Rensings Arena-Comeback: Ein Garchinger macht’s möglich
Als Kahn-Nachfolger beim FC Bayern gescheitert, kehrt der Torwart heute mit dem 1. FC Köln nach Fröttmaning zurück. Sein Heimtrainer erzählt, wie er den vertragslosen Spieler fit gehalten hat
MÜNCHEN - Am Freitagabend wird Michael Rensing wieder in die Allianz Arena einlaufen – als Torhüter des 1. FC Köln. In zehn Jahren hat der potenzielle (doch dann gescheiterte) Kahn-Nachfolger für den FC Bayern 80 Spiele in der Bundesliga, im DFB-Pokal und im Europapokal bestritten, bis er im Sommer 2010 enttäuscht den Verein verließ – und sich auf eigene Kosten mit seinem ehemaligen Jugend-Torwarttrainer fit hielt. Die AZ sprach mit Daniel Weber vom VfR Garching.
AZ: Herr Weber, wann haben Sie zuletzt mit Michael Rensing gesprochen?
DANIEL WEBER: Ich habe gerade im Moment den Hörer aufgelegt.
Das klingt nach einem engen Kontakt.
Wir kennen uns seit elf Jahren, seit Michael mit 16 zu Bayern kam.
Und nachdem sein Vertrag bei Bayern nicht verlängert wurde, kam er auf Sie zu wegen des Trainings?
Wir hatten uns im letzten Sommer zufällig wiedergetroffen, wobei der Kontakt nie völlig abgebrochen war. Im vergangenen Sommer war das wieder intensiver, und so entstand die Idee, dass man doch besser woanders trainiert als auf dem Bayern-Gelände und jeden Tag vor Augen geführt bekommt, was vielleicht nicht so perfekt gelaufen ist.
Da haben Sie ihn mit zum Bezirksoberligisten VfR Garching genommen, wo Sie als Trainer arbeiten?
Ja, wir haben dort ganz explizit an Feinheiten gearbeitet, ein Trainingspensum absolviert, um ihn halt fit zu halten. Irgendwann wurde er ins Mannschaftstraining eingegliedert, weil wir nicht immer alles alleine machen konnten oder wollten. Von August bis Ende Dezember haben wir eh jeden Tag trainiert.
So viel trainiert doch kein Bezirksoberligist!
Ich bin von Beruf Sportlehrer, für mich ist das Alltagsgeschäft. Ob ich tagsüber meine Jungs in der Schule trainiere, am Abend noch meine Mannschaft hab’ oder auch noch andere Torhüter trainiere – ich stehe sowieso jeden Tag auf dem Platz. Da wurde halt alles andere ein wenig beiseite geschoben und ich musste für Michael ein bisschen mehr opfern.
Sie haben viel Aufwand betrieben: Videos von Rensings Torwartspiel analysiert, Einheiten mit Stabhochspringer Tim Lobinger ins Programm integriert...
Wir wollten Spezialisten zu Rate ziehen, was Beweglichkeit, Stabilisation, Krafttraining und Explosivkraft angeht. Michael kennt das ja vom FC Bayern.
Wie haben Sie ihn in dieser Zeit erlebt? Es gab ja sicher Aufs und Abs, wenn mal wieder ein Probetraining ohne Vertragsangebot endete.
Ach, das war gar nicht so viel. Es gab das Angebot aus England von Leicester City, es gab Gerüchte, wenn mal irgendwo ein Torwart nicht so gut gehalten hat, aber konkret war da nicht viel. Das Ganze war eine Geduldssache. Es war auch nicht so einfach, weil davor die WM war. In einem solchen Jahr sind die Wechselfenster ein bisschen anders.
Ende 2011 hat’s dann geklappt. Am Mittwoch vor einem Jahr unterschrieb Rensing in Köln, kehrte am 16. Januar fast ein Jahr nach seinem letzten Spiel wieder zurück ins Bundesliga-Tor und verlängerte im März seinen Vertrag bis 2013. Wie sehen Sie seine Leistung in Köln?
Er wirkt zufrieden, sehr aufgeräumt, gereift an der Sache, fokussiert auf das, was er tun mag und weiterhin sehr, sehr ehrgeizig – was ich ihm schon immer zugute gehalten habe.
Nun kehrt er erstmals zurück in die Allianz Arena. Werden Sie zuschauen?
Auf jeden Fall, wir sind mit mehreren Freunden von ihm im Stadion. Das ist wahnsinnig interessant mitzukriegen, was sich da drumherum abspielt. Wir sprechen oft über seinen Trainingsalltag in der Bundesliga. Nach dem Spiel werden wir uns bestimmt treffen – falls die Kölner nicht noch spontan nach Hause fahren wollen.