen und verspricht Fans und Bossen „eine tolle Saison“
von  Abendzeitung
„Er muss es jetzt mal zeigen“: Lehmann über Ribéry.
„Er muss es jetzt mal zeigen“: Lehmann über Ribéry. © firo/Augenklick

Franck Ribéry, von Präsident Hoeneß unter Druck gesetzt, spricht plötzlich deutsch, dankt seinem Arbeitgeber für die Hilfe während seiner Krisen und verspricht Fans und Bossen „eine tolle Saison“

MÜNCHEN Es war nicht mal Absicht, es rutschte ihm einfach so nebenbei heraus, mitten im Redefluss. „Schau mer mal“, sagte Franck Ribéry plötzlich. Mit französischem Einschlag klang es wie „Schomörmalle“, doch das war egal. Der Mann spricht deutsch. Erstmals benötigte der Franz – pardon – Franck in einer Gesprächsrunde mit Reportern lediglich bei einigen Worten Übersetzungshilfe.

Voilà, der neue Ribéry. Er will sich noch mehr integrieren, er will den FC Bayern noch mehr leben. Seine neue Heimat. Auch über Frankreich, sein Geburtsland und seine Nationalelf wurde am Mittwoch gesprochen, einzig bei diesem Thema verdunkelte sich seine Miene. Anstiftung zur Meuterei während der WM in Südafrika wurde dem 27-Jährigen vorgeworfen, die Bestrafung von drei Spielen Pause durch den Verband kann Ribéry nicht verstehen. „Das ist für mich eine große Enttäuschung“, sagte er und wunderte sich: „Ich weiß nicht, was da gerade in Frankreich passiert. Was bei der WM geschah, haben alle gemacht.“ Seine Nationalmannschaftskarriere will er aber fortsetzen: „Natürlich, keine Frage.“ Dennoch: Es nervt. Quelle malaise! Was für ein Ärgernis!

Gut, dass er den FC Bayern hat. Seinen Anker. Nur das zählt für ihn. Das letzte Jahr möchte er streichen. Komplett, mit allen Facetten. Die vielen Verletzungen, der Ärger mit Trainer Louis van Gaal, die Sperre im Champions-League-Finale, die Rotlicht-Affäre, die blau-weiß-rot Affäre mit der Equipe Tricolore bei der WM. „Letztes Jahr war ich oft traurig, jetzt bin ich wieder glücklich“, sagte Ribéry am Mittwoch. Sogar mit dem Trainer, den er – beinahe liebevoll – immer nur „Louis“ nennt, hat er eine gemeinsame Ebene gefunden. „Ich rede viel mit Louis und er auch mit mir. Ich brauche sein Vertrauen und er hat meines, das ist wichtig für uns.“

Mehr und mehr Einsatzminuten gewährt der ihm. 60 im Test gegen Real, 76 gegen Windeck. Letztes Jahr begehrte der Franzose noch gegen solch ein Aufbauprogramm auf, nun goutiert er es. Ribéry erzielte das 2:0, sein erstes Saisontor. Es sollen, es müssen viele folgen.

Schon am Freitag beim Bundesliga-Auftakt gegen Wolfsburg (20.30 Uhr, ARD und sky live; Liveticker bei abendzeitung.de). Die Erwartungshaltung bei den Bossen ist hoch. „Franck ist in einer gewissen Bringschuld, das weiß er selber. Der Verein hat sich 100 Prozent loyal zu ihm verhalten, das war bei all seinen Problemen keine Selbstverständlichkeit“, betonte Bayern-Präsident Uli Hoeneß. „Franck muss jetzt besonders ehrgeizig sein.“ Dessen kann er sich sicher sein.

Oui, Ribéry will. „Ich bin motiviert, werde eine tolle Saison spielen“, versprach er, „ich habe viel Power. Wir müssen Meisterschaft und Pokal gewinnen – und die Champions League.“ Das ist der gemeinsame Nenner, die Sehnsucht. Und der FC Bayern ist seine Zukunft, bis 2015 hat er verlängert. „Ich bin 27, spiele noch fünf Jahre hier. Ich will alles gewinnen – immer mit einem Lächeln. Dann bin ich glücklich.“ Nicht nur er.

Die ganze Bayern-Familie. „Die Leute hier haben sehr viel getan für mich und alle ein großes Herz“, erklärte Ribéry, „ich weiß, dass ich etwas zurückgeben und zu meiner Form finden muss. Ich will Spaß haben und lachen. So, wie man mich hier in den ersten beiden Jahren gekannt hat.“ Als er mit Luca Toni die Liga rockte. „Isch muss mich entschuldigen für meine schleschte Dütsch“, sagte er am Ende – und grinste. Er ist der neue, alte Ribéry.

P. Strasser

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