Reaktionen beim HSV: "Das werden wir nie vergessen"

Während die Bayern triumphierten, versank der HSV in Scham. 2:9 – nie verlor Bundesliga-Dino Hamburger SV höher.
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Mit der Hacke erzielt Claudio Pizarro das 7:0 gegen den HSV.
dpa Mit der Hacke erzielt Claudio Pizarro das 7:0 gegen den HSV.

2:9 – nie verlor Bundesliga-Dino Hamburger SV höher. Während die Bayern triumphierten, versank der HSV in Scham.

München - Trainer Thorsten Fink sprach von einem „schwarzen Tag“, Kapitän Heiko Westermann schämte sich, „dabei gewesen zu sein“, und Manager Frank Arnesen meinte blass: „Sowas bleibt in einem Fußballer-Herz sitzen.“ Debakel, Blamage, Schande – keines dieser Wörter schien zu groß für die höchste Pleite des Hamburger SV in 50 Jahren Bundesliga. 2:9 (0:5) bei Bayern München – ein ganzer Verein versank danach in Scham. „Wir haben auch unseren Stolz“, sagte Arnesen, „das werden wir nie vergessen.“

Von der Champions League hatte mancher an der Elbe noch vor dem Spiel geträumt, nur einen Punkt betrug der Rückstand auf Rang vier. An diesem Samstagabend war der HSV von europäischem Spitzenfußball so weit entfernt wie Altona 93. „Schlechter kann man nicht ausschauen, wir müssen nicht von Europa sprechen, sondern froh sein, dass wir 38 Punkte haben“, sagte Westermann. Mit versteinerter Miene fügte er an: „Ich schäme mich, das HSV-Trikot getragen zu haben. Das war unterirdisch.

So geht es nicht, so kann es nicht gehen.“ So ging es aber schon einmal – allerdings weit vor Westermanns Geburt. Am 7. März 1964, in der Premieren-Saison der Eliteklasse, verlor der HSV mit den Torschützen Uwe Seeler und Charly Dörfel ebenfalls 2:9 (1:3) in München, aber bei 1860. Zwei weitere Male unterlag Hamburg mit sieben Toren Differenz: 1:8 am 26. September 1970 bei Rot-Weiß Oberhausen und 0:7 bei Borussia Dortmund am 20. Mai 1967. 0:5 zur Halbzeit – das gab es noch nie. „Das war ein grausames Spiel für uns, wir haben heute viel verloren“, sagte Fink. Viel – viel mehr als nur ein Spiel.

Das erste Krisengespräch gab es noch auf dem Platz. Arnesen und Fink hielten es direkt nach dem Spiel, die Hände tief in den Taschen vergraben, beide schüttelten immer wieder den Kopf. Am späten Abend, noch im Hotel in München, wollten sie damit beginnen, das für Klub und Fans Unfassbare mit der Mannschaft aufzuarbeiten. Der Flug nach Hause war erst für Sonntagfrüh angesetzt. „Es ist gut, dass wir nun ruhig miteinander reden können“, sagte Arnesen, dann bekam er einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „Alles Gute, schöne Ostern“, rief ihm Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Gehen zu.

Schön? Mitnichten! Statt geruhsamer Eiersuche stand für den HSV eine bittere Analyse auf dem Osterprogramm. „Wir müssen alle anpacken und nächste Woche zeigen, dass das eine einmalige Sache war“, sagte Fink mit Blick auf das Spiel am kommenden Samstag (18.30 Uhr) gegen den SC Freiburg. Westermann gab dafür die Richtung vor. „Da werden jetzt klare Worte fallen müssen. Wer jetzt nicht kapiert hat, was die Stunde geschlagen hat, der tut mir leid“, sagte er. Arnesen will deshalb die Mannschaft nun „mental wieder klar bekommen“.

In München, wo es in den beiden vergangenen Jahren auch schon 0:5 und 0:6 geheißen hatte, fehlte es ihr an Elementarem. Zweikämpfe im defensiven Mittelfeld wurden gar nicht erst geführt, Torschüsse des Gegners viel zu selten verhindert. „Jeder sollte wissen, dass er noch nicht mal 20 Prozent gebracht hat. Da kann man sich schämen“, sagte Fink. Er sei „total sauer, total enttäuscht. Wir waren nur ein Spielball. Wir haben alle versagt, nicht nur das Team, das auf dem Platz stand.“ Westermann nannte das Auftreten einen „Witz“, bei den Gegentoren habe die Mannschaft meist „einfach gepennt“.

Eine echte Erklärung hatte keiner der Hamburger, die über diese schwärzeste Stunde sprechen wollten. Letztlich, sagte Westermann, könne man sich dafür „nur entschuldigen“. Fast die Sprache verschlagen hatte es Klub-Ikone Uwe Seeler. „Ich halt mich da raus“, sagte der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft am Tag nach dem Desaster: „Ich feier' lieber Ostern.“

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