Rekordmann Lewandoski vermisst zwei Bayern-Stars jetzt schon
Diesmal trug er nichts drunter. Außer dem Sixpack war nichts unter dem Trikot von Robert Lewandowski. Lediglich pure Muskelmasse, die er zu jeder Faser anspannte und seine Freude über Saisontreffer Nummer 41 hinausbrüllte. Geschafft - auf den letzten Drücker. Mit dem allerletzten Ballkontakt, dem allerletzten Schuss.
Ein Abpraller, wie ihn Gerd Müller nicht schöner hätte hineinmüllern können.
Robert Lewandowski: Treffsicherster Schütze in Europa
"Höre niemals auf zu träumen", schrieb Lewandowski in den Sozialen Medien zu seinem geschichtsträchtigen Treffer, der die Torjägerkanone (seine sechste nach 2014, 2016, 2018, 2019 und 2020) veredelte. Mit dem Last-Minute-Tor zum 5:2 gegen den FC Augsburg hat sich Lewandowski auch noch den Goldenen Schuh als treffsicherster Schütze in Europa gesichert. Die nächste Auszeichnung wartet also schon, die Kanone vom Sportmagazin "Kicker" bekam der 32-Jährige direkt nach Abpfiff. Aus Lewandowskis Trophäenschrank ist wohl längst ein Zimmer geworden. Vielleicht sollte er schon mal über Räumlichkeiten für ein Museum nachdenken.
"Um so einen legendären Rekord muss man manchmal auch kämpfen"
Die 40 Treffer des Bombers der Nation aus der Saison 1971/72 sind also ausgelöscht. Die Ewigkeit hat neu begonnen. Die Rekordjagd zuvor wurde zum Actionkrimi - mit zwei Hauptdarstellern, jeweils besetzt von polnischen Darstellern: 007 Lewy und "Bösewicht" Rafal Gikiewicz. Denn Augsburgs Torhüter parierte jeden Lewandowski-Versuch. Ein Landsmann-Komplott? "Sauer war ich nicht", so Lewandowski, "aber ein bisschen enttäuscht. Um so einen legendären Rekord muss man manchmal auch kämpfen. Das kommt nicht so leicht." Und das Beste zum Schluss. "Ich habe 90 Minuten versucht, mindestens ein Tor zu schießen. Dann kommt die letzte Aktion, und ich schieße das Tor. Ein Wahnsinnsgefühl. Ich hätte lieber vorher ein Tor geschossen, so war die Spannung bis zur letzten Sekunde da. Es war schwierig für mich emotional, geduldig zu bleiben." Für Lewandowski war das alles schließlich "Science-Fiction".
Er hat die Lizenz zum Treffen, Gikiewicz blieb ein Quantum Trotz.
Stil bewies Lewandowski, als er am Samstag Gerd Müllers Ehefrau Uschi aus Respekt und Bewunderung ein mit persönlicher Widmung versehenes T-Shirt überreichte. Schon nach seinem 40. Treffer, dem "Ausgleichstor" eine Woche zuvor in Freiburg (2:2), hatte er Müller mit einem ähnlichen Shirt samt Aufschrift "4ever Gerd" und dem Konterfei des Weltmeisters von 1974 geehrt.
Flickt lobt Lewys Leistung
"Absolut herausragend", nannte Trainer Hansi Flick Lewandowskis Meilenstein, betonte jedoch, dass der Treffer auch eine "Mannschaftsleistung" gewesen sei. Der eingewechselte Leroy Sané hatte geschossen, Goldfuß Lewandowski das richtige Näschen. "Ich möchte der Mannschaft danken. Sie haben mich oft gesucht", sagte der Mittelstürmer, der früher als egozentrischer Goalgetter galt.
Erst als er verstanden hat, dass ein Miteinander noch gewinnbringender sein kann, knackte er den Rekord, erzielte 41 der insgesamt 99 Ligatore der Bayern. Genau 41 Prozent - wie passend.
Kommende Saison könnte Lewandowski im Training die Klasse der Defensivspezialisten David Alaba, Jérôme Boateng und Javi Martínez fehlen. Sie waren seine Bessermacher. Für Flick ist Boateng "einer der besten Innenverteidiger Deutschlands. Ich habe gehofft, dass er mitkommt zur EM. Ich weiß, dass er gerne hiergeblieben wäre". Abwehrchef Alaba zeichne seine "soziale Kompetenz" aus. "Für mich", so Flick, "ist er das Herz der Mannschaft, der alle mitnimmt, alle vereint und Spieler auf den richtigen Weg begleitet."
Die Umarmung mit Lewandowski fiel besonders herzlich aus. Der Weltfußballer sagte traurig: "Es tut weh, nicht mehr mit allen im nächsten Jahr zusammenspielen zu können."