"Psycho-Terror!" Brasilien klaut Dante das Finale

Dante und Luiz Gustavo müssen zur Nationalmannschaft, dürfen nicht zum Pokalfinale. Rummenigge ist stocksauer – dabei ist der DFB schuld.
von  Florian Bogner

Bayerns Abwehrboss Dante und Mittelfeldspieler Luiz Gustavo müssen zur Nationalmannschaft, dürfen nicht zum Pokalfinale. "Der absolute Wahnsinn!", sagt Schweinsteiger. Rummenigge ist sauer – dabei ist der DFB schuld.

München - Jupp Heynckes leitete gestern sein letztes Training an der Säbener Straße. Ein letztes Mal dirigieren, einheizen – heute geht’s für Bayern nach Berlin, zum Pokalfinale gegen Stuttgart (20 Uhr live in der ARD und bei Sky).

Nicht mit dabei sind dann die Brasilianer Dante und Luiz Gustavo – weil sie von ihrer Nationalmannschaft angefordert wurden und Donnerstagabend schon nach Rio reisten. "Der absolute Wahnsinn", urteilt Bastian Schweinsteiger. Karl-Heinz Rummenigge kocht.

"Wir wurden zu diesem Schritt genötigt", sagt der Bayern-Boss und unterstellt dem brasilianischen Verband CBF, er habe "Psycho-Terror" auf die Spieler ausgeübt. Beide seien einem "unmenschlichen, skrupellos und unfairen Druck" ausgesetzt und "in eine Situation gedrängt worden, die ich unakzeptabel finde", giftet Rummenigge: "Genau die Art Psychoterror, die ich hasse."

Warum fehlen Dante und Gustavo?

Beide sind schon vor Wochen von Brasilien zum Confed Cup (15. bis 30. Juni) eingeladen worden. Das Turnier mit acht Mannschaft ist der Test für die WM 2014. Die Statuten des Weltverbands Fifa besagen, dass die nominierten Spieler zwei Wochen vorher von ihren Vereinen freigestellt werden müssen – also ab Samstag.

Der Termin ist Bayern seit zwei Wochen bekannt. Man versuchte alles, doch der brasilianische Verband blieb hart. "Sonst würden uns die Brasilianer bei der Fifa anzeigen, das ist uns angedroht worden", sagt Rummenigge. Im schlimmsten Fall hätte man dann das Pokalfinale am grünen Tisch verloren.

"Diesen Zwist hätte ich gerne ausgetragen", sagt Rummenigge. Er entschied sich aber, im Sinne der Spieler zu handeln.

Wieso "Psycho-Terror"?

Dante und Gustavo wären eigentlich Samstagnacht direkt von Berlin aus nach Brasilien geflogen und Sonntagmorgen angekommen. Der CBF hatte aber Samstag, 16 Uhr, als Deadline ausgegeben – es ging also um nicht mal 20 Stunden!

Die Darstellung der Bayern: Hätten sich Dante und Gustavo verweigert, habe der CBF durchblicken lassen, dass das gleichbedeutend mit ihrem Karriereende in der Nationalmannschaft sei. Wir haben die Entscheidung unter dem Aspekt Menschlichkeit gefällt, weil wir nicht wollten, dass sich die Spieler zwischen Bayern und Brasilien entscheiden müssen, sagt Rummenigge.

Schweinsteiger: "Die Spieler arbeiten die ganze Saison auf so ein Finale hin. Dass man ihnen jetzt so die Chance nimmt, ist Wahnsinn." Manuel Neuer sagt: Es ist einfach nur traurig.

Pikant: Am Sonntag beim Testspiel der Brasilianer gegen England werden Dante und Gustavo nur Ersatz sein. Und: Superstar Neymar erlaubt man, am Montag auf eigene Kosten (250 000 Euro) per Privatjet nach Barcelona zu fliegen, um dort als Neuzugang vorgestellt zu werden...

Wer hat Schuld?

In erster Linie der DFB, der das Pokalfinale zu spät angesetzt hat. "Der Ursprungsfehler ist ein Planungsfehler des DFB", urteilt Rummenigge.

Beim DFB ist Helmut Sandrock für die Ansetzung zuständig. Der sagt, man habe "darauf vertraut, dass – wie in der Vergangenheit oftmals praktiziert – in Einzelfällen eine Einigung mit dem Nationalverband gefunden wird. Dass sich die Brasilianer so stur stellen, ist für uns absolut nicht nachvollziehbar."

Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach habe alles unternommen, um zwischen Bayern, Brasilien und Fifa zu vermitteln. Bayern-Trainer Jupp Heynckes rief Brasiliens Coach Luiz Felipe Scolari an – alles vergebens.

Rummenigge: "Dante ist immer fröhlich. Jetzt habe ich ihn das erste Mal mit extrem traurigen Augen gesehen."

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