Probezeit für die Supermacht
München - Abstiegskampf ist eine Vokabel, die man nicht kennt beim FC Bayern. Genau wie Tabellenletzter. Es ist die zweite Mannschaft von Trainer Hermann Gerland, die Sorgen macht. Doch vielleicht finden die kleinen Bayern nach dem 1:0 im Derby gegen Haching wieder in die Spur.
Sportdirektor Christian Nerlinger hatte dennoch einen entspannten Dienstagabend auf der Haupttribüne im Grünwalder Stadion, Leberkässemmel inklusive. Ab sofort gilt die Konzentration der Profimannschaft. Einzelschicksale – das heißt: am 30. Juni auslaufende Verträge, spielen vorerst keine Rolle. „Wir beschäftigen uns momentan damit nicht, das steht hinten an", sagte Nerlinger der AZ, „für uns geht es jetzt nur darum, unsere Spiele zu gewinnen."
Um genau zu sein: sieben Spiele in 25 Tagen. „Ich hoffe auf einen großen FC Bayern. Wir müssen alle Spiele gewinnen, wir sind bei Bayern München”, sagte Franck Ribéry am Mittwoch. Es ist die Prüfung der Saison, danach könnte man jegliche Titelchancen verspielt haben oder die Spielzeit doch noch vergolden.
Los geht es am Samstag beim Tabellenfünften FSV Mainz (18.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Es folgt das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Inter Mailand am Mittwoch – und dann ein Höhepunkt nach dem anderen: Borussia Dortmund kommt in die Allianz Arena (26. Februar), vier Tage später der FC Schalke zum Pokal-Halbfinale. Weiter geht es in Hannover (derzeit Sechster) am 5. März und gegen den HSV (derzeit Siebter) eine Woche später. Die heiße Phase endet mit dem Rückspiel bei Inter Mailand am 15. März.
Hitzfeld vergleicht Robben mit Messi
Vor dem Auftakt in Mainz kann man den Bayern eines nicht absprechen: das Selbstvertrauen, die Rückkehr der alten Selbstsicherheit. Und dazu hat es nur die Rückkehr des Flügel-Duos Arjen Robben und Franck Ribéry beim 4:0 gegen Hoffenheim gebraucht. Daraus speisen die Bayern ihre Zuversicht. „Die beiden sind Extraklasse und machen die Mannschaft unberechenbar. Unsere Offensive hat andere Qualitäten als die von Real oder Barca, steht deren aber nicht nach", sagte Kapitän Philipp Lahm der „Sport-Bild". Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld verglich Robben gar mit Weltfußballer Leo Messi vom FC Barcelona.
Auch Präsident Uli Hoeneß schwärmte: „Wir waren sehr froh, dass Arjen für vier Jahre bei uns unterschrieben hat. Aber bei all der Euphorie dürfen die Leute nicht vergessen: Am Samstag hat auch Ribéry eine überragende Partie gespielt. Nur mit beiden zusammen sind wir eine Supermacht.” Eine Supermacht, deren Probezeit nun beginnt. Mit den Schwerpunkten: Wir zeigen's Inter! Wollen Revanche fürs verlorene Finale 2010. Dann Schalke! Rache fürs 0:2 in der Hinrunde. Und Dortmund sowieso! Ebenso wegen des 0:2 im Hinspiel – und weil Schluss sein soll mit der bundesweiten Schwärmerei von Schwarz-Gelb.
Egal, dass der BVB souveräner Tabellenführer ist – die Bayern sehen sich als Allzeit-Primus. „Der FC Bayern ist nach wie vor die Nummer eins im deutschen Fußball", betonte Sportdirektor Nerlinger im „Münchner Merkur”. Nerlinger: „Ich denke, wir haben nun mit allen Spielern an Bord auch wieder die beste deutsche Mannschaft. Das wird man in eineinhalb Wochen im direkten Vergleich sehen." Wovon auch Hoeneß überzeugt ist. Er sagte kürzlich: „Noch ist zumindest im Rennen um Platz zwei nichts verloren. Zudem könnten wir uns ja auch über einen Sieg in der Champions League qualifizieren." Auch ein Weg. Groß gedacht.