Pro & Contra zum Fall Hoeneß
München - Angehende Sport-Manager schreiben im Rahmen ihres Studiums über den ehemaligen Manager des FC Bayern – diese Idee klang reizvoll für die Studenten an der Campus M University, einer Privatuniversität in München. Gesagt, diskutiert und schließlich gemeinsam mit der Abendzeitung umgesetzt: "Ist Uli Hoeneß an der Spitze der Bayern noch tragbar?"
So lautete die Frage der Projektarbeit, für die u.a. ein Kommentar geschrieben wurde. Hier eine Auswahl:
PRO
Anfang letzten Jahres hatte Hoeneß Deutschland mit seiner Selbstanzeige geschockt. Medialer Aufschrei. Halali zur Hetzjagd. Hoeneß hat Steuern hinterzogen. Doch soll er dafür ins Gefängnis? Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern im November 2013 hielten ihm die Mitglieder noch die Stange. Ein klares Votum pro Hoeneß. Bei ihm flossen Tränen – Mia san mia, komme, was da wolle.
Der FC Bayern hat Uli Hoeneß viel zu verdanken. Und auch menschlich war Uli immer da: Er half ehemaligen Spielern nach schwierigen Lebensphasen wieder auf die Beine, hielt Vorträge und spendete die Honorare, unterstützte bereitwillig Hilfsprojekte wie die Dominik Brunner Stiftung.
Bei all diesen Projekten handelte Hoeneß selbstlos und ohne großen medialen Aufwand zu betreiben; still und bescheiden, wie es sonst nicht immer seine Art ist. Ist es jetzt wirklich gerechtfertigt, ihn jetzt als Verbrecher darzustellen, als charakterlosen Betrüger?
Ja, der Bayernpräsident hat Fehler gemacht. Und ja, der moralische Zeigefinger, den er immer gerne erhoben hat, wirkt jetzt wie eine Farce. Dennoch: Es ist erschreckend, wie schnell jahrzehntelanges Engagement in Vergessenheit gerät. Menschen machen Fehler, und Uli Hoeneß ist ein Mensch. Für diesen Fehler soll er als Mensch bezahlen, nicht als Präsident des FC Bayern. (Christina Rudolf)
CONTRA
Im Fall Uli Hoeneß ist ein Fakt besonders markant: er ist der Repräsentant, das Herz eines traditionsreichen, international bekannten Fußballklubs. Dass ein derartiger Fauxpas auch den ganzen Verein in Verruf bringen könnte, das hätte ihm eigentlich Anlass genug sein müssen, sich nicht auf wilde Börsenkalkulationen mit unversteuertem Kapital einzulassen.
Der scharfe Kontrast zwischen seinen medienwirksamen Predigten und den nun aufgetauchten Vorwürfen, lässt viele Bayern nun schwer schlucken. Unglaubwürdig, scheinheilig, heuchlerisch – diese Begriffe drängen sich gerade auf.
Man wird ihm, dem gefallenen Idol, das sich nach wie vor hartnäckig an seine Ämter beim FC Bayern klammert, als sei er daran festgefroren, nicht so schnell verzeihen.
Klar, dass Hoeneß ohne seinen Verein nicht kann. Doch es wäre nicht zu viel erwartet, würde er sich, zumindest auf Zeit, von seinen Ämtern zurückziehen. (Eva Maria Zebisch)