Rensings Zukunftsspiel
Auch Torwart Michael Rensing muss sich beweisen. Vorgänger Oliver Kahn meint: „Für solche Spiele lebt man als Sportler!“
BARCELONA Michael Rensing war gerade 15. Ein Jahr später sah er Oliver Kahn dann aus der Nähe, als er in die Bayern-Jugend wechselte. Jenen Kahn, der 1999 in Barcelona sein Karriere-Waterloo erlebt hatte, die Minuten-Tragödie im Finale der Champions League gegen ManU. Rensing sah's am TV, knapp zehn Jahre darauf steht er selbst im Tor des gewaltigen Stadions „Camp Nou“, im Viertelfinale beim FC Barcelona. Sein bislang größtes, womöglich wichtigstes Spiel seiner Karriere steht für Michael Rensing an. Für ihn, den Unbesiegbaren.
Wie bitte? Doch, tatsächlich. In der Champions League ist Rensing in seinen bisherigen zehn Partien ohne Niederlage. Im Februar 2006 debütierte er gegen den AC Mailand, als Notnagel für den verletzten Kahn. Seit Saisonbeginn ist Rensing die Nummer1 – mit höchst schwankenden Leistungen. Mal solide und okay, dann wieder mit Aussetzern in der Strafraumbeherrschung. 36 Gegentore in der Liga sprechen eine deutliche Sprache, auch wenn er freilich nicht immer verantwortlich dafür war. Der Rückhalt im Verein ist da, nicht uneingeschränkt allerdings. Zweifelt man an seiner Klasse? „Zweifel eigentlich nicht, aber wir schauen uns die Saison an“, sagte Manager Uli Hoeneß und bilanzierte: „Am Anfang hatte er Schwierigkeiten. Nun ist er stabiler.“ Seine Forderung: Einmal ein Spiel alleine gewinnen. Hoeneß: „In Barcelona werden wir gut unter Druck stehen. Da kann sich Michael richtig beweisen.“
Messi, Henry, Eto'o - Rensing wird viel zu tun bekommen, es wird sein Bewährungsspiel. Hält er überzeugen und führt die Bayern ins Halbfinale, könnte das der Anfang seiner Ära gewesen sein. Eine fahrige Leistung und Bosse wie Trainer Jürgen Klinsmann werden die neue Saison womöglich anders planen auf der Torwartposition. Doch Kahn glaubt an Rensing: „In Barcelona kann er zeigen, dass er es drauf hat – auch in solch großen Spielen“, sagte Kahn zur AZ, „in der Bundesliga hat er schon gezeigt, zu was er fähig ist, nun kommt der nächste Schritt. Jetzt kann er sich beweisen, es gibt doch nichts Schöneres für einen Torwart.“
Vor über 90000 Fans im Nou Camp, vor Millionen am TV. Packt er es nervlich? „Das sind die Spiele, auf die man als Profi das ganze Jahr hinarbeitet, auf die man hinfiebert, für die man als Sportler lebt“, sagte Kahn und fügte angesichts der intensiven Atmosphäre: „Michael kennt das, er hat ja auch schon im San Siro gespielt und diese Saison einige Champions-League-Partien bestritten. Auch als Ersatzmann von mir hat er schon einiges mitbekommen. Aber ihn erschüttert da nichts.“
Rensing selbst mag es, wenn es hinter seinem Tor zur Sache geht: „Je hitziger es ist, desto mehr Spaß habe ich. Besser als wenn nichts los ist im Stadion. Lustig ist es allerdings nicht, wenn der Schädel blutet, aber dann gibt es einen Turban, und es geht weiter. Dann bin ich umso heißer.“
Patrick Strasser