Rangnicks Videobeweis: Rot für Unsportlichkeit

Der Leipzig-Thriller dürfte dem letzten Zweifler und Unkenrufer offenbart haben, wie wichtig der Videobeweis ist, um König Fußball und seinen Fan-Untertanen von der Willkür der spontanen Entscheidung, die von so vielen Faktoren (Winkel, unbehinderte Sicht etc.) abhängt, zu befreien und dem Spiel mehr Gerechtigkeit zu geben. Bei allen technischen Mängeln, die der Videobeweis noch hat, führt kein Weg an ihm vorbei. Dass dieser erst ab dem Viertelfinale im Pokal eingesetzt wird und in der Champions League noch gar nicht, ist abstrus.
Klar ist auch, man muss den Auswüchsen, die bereits auf dem Platz stattfinden, entgegenwirken. Nach jedem (!) Pfiff, der der Kick-Elite nicht passt, wird der Referee gesten- und wortreich zum Einsatz der Technik gefordert. So, wie es jetzt abläuft, wird die Autorität des Schiedsrichters untergraben. Gegen diese neue Form der Rudelbildung muss vorgegangen werden - notfalls mit Gelben Karten.
Was sich aber RB-Leipzig-Boss Ralf Rangnick da (bei aller verständlichen Wut über den nicht gegebenen Elfer) geleistet hat, tritt den in der modernen Fußball-Welt schon arg gepeinigten Sportsgeist mit Füßen. Wer glaubt, den Handy-Beweis einführen und mit dem Smartphone in der Hand dem Referee die Fehler unter die Nase reiben zu können und so die Emotionen künstlich hochpusht, der agiert schlicht schäbig, der hat eine Rote Karte für unsportliches Verhalten verdient. Big Rangnick is watching you?
Die Aktion war nur dazu gedacht, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Dass Felix Zwayer in der 2. Hälfte diesem Druck nicht standhielt und einen Konzessions-Elfer pfiff, war die direkte Folge. Was kommt als nächstes? Ziehen die Spieler in Zukunft nicht mehr Zettel aus dem Stutzen, sondern ihre Handys und zeigen dem Schiri in Realzeit die neuesten Social-Media-Pöbler-Kommentare zu seiner Leistung? Es ist gut, dass Bayern-Star Mats Hummels sich Rangnick in den Weg stellte, ihm dazu ein paar passende Worte sagte.
Hummels hat sich vor die Mannschaft gestellt und gezeigt, was Oliver Kahn einst legendär einforderte: Eier!