Powerpoint trifft Medizinball

Die Bayern gegen den VfL Wolfsburg, Jürgen Klinsmann trifft auf Felix Magath. Wer setzt sich durch? Klinsmann-Hightech oder die alte Schule von Ex-Coach Magath?
von  Abendzeitung
Es war einmal: Felix Magath, hier noch in Diensten des FC Bayern.
Es war einmal: Felix Magath, hier noch in Diensten des FC Bayern. © dpa

Die Bayern gegen den VfL Wolfsburg, Jürgen Klinsmann trifft auf Felix Magath. Wer setzt sich durch? Klinsmann-Hightech oder die alte Schule von Ex-Coach Magath?

MÜNCHEN Beide sind nicht fit. Nicht so richtig. Immer noch zwickt Jürgen Klinsmann etwas der Rücken, Felix Magath dagegen hat kaum noch Zeit für die eigene körperliche Ertüchtigung. „Mein Zustand ist nicht so berauschend, vermutlich würde ich nicht mal einen Halbmarathon schaffen“, sagte Magath im „kicker“. Ausgerechnet er, der Fitnessfanatiker. „Ich bin außer Form und lasse lieber die Spieler laufen.“

Dass die ins Duell mit seinem ehemaligen Arbeitgeber fit ins Spiel gehen werden, ist keine Frage. Wenn der FC Bayern am Samstag im Heimspiel mit Klinsmann auf Magath trifft (15.30 Uhr), treffen zwei Welten aufeinander: Powerpoint und Medizinball.

Am 31. Januar 2007 war Magath nach eineinhalb Jahren und einem doppelten Double als Bayern-Trainer entlassen worden, im Sommer 2007 trat er seinen Job in Wolfsburg an. Einen Multifunktionsjob. Magath ist Trainer, Manager und Geschäftsführer und Personalunion – und Verfechter traditioneller Trainingsmethoden. Sein Credo: „Erfolgreicher Fußball kann nicht veraltet sein.“ Eine AZ-Gegenüberstellung.

Mitarbeiter

Klinsmann engagierte bei Amtsantritt einen international zusammengesetzten Stab, der zwei Assistenten (Vasquez, Junghans, Theslof) sowie die Fitness-Coaches Schmidtlein, Wilhelmi, Norman und Martins umfasst. Magath hatte bei Bayern neben Assistent Seppo Eichkorn für all das Werner Leuthard, den er mit nach Wolfsburg nahm. Früher sechs Jahre bei der Bundeswehr führte Oberleutnant Leuthard die Bayern wie ein Regiment. Heute im Team mit Eichkorn und Ex-Profi Hollerbach die Wolfsburger.

Methoden

Klinsmann hat die Stars fit gemacht, für ihn ist das die Voraussetzung des Erfolgs. „Wir kriegen so langsam die ersten Ergebnisse unserer sehr intensiven Trainingsarbeit der letzten drei Monate“, sagte er, der gegen Wolfsburg neben Philipp Lahm (Anbruch des Fußwurzelknochens) auch auf Luca Toni (Rippenprellung) verzichten muss. Mit seinem Stab bedient sich Klinsmann der neuesten Hightech-Erkenntnisse, während Magath auf Muskelkraftzugewinn durch Hanteln und Medizinbälle setzt. „Die Verwissenschaftlichung des Fußballs ist nicht mein Ding“, sagt er, „ich habe noch nie einen Laktattest machen lassen.“ Bei Bayern ließ Magath die Profis in Hochhäusern und Stadien erbarmungslos Treppen rauf- und runterlaufen oder in Turnschuhen den Wallberg (1722 m) erwandern.

Ansprache

Klinsmann hat im neuen Leistungszentrum an der Säbener Straße ein Auditorium mit fünf Dolmetscher-Kabinen errichten lassen, dem Coach geht es um die Persönlichkeitsentwicklung der Spieler. Darüber hinaus setzt er auf Vier-Augen-Gespräche mit den Spielern. „Am Ende entscheidet oft nur der Kopf - und der wird im Fußball nicht trainiert“, meinte Klinsmann, „keinem Trainer wird erklärt, wie er im geistigen Bereich mit den Spielern arbeiten soll.“ Daher hat er Sportpsychologe Philipp Laux verpflichtet. Magath ist anders. Ganz bewusst baut er eine Distanz zu den Spielern auf, er geht davon aus, dass man Spielern nur im Mannschaftsgefüge noch etwas beibringen könne. Persönliche Unterredungen fallen relativ trocken und wortkarg aus.

Möge die bessere Methode gewinnen.

Patrick Strasser

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