RB Leipzig oder doch FC Bayern? Die 68-Prozent-Frage im Meisterkampf

München - Dafür, dass Thomas Müller unter Ex-Coach Niko Kovac zwischenzeitlich schon zum Ersatzspieler, zum "Not-am-Mann"-Profi degradiert worden war, lief die Hinrunde letztlich doch noch sehr erfolgreich für den Weltmeister.
Unter Kovac-Nachfolger Hansi Flick gesetzt im Mittelfeld, stellte Müller beim 2:0-Sieg gegen Wolfsburg einen neuen Bundesliga-Rekord auf. Die Vorlage zu Joshua Zirkzees 1:0 war bereits Müllers elfter Assist in der Bundesliga. Das war zuvor keinem Spieler in einer Hinrunde gelungen.
Ganz nebenbei leitete Müller auch noch Serge Gnabrys 2:0 mit einem langen Pass in die Spitze zu Robert Lewandowski ein. Müller, der Vorlagenkönig! Hinzukommen fünf eigene Treffer in allen Wettbewerben.
FC Bayern: Das sind die Marktwerte der Spieler
RB Leipzig hat sich Respekt erarbeitet
Klar, dass der 30-Jährige nach der Partie gut drauf war. "Wir sehen uns mit einem spannenden Titelkampf 2020 wieder, oder?", fragte er schmunzelnd in die Runde. Ganz so schnell wurde Müller aber nicht in den Abend entlassen, es gab ja noch ein paar Themen zu klären. Etwa dieses: Ist Herbstmeister RB Leipzig nun auch der härteste Rivale beim Kampf um die Meisterschaft? "Aktuell sind sie mit vier Punkten deutlich vor uns, aus eigener Kraft können wir also nicht Meister werden", sagte Müller auf Nachfrage der AZ. "Vom Kader her sind Leipzig und Dortmund wahrscheinlich die stärkste Konkurrenz."
Leipzig hat sich den Respekt der Bayern-Profis erarbeitet. Ein qualitativ so hochwertiges und ausgeglichenes Team wie die Sachsen von Trainer Julian Nagelsmann haben wohl nur die Münchner. "Es wird wichtig sein, dass wir gut aus der Pause kommen und nicht wieder so viele Punkte liegen lassen wie in der Vorrunde, sodass wir direkt Druck auf Leipzig und Gladbach aufbauen", sagte Joshua Kimmich.
Während die Borussia beim 0:0 gegen Hertha BSC zwei Zähler liegen ließ, gewann RB daheim mit 3:1 gegen den FC Augsburg. Timo Werner (18 Treffer in der Hinserie) formulierte anschließend klare Worte an die Konkurrenz. "Viele Mannschaften wissen noch gar nicht, was in uns steckt. Wir können noch viel mehr", sagte der Nationalstürmer bei "Sky": "Wenn wir das zeigen, können wir da, wo wir jetzt stehen, vielleicht auch am Ende stehen." Werners Meisteransage!
Neuer mit Kampfansage an Herbstmeister Leipzig
Der Konter aus München ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Bayern-Kapitän Manuel Neuer bezeichnete den Rivalen als "sehr stark", um dann eines klarzustellen: "Wenn wir unseren Stiefel runterspielen - das hat man beim Spiel in Leipzig gesehen -, dann sind wir die bessere Mannschaft." Aber: In 68 Prozent der Fälle wurde der Herbstmeister auch deutscher Meister. Ob RB bis zum Ende durchzieht?
"Was ich von Leipzig zuletzt gesehen habe, das war konstant und meistens souverän", sagte Ex-RB-Profi Kimmich. "Von daher glaube ich schon, dass die Leipziger ihre Punkte auch in der Rückrunde sammeln werden." Nach dem 1:1 im Hinspiel treten die Nagelsmänner bereits am 9. Februar in München an. Kimmich abschließend: "Das wird ein entscheidendes Spiel."
Auch Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ist optimistisch, dass es am Ende der Rückrunde doch noch Platz eins in der Liga wird. "In der Bundesliga beträgt der Rückstand zur Tabellenspitze vier Punkte – das ist nicht viel, zumal die Zwei, die vor uns stehen, beide in der Rückrunde noch bei uns in München antreten müssen. Wir haben also guten Grund, vorsichtig optimistisch auf die Rückrunde zu blicken", so Rummenigge in einer offiziellen Mitteilung des Vereins.
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