Polizeibilanz zum Bayern-Spiel: "Neue Dimension der Gewalt"

162 Schläger werden festgesetzt, 16 Polizisten verletzt: Als 120 Bayern-Ultras vor dem Spiel auf 400 Nürnberg-Fans losgehen, geht die Polizei dazwischen. Die Nürnberger wollen zurückschlagen - und werfen Steine auf die Beamten. Rummenigge: "Sind entsetzt und enttäuscht"
München - Sturmhaube, Mundschutz und Quarzsand-Handschuhe: Manche Fans hatten sich für's Derby am Samstag in der Allianz Arena zwischen FC Bayern München und dem 1. FC Nürnberg schon für Randale gerüstet. Die gab es dann auch.
Mit 71.000 Zuschauern war die Partie ausverkauft. Aufgrund der traditionellen Rivalität der beiden Fanlager war sie im Vorfeld vom Polizeipräsidium München als sog. „High-Risk-Spiel“ eingestuft worden.
Bereits am Vormittag trafen sich circa 150 Bayern-Fans, darunter Münchner Ultras, in der Münchner Innenstadt, am Odeonsplatz und fuhren anschließend mit der U-Bahn in Richtung Allianz Arena. Etwa 120 Münchner Ultras sammelten sich später im Bereich des U-Bahnhofs Fröttmaning.
Als rund 400 Nürnberger Fans gegen 12.30 Uhr unter Polizeibegleitung aus dem U-Bahnhof Fröttmaning kamen, liefen die Münchner Ultras geschlossen auf sie zu. Laut Polizei konnte nur durch sofortiges Einschreiten verhindert werden, dass die Fronten im Bereich des Autobahnzubringers aufeinander treffen.
Obwohl sich die Münchner Ultras relativ zügig wieder entfernten, versuchten nun die Nürnberger, zu ihnen vorzudringen. Dabei griffen sie die sie begleitenden Polizeikräfte an. Die wiederum setzten Schlagstock und Pfefferspray ein, um die massiven Angriffe abzuwehren. Die Angreifer warfen Flaschen und Steine auf die Polizisten und schlugen auf sie ein. Teilweise wurden die Steine in Papier gewickelt, um sie als eine Art „Schleuder“ zu verwenden. Zunächst hatte es geheißen, Bayern-Fans hätten mit den Steinen geworfen.
Die Gruppe der Nürnberger Fans wurde im Bereich der Autobahnüberführung festgesetzt, nachdem weitere Polizisten eingetroffen waren. Sie wurden dort überprüft. Währenddessen wurden weiterhin Steine auf die Fahrbahn und auf die Einsatzkräfte geworfen. Der Verkehr auf der Werner-Heisenberg-Allee wurde vorübergehend angehalten.
30 Problemfans, davon 24 aus dem Fanlager des 1. FC Nürnberg, wurden unter anderem wegen Körperverletzung, Landfriedensbruchs, Gefangenenbefreiung, und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte festgenommen. 31 weitere Personen, davon 29 Heimfans, wurden in Gewahrsam genommen. Von weiteren 162 Personen stellte die Polizei die Identität fest.
Bei den Festgenommenen wurden Sturmhaube, Mundschutz und Quarzsand-Handschuhe sichergestellt. Die restlichen Personen wurden nach der Überprüfung zum Stadion begleitet.
„Ein derartige massive Gewalt und eine solche Brutalität gegen die eingesetzten Polizeibeamte hat es bei einem Fußballspiel in München seit Jahren nicht gegeben“, sagte Polizeivizepräsident Robert Kopp zu den Angriffen, bei denen insgesamt 16 Polizisten durch Angriffe verletzt wurden. Zudem wurden vier Streifenwägen und anderen Einsatzmittel beschädigt.
Im weiteren Verlauf des Einsatzes wurden weitere Störungen in und um das Stadion durch konsequentes Auftreten der Polizeikräfte unterbunden, wie die Polizei mitteilte. Auch ein Teil der Nürnberger Ultras wurde gestoppt, der zu Spielbeginn versuchte, sich hinter einem Block zu sammeln, um gegebenenfalls in Richtung der Münchner Ultras vorzudringen.
Polizeivizepräsident Robert Kopp bedauert sehr, dass sich faires Verhalten noch nicht bei allen Fußballanhängern durchgesetzt hat, und dass ein Teil derart aggressiv gegen Polizeibeamte vorgeht. „Wir haben eine neue Dimension von Gewalt in München gegenüber Polizeibeamten feststellen müssen.“, so Robert Kopp weiter. „Wir bedanken uns deshalb ganz besonders bei allen denjenigen Fans, welche sich friedlich und sportlich interessiert am gestrigen Fußballspiel gezeigt haben. So wünschen wir uns Fußball.“
Auch der FC Bayern äußerte sein Bedauern. „Wir sind entsetzt und enttäuscht, was vor dem Spiel gegen FCN passiert ist. Für das Verhalten dieser Ultras gibt es keinerlei Entschuldigung. Wir sind enttäuscht, dass es selbst in einer sportlich so erfolgreichen Situation so etwas vorkommen kann“, sagte Präsident Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag.